Der steinige Weg zum Multi-Cloud-Management
Herausforderungen
Dem Beratungskonzern Teknowlogy zufolge sehen 80 Prozent der mittelständischen und grossen Unternehmen, die eine Multi-Cloud-Architektur betreiben, in der technologischen Komplexität die grösste Herausforderung dieses Infrastruktur-Konzepts. Mit knapp 70 Prozent folgt die kaufmännische Komplexität, so Wolfgang Schwab, Principal Consultant bei der Teknowlogy-Tochter PAC. Die Datenintegration über verschiedene Cloud-Modelle hinweg sowie das Sicherstellen von Ende-zu-Ende-Security nennen jeweils
60 Prozent der von Teknowlogy Befragten.
60 Prozent der von Teknowlogy Befragten.
«Um ihre IT-Architektur nicht zu komplex werden zu lassen, sollten Unternehmen ihren Best-of-Breed-Ansatz nicht überstrapazieren», empfiehlt Wolfgang Schwab. «Im IaaS-Bereich ist eine Dual-Vendor-Strategie schon aus Verfügbarkeitsgründen sicher sinnvoll, es müssen aber nur in Ausnahmefällen drei oder vier Anbieter parallel genutzt werden. Bei PaaS kann eine etwas höhere Zahl sinnvoll sein, wenn die benötigten Funktionen bei einzelnen Anbietern tatsächlich deutliche Vorteile liefern können. Hier ist eine Einzelfallbetrachtung notwendig.»
“Um Cloud- und Business-Dienste aufeinander abzustimmen, sind standardisierte Prozesse unverzichtbar, die sich am Lebenszyklus der Cloud-Dienste orientieren„
Philipp Kleinmanns, Leiter Portfolio-Management bei Materna Information & Communications SE
Weitere Herausforderungen nennt Philipp Kleinmanns, Leiter Portfolio-Management beim IT-Dienstleister Materna: «Ein zentraler Aspekt ist die Kostenkontrolle. Hier geht es darum, die tatsächlichen Kosten der zahlreichen Cloud-Services zu ermitteln und zu steuern. Vor allem das Controlling bereitet in der Praxis Schwierigkeiten.»
Die Abrechnung der unterschiedlichen Cloud-Anbieter, so Kleinmanns, ist nicht trivial. «Kostenvergleiche sind schwierig, vor allem bei Anwendungen. Hier gibt es zwei Ansätze, um die Kosten transparent zu machen. Zum einen können die Cloud-Services auf Business-Services gemappt werden, um den Nutzen eines Dienstes und damit seinen Wertbeitrag zum Unternehmen zu ermitteln. Zum anderen erlauben es viele aktuelle Cloud-Management-Lösungen, den Workload einer Anwendung bei verschiedenen Anbietern zu simulieren und so Aussagen zu den möglichen Kosten zu treffen.»
Die Zukunft der Multi-Cloud
Laut dem Report «Future of Multi-Cloud» (FOMC) der Marktforscher von Foresight Factory für die Region EMEA sind vor allem fünf Herausforderungen bei einer Multi-Cloud zu bewältigen:
Organisationsstrukturen: Die Multi-Cloud ebnet zwar den Weg für Innovationen, indem Cloud-Architekten, DevOps, NetOps und SecOps gemeinsam Dienste entwickeln. Aber dafür gilt es, Organisationsstrukturen anzupassen und Silos aufzubrechen.
IT-Strukturen: Der gesamte Prozess der Digitalisierung erfordert die Fähigkeit, Anwendungen nahtlos zwischen verschiedenen Formen der Bereitstellung zu bewegen - sei es On-Premise, Private Cloud oder Public Cloud. Auch hierfür sind die Strukturen anzupassen.
Fachkräftemangel: Die Anzahl der verfügbaren Arbeitskräfte hinkt weiter hinter der technologischen Entwicklung und den Geschäftsanforderungen hinterher. So sollten Entscheidungsträger das Potenzial der Jugend und die Vielfalt der Branche nutzen sowie intelligente, kontextbezogene und automatisierte Lösungen stärker einsetzen.
Security: Angesichts der stark zunehmenden Sicherheitsgefahren musst unbedingt ein robustes, zukunftssicheres Gesamtsystem aus integrierten Security- und Cloud-Lösungen aufgebaut werden. Dieses System muss den Verantwortlichen mehr Kontext, Kontrolle und Transparenz bezüglich der Bedrohungslandschaft bieten.
Compliance: Durch die wachsende Cloud-Nutzung wird unter Umständen die Einhaltung geltender Gesetze erschwert. Entsprechend ist darauf zu achten, insbesondere DSGVO-konforme Lösungen einzusetzen.