Update für Purity
19.02.2019, 16:19 Uhr
Pure Storage setzt auf die Cloud
Pure Storage drückt aufs Gas und will künftig auch im Geschäft mit Data Protection mitmischen. Hierfür setzt der Hersteller auf die Cloud. Mit einer weiteren Neuankündigung will der Spezialist für Flash Storage Latenzen senken und die Server seiner Kunden entlasten.
Speicherspezialist Pure Storage baut aus und drängt stärker ins Geschäft für Back-up und Archivierung. Zusätzlich zu Anwendungsbereichen wie SAP, maschinelles Lernen oder VDI soll Data Protection künftig zu einem weiteren Standbein für das Unternehmen werden. «Wir wollen dort sein, wo wir grosse Dinge bewegen können und einen hohen Impact haben», nennt Markus Grau, Principal Systems Engineer bei Pure Storage in einem Hintergrundgespräch mit der Computerworld-Redaktion die Beweggründe.
Vergangenes Jahr akquirierte der Speicherhersteller das Unternehmen Store Reduce, einen Anbieter von Storage Software. Besonders interessant ist deren Technik für die Datendeduplizierung. Pure Storage hat Store Reduce inzwischen komplett absorbiert. Damit ist auch der Name verschwunden. Die gleichnamige Lösung von Store Reduce heisst neu Object Engine und der Hersteller hat grosses damit vor.
Bei Pure will man mit der Technik Kunden von der Disk-zu-Disk-zu-Tape-Ära in ein neues Zeitalter führen: Flash-zu-Flash-zu-Cloud (F2F2C) soll die Prämisse künftig in IT-Abteilungen lauten. Statt auf Band, würden Daten künftig in der Cloud in Objektspeicherumgebungen archiviert und bei Bedarf aus in in die Flash-Speicher der Kunden zurückgespielt.
Die Object Engine soll die Brücke zwischen On-Premise-Flash-Speicher und der Cloud schlagen, umreisst Grau die Vision von Pure Storage. Dass Kunden ihre bisherigen Speicherlösungen nicht einfach über Bord werfen, ist auch Grau klar. Die Object Engine lasse sich deshalb in bestehende Infrastrukturen integrieren und sei kompatibel mit Back-up- und Archivierungsprodukten bekannter Hersteller.
Der Kunde nutzt grundsätzlich weiterhin seine Back-up- und Archivierungslösungen wie Veritas, Commvault oder Veeam. Allerdings bietet sich Anwendern mit der Object Engine ein zusätzliches Ziel für die Datenspeicherung. «Die Prozesse bleiben für die Anwender gleich, sind aber deutlich schneller», verspricht Grau.
Object Engine soll Kosten sparen
Flash ist schneller, verbraucht weniger Energie und senkt die Latenzzeiten in der Speicherumgebung im Vergleich zu Disk-basierten Speichern. Hinzu kommen steigende Anforderungen an die Technik aufgrund von Big Data Analytics oder Machine Learning, was leistungsstarken Storage erfordert.
Doch Flash kostet noch immer mehr als Disk und Tape. Durch die Deduplizierung könne sich das F2F2C-Modell hingegen rechnen. Object Engine reduziert Daten laut Grau um bis zu 97 Prozent, im eigenen Rechenzentrum und in der Cloud. Das senke wiederum den Preis pro Gigabyte Storage deutlich.
Hinzu kommt, dass für die Datenanalyse auch historische Daten interessant sind, um Entwicklungen zu analysieren und Trends abzuleiten. Sind die Informationen auf Tape gespeichert, dauert deren Auslesung, was Auswertungen erschwert.
Object Engine werde in zwei Varianten lanciert. Als Appliance auf Basis der hauseigenen Speicher des Anbieters. Diese kann nach Herstellerangaben Back-ups von 25 Terabyte an Daten innerhalb einer Stunde erstellen.
Speziell ist laut Grau die Geschwindigkeit beim Restore, beim Wiederherstellen von Daten aus dem Back-up. In einer Stunde seien 15 Terabyte wieder vorhanden. «Wir haben Kunden aus der Industrie, die für die Wiederherstellung einer Datenbank mit 15 Terabyte früher eine Woche benötigten. Mit unserer Lösung passiert das in einer Stunde», zeigt sich Grau begeistert. Die Object Engine Appliance kann ab März über die Channel-Partner des Herstellers bezogen werden.
