11.11.2015, 23:01 Uhr
HP sieht dort Potenzial, wo Apple schläft
HP Inc. will sich nicht neu erfinden, aber mit neuen Innovationen punkten. Computerworld berichtet aus New York.
Man muss nicht Psychologe sein, um zu verstehen, dass sich Schlagworte bei mehrmaliger Wiederholung unterschwellig ins Bewusstsein einnisten. «Performance, Industrie und Innovation»: Diese drei Stichworte fielen an HPs Event in New York mehr als einmal. «Was wir wirklich ankurbeln wollen, ist die Innovation, sagt Jeff Wood, HP Inc.'s Vizechef. Am Brand und an HPs Perspektive werde sich nach der Firmenspaltung nichts ändern, versichert er. Passend zum schwindenden PC-Markt und zu Apples weniger differenzierten Workstation-Ausrichtung, adressiert HP den Konzern aus Cupertino gleich direkt: «Man könnte meinen, der PC-Markt schwindet, aber wir fokussieren weiterhin auf die wichtigsten Bereiche», so Wood. Apple sei zum Beispiel weniger im Workstation-Bereich anzutreffen. Das wiederum helfe HP, dieses Segment weiter auszubauen. Doch würden Innovationen auch zufällig passieren, etwa durch Anrufe von Hardware-Partnern, die jetzt schon an Leistungsgrenzen stiessen. Wenn man zum Beispiel in der Filmindustrie schon an 8K denkt, werde bald ein sechsmal höheres Datenvolumen anfallen - und damit noch mehr RAM und noch mehr Cores zur Kompression und Dekompression der Datenmengen.
Neuer SSD-Turbo für die Z-Workstations
Dieser Datenflut Herr werden will HP mit der SSD-Steckkarte HP Z Turbo Drive Quad Pro. Speziell: Die 1375 Dollar teure PCI-Express-Karte nimmt im Innern gleich vier 256-GB-Module der Z Turbo Drive G2-Serie auf. Dank NVMe-Anbindung schafft das modulare Laufwerk die sechzehnfache Geschwindigkeit einer SATA-SSD. Die sequenzielle Leistung von bis zu 9 GB/s dürfte vor allem der Film- und CAD-Industrie ordentlich Rechenleistung beisteuern. Das «Quad Pro»-Turbolaufwerk passt zum Beispiel in die HP Workstations Z440, Z640 und Z840.
HPs «neuer Star»: das ZBook Studio
Gemeinhin als Star der Vorführung wahrgenommen wurde das Workstation Notebook ZBook Studio. Es vereint die Power der Desktop-Brüder unter einem 18 mm dünnen Chassis. Spartanisch ausgestattet ist die Hardware keineswegs: Im Gegensatz zu einem MacBook Pro kommt irgendwann in dem 2 kg schweren 15,6-Zoll-Notebook erstmals ein Vierkern-Xeon-Prozessor zum Einsatz!
Ob das noch in diesem Jahr geschieht, ist weniger wahrscheinlich. Je nach Konfiguration verbaut HP bis zu 32 GB ECC-RAM, eine Nvidia Quadro M1000M und bis zu 2 TB flinken NVMe-SSD-Speicher, basierend auf «HP Z Turbo Drive G2»-Laufwerken. Den genauen Preisrahmen wollte HP noch nicht nennen. Ein HP-Sprecher vor Ort meinte gegenüber Computerworld, erste Modelle starten ab ca. 1699 US-Dollar und kommen im Dezember auf den Markt.
DreamColor-Displays und Thunderbolt 3.0
Die Qual der Wahl hat ein Verbraucher auch bei der Display-Ausstattung: nämlich zwischen Full HD und HP DreamColor. Die speziellen «DreamColor»-Displays lösen in 4K auf und ermöglichen einen erweiterten Farbraum für besonders farbkritische Anwendungen, zum Beispiel in der Druckvorstufe. Das ZBook Studio fühlt sich sogar ähnlich an wie ein vergleichbar schweres MacBook Pro. Im Vergleich zu Dell positioniert es sich irgendwo zwischen der Dell «Precision»- und Elite-Serie. Interessant: HP setzt bei den dünnen Workstation-Boliden auf Thunderbolt 3.0.
Wer besonders viel Peripherie anzuschliessen hat, kann über das neu lancierte HP Thunderbolt Dock bis zu zehn Geräte, darunter auch USB-3.1- oder DisplayPort-1.2-Hardware, einbinden. Das Dock wird über nur ein Kabel mit dem Thunderbolt-3.0-Anschluss des Ultraboooks verbunden. Die Docking-Erweiterung kann zudem mit den neuen ZBooks (G3) genutzt werden, bei denen HP die Akkulaufzeit um bis zu 69 Prozent verbessert hat.
Die Modellpositionierung des neuen ZBook Studio ist geschickt: Je nach Konfigurationsvariante, die es auch mit Core-i-Prozessor gibt, kann ein Kunde flexibler zwischen schneller Ultrabook- oder Workstation-Leistung wählen. Ausserdem hat HP mit dem t730 seinen ersten Thin Client lanciert, der dank einer 3,6 GHz schnellen AMD-Quad-Core-CPU und optionaler AMD FirePro bis zu sechs Bildschirme in 4K-Auflösung verbindet. Parallele und serielle Legacy-Anschlüsse sind bei dem auf Windows 10 IoT Enterprise basierenden Thin Client nach wie vor vorhanden.