Digitalisierung der Lieferketten
23.11.2022, 15:15 Uhr
Komplexität nicht unterschätzen
Lieferketten zu digitalisieren, stellt sich oft als schwierig heraus. Die vielen Herausforderungen scheinen Unternehmen abzuschrecken, den ersten Schritt zu tun – es gibt einige Faktoren, die den Erfolg begünstigen können.
Viele Menschen sind heute an nahtlose Anwendererfahrungen gewöhnt, dies nicht zuletzt vorangetrieben durch die Digitalisierung. Von Unternehmen wird erwartet, dass diese ihre Dienstleistungen schnell und reibungslos erbringen. Um den Erwartungen gerecht zu werden, müssen Organisationen die internen Betriebsprozesse und insbesondere die Lieferketten effizient aufstellen und digitalisieren.
Das Zusammenspiel verschiedener Abteilungen und Lieferanten, die oft mit unterschiedlichen Standards und digitalen Reifegraden arbeiten, macht die effiziente Digitalisierung von Prozessen im Bereich der Lieferketten zu einer besonderen Herausforderung. Getrieben durch die Erwartungen von Kundinnen und Kunden, Lieferanten und Mitarbeitenden, haben viele Firmen bereits weitgreifende Massnahmen getroffen, um die Digitalisierung der Lieferketten voranzutreiben. Dies auch mit Blick auf Kosteneinsparungen, die Bewältigung von strukturellen Veränderungen, den Ersatz von veralteten Systemen oder die Erfüllung von Nachhaltigkeits- und Sicherheitsstandards. Die Resultate fallen jedoch sehr unterschiedlich aus.
Schwierigkeiten bei der Transformation
Viele Unternehmen unterschätzen bei der Digitalisierung oft den Aufwand und die Komplexität einer solchen Transformation. Gerade bei den Lieferketten, die von Natur aus schon einen komplexen und mehrschichtigen Bereich darstellen, werden die Risiken und Herausforderungen häufig nicht richtig eingeschätzt. Vor allem die eigene Fähigkeit, intern den digitalen Wandel funktionsübergreifend voranzutreiben, erweist sich für viele Unternehmen als besonders schwierig. Auch sehen sich viele Unternehmen mit der Schwierigkeit konfrontiert, über einzelne Technologien hinaus zu planen, was erforderlich ist, um unterschiedliche digitale Reifegrade zu bewältigen. Die Bereitschaft, adaptive Strategien zu implementieren, die Anpassungen ermöglichen, wenn sich die Technologie weiterentwickelt und die Unternehmen ihren Schwerpunkt verlagern, ist ebenfalls oft eine Herausforderung.
Zögern ist keine Option
Trotz dieser Herausforderungen müssen Unternehmen die Digitalisierung ihrer Lieferketten in Angriff nehmen und eine solche Transformation als integralen Bestandteil ihrer Strategie verstehen. Die Firmen, die einer Digitalisierung zu zögerlich gegenüberstehen, könnten ins Hintertreffen geraten und durch effizientere und agilere Unternehmen abgehängt werden. Die Umgestaltung der betrieblichen Strukturen und Prozesse ist anspruchsvoll.
Um eine erfolgreiche Transformation zu erreichen, muss eine Reihe von Faktoren berücksichtigt werden. Die Digitalisierung von Prozessen sollte einerseits im Hinblick auf den Endzustand gestaltet werden, das heisst aktuelle Einschränkungen ignorieren und erst wieder am Ende berücksichtigen. Andererseits sollten Unternehmen die Transformation zu einem funktionsübergreifenden Ziel machen. Weiter sollten Tech-first-Ansätze, bei denen die Technologie die Strategie vorgibt, vermieden werden, da sie selten die geschäftlichen Anforderungen berücksichtigen und später zu Schwierigkeiten führen können.
Die Digitalisierung der Lieferketten ist kein Einzelprojekt – vielmehr handelt es sich um eine neue Art, zu agieren und sich weiterzuentwickeln. Sowohl operative als auch technologische Entscheidungen müssen anpassungsfähig sein und aufeinander abgestimmt werden, um mit der Innovationsgeschwindigkeit und der wirtschaftlichen Dynamik Schritt halten zu können. Unabhängig davon, ob die Digitalisierung intern oder extern vorangetrieben wird, sollten Firmen die Transformation annehmen und den ersten Schritt in die neue Ära machen.
Die Autoren
Richard Bradley ist Partner bei Deloitte Schweiz.
Claudia Fojan ist Director bei Deloitte Schweiz.