Schweizer Mäuse

Microsoft und Mickey Mouse

Mit der Logitech P4 gelang den Jungunternehmern sehr schnell der Durchbruch. Firmen mit klangvollen Namen wie Apple, NEC, Olivetti oder Wang vertrauten der Kompetenz der Schweizer und beauftragten sie mit der Produktion von Mäusen, die sie dann unter eigenem Namen anboten.
Den «MouseMan»  von Logitech gab es sowohl für Links- als auch für Rechtshänder
Quelle: Computerworld
Gewichtigster Konkurrent in diesem Marktsegment des durch Heimcomputer und Macintosh populär gewordenen Zeigegeräts war Microsoft selber. Der DOS-Entwickler hatte 1983 eine Maus für den IBM-PC lanciert, die allerdings mit einer eigenen Steckkarte daherkam. Den Durchbruch brachte die Entwicklung der seriellen Maus, die ohne zusätzliche Steckkarte an der RS-232-Schnittstelle an­geschlossen werden konnte. Ab der DOS-Version 2.0 sorgte Microsoft ausserdem dafür, dass Treiber frei installiert werden konnten. Damit wurde die Konfiguration beliebiger Computersysteme für den Einsatz von DOS und der Maus erheblich vereinfacht.
Das war dann auch der Zeitpunkt für Logitech, nicht nur für andere zu produzieren, sondern mit der «Logi-Mouse» den Weltmarkt zu erobern – mithilfe der wohl populärsten Maus der Welt, der Mickey Mouse. Mit einer Mickey-Mouse-Kampagne und dem Slogan «Logitech – America’s next favorite mouse» verschafften sich die Schweizer einen glänzenden Einstieg in den amerikanischen Markt. Mit 99 Dollar kostete die Logi-Mouse ausserdem nur gerade die Hälfte der damals den US-Markt beherrschenden Microsoft Mouse.

Design und Ergonomie

Zu Beginn der 1990er-Jahre entwickelte Logitech ein weiteres verkaufsträchtiges Argument für seine Geräte: die Ergonomie. Die optimale Haltung für die mäuselnde Hand erfordert einen geschwungenen Körper und eigene Ausführungen für Rechts- und Linkshänder. Dies ergab eine von der Beratungsfirma Biomechanics Corporation of America im Auftrag von Logitech durchgeführte Analyse, berichtete Computerworld. Den Zuschlag für die definitive Gestalt der neuen «MouseMan»-Produktlinie erhielt der Schwarzwälder Designer Hartmut Esslinger, der damals auch für das Gehäuse des Macintosh, des Nextcube und der Sparc­station verantwortlich zeichnete. Der geschwungene Mäuserumpf und die Tastenanordnung hätten gemäss Logitech dämpfenden Einfluss auf die Entwicklung des «Carpal Tunnel Syndroms». Diese Handgelenkserkrankung konnte auch aufgrund des intensiven Gebrauchs der Maus auftreten.
Logitechs ergonomischer Ansatz waren Mäuse für Links- und Rechtshänder sowie frei programmierbare Tasten. Eine neue Entwicklung – parallel zu der von Microsoft – war die umgedrehte Maus. Beim «TrackMan Portable» liess sich die integrierte Kugel mit dem Daumen bedienen. Dank der seitlich angebrachten Klammer konnte das Gerät an den damals boomenden Laptops montiert werden. Das Versprechen des Herstellers, der TrackMan liesse sich «ganz einfach» von rechts- auf linkshändige Bedienung umstellen, verärgerte allerdings die Computerworld-Leser.
In einem Leserbrief heisst es: «Als der TrackMan auf den Markt kam, rief ich, begeistert davon, dass es endlich eine Alternative zur Maus gibt, bei Logitech an und wollte ein Exemplar für Linkshänder bestellen.» Die Kundenberatung beschied dem Leser, dass es keinen TrackMan für Links­händer gäbe. Allerdings könne er doch «per Programm die Funktionen von linker und rechter Taste vertauschen». «Als ob das dem Daumen auf den Ball helfen würde …», war sein Kommentar. Die daraufhin kontaktierte Entwicklungs­abteilung beschied ihm, dass «die Herstellung eines Trackball-Gehäuses für Linkshänder zu teuer gewesen wäre». Er solle halt mit der Maus arbeiten. Was der Computerworld-Leser vermutlich dann auch tat.



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