Facebook
13.05.2011, 09:32 Uhr
Schmutzkampgagne gegen Google
Facebook hat die renommierte PR-Agentur Burson Marsteller angeheuert, um möglichst unauffällig Stimmung gegen Google zu machen.
Dass Burson Marsteller für einen nicht namentlich bekannten Klienten eine «Flüsterkampagne» gegen Google betrieb, hatteschon USA Today berichtet. Daraufhin wurde zunächst spekuliert, dass womöglich Apple oder Microsoft dahinterstecken könnten. Der US-Journalist Dan Lyons hat für «The Daily Beast» nun allerdings die Zusammenhnge aufgedeckt und den wahren Verantwortlichen enttarnt: das soziale Netzwerk Facebook. Ein Facebook-Sprecher hat zugegeben, dass seine Firma Burson Masteller engagiert hat - und zwar aus zwei Gründen: Erstens glaube Facebook, dass Google im Bereich Social Networking Dinge tue, die Datenschutzbedenken hervorriefen, und zweitens wehre sich Facebook gegen Googles Bestrebungen, Daten von Facebook für sein eigenes soziales Netzwerk zu verwenden. Burson Marsteller hatte dem Bericht zufolge unter anderem Zeitungen Anti-Google-Geschichten unterbreitet und angeregt, Behauptungen nachzugehen, Google verletze die Privatsphäre seiner Nutzer. Die PR-Agentur habe ausserdem dem einflussreichen Blogger Christopher Soghoian Hilfe bei einem Google-kritischen Meinungsstück angeboten und zugesagt, dieses bei prominenten Medien wie der «Washington Post» unterzubringen. Der Blogger lehnte das Ansinnen allerdings ab und verffentlichte den Email-Verkehr mit Burson. Weiter gehts auf der nächsten Seite.
Im Mittelpunkt der verdeckten PR-Aktivitäten stand die Google-Funktion «Social Circle», bei der Nutzer von Googles Email-Dienst Gmail Informationen auch über Freunde von Freunden («Verbindungen zweites Grades») sehen können. Burson Marsteller verbreitete die These, Google arbeite «an zutiefst persönlichen Dossiers über Millionen Nutzer - eine direkte und klare Verletzung von Googles Übereinkunft mit der FTC». Ein weiteres Zitat: «Die amerikanischen Bürger müssen über die unmittelbaren Einbrüche in ihr intimstes Privatleben informiert werden, die Google katalogisiert und rund um die Uhr verbreitet - ohne ihr Einverständnis.» Blogger Soghoian sah das anders und befand, die Agentur mache «einen Berg aus einem Maulwürfshügel». Social Circle sei nicht gefährlich. Die Kampagne wirft jedenfalls weder auf die PR-Agentur Burson Marsteller noch auf Facebook ein gutes Licht. Dan Lyons liegt wohl nicht falsch in der Annahme, dass es im Kampf der Internet-Titanen Facebook und Google letztlich vor allem darum geht, wer sich auf Dauer das grösste Stück vom lukrativen Online-Werbekuchen sichern kann. Facebook hat 600 Millionen Mitglieder und sammelt Informationen darüber, wer diese Menschen sind, wer ihre Freunde sind und was sie mögen. Auf Basis dieser Daten verkauft das Social Network gezielte Werbekampagnen und ist damit zu einem grossen Google-Rivalen geworden. Der Suchmaschinenriese wird wiederum primär von Entwicklern getrieben und war bis dato im Social Web alles andere als erfolgreich. Der Mitgründer und neue CEO Larry Page hat allerdings das Thema Social Media ganz oben auf die strategische Agenda gesetzt und sogar den Bonus der Belegschaft für dieses Jahr teilweise davon abhängig gemacht, dass Google sich in diesem Bereich deutlich verbessert. Und es sieht ganz danach aus, als habe Facebook davor durchaus Angst.