Cloud-Modell statt Appliance
Wer keine Appliance anschaffen oder die Lösunge testen möchte, kann Object Engine im Verlauf der zweiten Jahreshälfte als Cloud-Variante einsetzen. Diese wird in der AWS-Cloud betrieben und ermöglicht es, Daten direkt in der Cloud zu sichern.
Pure Storage adressiert mit seiner Object Engine Kunden, die darauf angewiesen sind, grosse Datenmengen rasch wiederherzustellen. Hierfür dürfte es in der herstellenden Industrie einige Kunden geben.
Grau sieht in der Schweiz Marktpotenzial in Segmenten wie Finance und Pharma, beides Branchen mit grossen Unternehmen und hohem Datenaufkommen. Sie sind beispielhaft für die Zielgruppe von Pure Storages neuer Lösung: Enterprise-Kunden und grössere KMU mit Datenbanken in Terabyte-Byte-Grösse.
Interessant könnte Object Engine überdies auch für Anwender sein, die direkt ein zweites Datacenter für die Archivierung in der Cloud betreiben und dafür auf Tape verzichten wollen. Chancen sieht man beim Hersteller auch bei IT-Abteilungen, in denen eine technische Erneuerung geplant ist oder jene, die sich neu orientieren, wie Grau ausführt: «Eine interessante Gruppe sind Kunden, die jahrelang Back-ups erstellt haben und just im Ereignisfall feststellen mussten, dass ein Restore nicht so einfach ist und sich deshalb am Markt nach Lösungen umsehen. Manchmal muss das Kind erst in den Brunnen fallen, bevor etwas getan wird.»
Anwender von Data Domain im Visier
Data Pure Storage könnte mit seiner Object Engine in Domänen vordringen, die heute noch von Anbietern wie Dell EMC mit seiner Data Domain besetzt werden. Hier sieht sieht Grau einen Marktvorteil für die Object Engine beim Restore von Daten.
Diskbasierte Systeme seien zwar gut beim Back-up, wie Grau einräumt. Allerdings benötige der Restore von Daten auf Disk mitunter Tage etwa aufgrund der Mechanik der rotierenden Datenspeicher und der fragmentierten Datenablage bei der Deduplizierung auf Disk. Entsprechend hoch sei der Aufwand bei einer Wiederherstellung von Daten.
NVMe over Fabrics soll Latenzzeiten senken und Server entlasten
Auch für seine Speicher-Arrays hat Pure Storage Neuerungen angekündigt. Der Hersteller nutzt die für Flash-Speicher entwickelte Softwareschnittstelle NVMe in seinen Arrays inzwischen durchgängig.
Neu ist, dass die Speicher mittels NVMe over Fabric direkt an Server angebunden werden können, statt via SCSI oder Fiber Channel. Direct Flash Fabric nennt dies der Hersteller, der, glaubt man Grau, mit der Technik die letzte Hürde an Latenz überwunden hat.
Benötigte eine Datenbankabfrage in einem Disk-Array via iSCSI zirka fünf Minuten, sei diese Zeit durch den Einsatz von Flash-Arrays auf 10 Sekunden gefallen. Durch die direkte Host-Anbindung via NVMe sinke die Zeit auf 2,5 Sekunden.
Latenzzeit um die Hälfte reduziert
Ein Vorteil, der sich etwa bei Online-Shops bezahlt auszahlen könnte. «Wenn eine Abfrage bei Amazon eine Sekunde länger braucht als gewöhnlich, kann dies den Onlinehändler übers Jahr gerechnet bis zu 1,6 Milliarden US-Dollar an Umsatz kosten», rechnet Grau vor.
Bei NVMe over Fabrics reduziere sich die Latenzzeit gegenüber iSCSI um die Hälfte und um ein Fünftel gegenüber dem Fiber-Channel-Protokoll. Dadurch ergäben sich technische Vorteile im Rechenzentrum, da mit der neuen Technik die Server entlastet würden. In Folge könnten Anwender mehr Applikationen und diese auch intensiver nutzen als bis anhin.
Kunden die heute ein X-Storage-System des Herstellers über die Evergreen-Subskription im Einsatz haben können NVMe over Fabrics gleich nutzen, da es als Update der Speicherverwaltungssoftware Purity 5.2 aufgespielt wird.