So schlägt sich die Blockchain in der Praxis

Eine Alternative: Konsortien

Unternehmen haben zudem die Möglichkeit, einem Blockchain-Konsortium beizutreten. Ein Konsortium ist ein Zusammenschluss von Unternehmen, die eine Blockchain-Plattform betreiben und nutzen. Bei einem zentral geführten Konsortium liegt die Verantwortung für die Plattform bei einem einzelnen Betreiber. Bei dezentralen Modellen sind alle Nutzer mit im Boot.
Blockchain-Konsortien: Sie bieten Zugang zu branchenspefizischen Blockchains
Quelle: Reply
Derzeit ist ein regelrechter Boom bei Blockchain-Konsortien zu verzeichnen. Der Trend geht dabei in Richtung branchenspezifische Plattformen. Anfang dieses Jahres gründeten beispielsweise Continental, Hersteller von Technologien für Fahrzeuge, und das IT-Unternehmen HPE ein Konsortium. Die Data Monetization Platform soll den Autoherstellern den Austausch und die Vermarktung von Fahrzeugdaten ermöglichen. We.Trade wiederum versteht sich als Vermittlungsplattform, die Unternehmen bei der Abwicklung von Zahlungen und der Suche nach Krediten unterstützt. Und in der Blockchain Insurance Industry Initiative (B3i) haben sich Rückversicherer wie die Allianz und Swiss Re zusammen­gefunden.
Solche Konsortien sind auch für Mittelständler interessant: «Auch mittelständische Unternehmen profitieren von Blockchain. Denn diese Technologie ermöglicht es ihnen, einfacher mit Kunden im Ausland Geschäfte zu machen und Kapital zu beschaffen», so Alexandre Vandeput von e*finance consulting Reply.

Datenqualität

Um mit einer Blockchain den gewünschten Nutzen zu erzielen, müssen Unternehmen zuvor ihre Hausaufgaben machen. Ein besonders heikles Thema ist die Qualitätskontrolle der Daten, die in der Blockchain gespeichert werden: «Damit sich diese Technologie sinnvoll nutzen lässt, muss sichergestellt sein, dass die Daten korrekt sind, die eine Blockchain enthält», so Julius Peinelt von Futurice. Ausserdem kann der dezentrale Ansatz der Technologie die Komplexität von Systemen erhöhen. Das wiederum bringt möglicherweise höhere Betriebs- und Entwicklungskosten mit sich.
“Blockchain liefert transparent den Nachweis da­rüber, wo wann was auf welche Weise abläuft - und wer dafür die Verantwortung trägt. Schwachstellen in einer Liefer­kette werden automatisch sichtbar „
Murat Bayram, Head of IoT & Industrie 4.0 bei Axians IT Solutions
Sein Tipp: «Wir raten dazu, den Einsatz von Blockchain-Technologien gut zu planen, um zu gewährleisten, dass Risiken minimiert und gewisse Aspekte der Zusammenarbeit mit Geschäftspartnern automatisiert werden können.»

Fazit: kein Selbstzweck

Letztlich müssen Unternehmen und öffentliche Einrichtungen selbst herausfinden, ob und in welchen Anwendungsbereichen eine Blockchain sinnvoll ist. Dabei ist eine nüchterne Betrachtungsweise gefragt, wie Markus Berger-de Léon von McKinsey betont: «Beim Experimentieren mit der Technologie muss stets berücksichtigt werden, dass Blockchains, wie jede andere Technologie auch, kein Selbstzweck sein dürfen. Sie sollten produktiv nur dort eingesetzt werden, wo sie deutliche Vorteile gegenüber herkömmlichen Lösungen erzielen können. Und das erfordert eine ehrliche Bewertung durch Unternehmen und deren Ökosysteme.»
“Beim Experimentieren mit der Technologie muss stets berück­­sichtigt werden, dass Blockchains, wie jede andere Techno­logie auch, kein Selbstzweck sein dürfen „
Markus Berger-de Léon, Digitaler CxO, Unternehmer und Partner bei McKinsey & Company
Im laufenden Jahr, so das Beratungshaus in einer Analyse, sei die Technologie vor allem für drei Kategorien von Unternehmen von Nutzen:
Zum einen sind das Unternehmen, die Nischenanwendungen entwickeln: Dazu zählen Applikationen, mit denen sich der Status von Produkten verfolgen lässt, etwa bei Lieferketten oder Finanzprodukten. Dadurch ist es möglich, ineffiziente Prozesse und Betrugsversuche zu erkennen.
Zur zweiten Kategorie gehören Firmen, die Modernisierungsvorhaben umsetzen wollen, etwa im Rahmen einer Digitalisierungsstrategie oder einer weltweiten Zusammenarbeit mit Lieferanten und Händlern. Eine Blockchain dient hier als Plattform für Vertragsunterlagen, Finanzierungen und Bezahlvorgänge. Allerdings lassen sich solche Anwendungen im Unternehmen auch ohne eine Blockchain umsetzen.
In die dritte Kategorie fallen Firmen, die sich als techno­logische Vorreiter positionieren wollen: Solche Unternehmen starten Pilotversuche, um gegenüber Kunden, Mitbewerbern und Aktionären ihre Innovationskraft zu dokumentieren. Einen Einsatz der Blockchain-Technologie in Produktivumgebungen sehen solche An­sätze in absehbarer Zeit nicht vor.



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