Android
04.04.2011, 10:39 Uhr
Google will mehr Kontrolle
Google verfolgt in Sachen Android offenbar einen immer weniger offenen Kurs. Damit will der Suchmaschinenriese die Fragmentierung seines mobilen Betriebssystems aufhalten.
Wie Businessweek berichtet, will Google keine halbgaren Anpassungen mehr an der Android-Software. Wer also Early Access zu Googles aktuellstem Code will, muss seine Pläne absegnen lassen - und zwar von Andy Rubin persönlich, dem Chef der Android-Sparte von Google. Innerhalb des Android-Ökosystems hat das offenbar bereits für genügend Aufregung gesorgt, dass es bereits Beschwerden beim US-Justizministerium gegeben hat (was Google-Sprecherin Shari Doherty nicht kommentieren wollte). In der Vergangenheit hatte Google in relativ schneller Folge neue Android-Releases veröffentlicht und dabei meist eng mit einem Chip-Hersteller und einem Gerätebauer kooperiert, um den aktuellen Stand der Technik aufzuzeigen (Qualcomm-HTC beim ersten Android-Telefon und beim «Nexus One», Samsung beim «Nexus S» und Nvidia-Motorola beim «Honeycomb»-Tablet "Xoom»). Andere Hersteller konnten dadurch nur nachlegen und lancierten vergleichbare Geräten oft Monate später, in diesem Markt laut «Businessweek» ein virtuelles Todesurteil. Inzwischen dauert es auch bei Google immer länger, bis der Konzern den Quellcode neuer Android-Versionen veröffentlicht. Bei der Tablet-Version 3.0 wird der Sourcecode vorerst gar nicht für jedermann freigegeben. Mittlerweile lässt der Internetriese seine Partner dem Vernehmen nach «Nicht-Fragmentierungs-Klauseln» unterschreiben, die Google letztlich entscheiden lassen, wie sie den Android-Code verändern - mit neuen Benutzeroberfläche sowie Services - und teils auch mit wem sie ihrerseits kooperieren dürfen. Laut Rubin gab es solche Auflagen in der Android-Lizenz schon immer. Sie sollen aber gemäss dem «Businessweek»-Bericht verschärft worden sein. Weiter gehts auf der nächsten Seite. Davon betroffen ist offenbar unter anderem Facebook, das an einer eigenen Android-Variante für Smartphones gearbeitet hat. Manager beim Social Network waren nach Angaben zweier Insider gar nicht glücklich darüber, dass Google die von Facebook geplanten Anpassungen zur Genehmigung vorgelegt werden müssen. Google habe ausserdem versucht, die Einführung von Verizon-Geräten zu verhindern, die Microsofts Bing als Suche verwenden und nicht die von Google. In einer so schnelllebigen Branche sind Googles Schritte an sich nichts Ungewöhnliches. Der Konzern sei es Partnern und Verbrauchern schuldig, Android am Amoklaufen zu hindern, schreibt «Businessweek». Allerdings geht die Kontrolle einigen offenbar inzwischen zu weit - so weit, dass Lizenznehmer ihre Produkte nicht mehr hinreichend von denen der Mitbewerber differenzieren können. Beispielsweise begründete der neue Nokia-Chef Stephen Elop die Allianz mit seinem früheren Arbeitgeber Microsoft unter anderem damit, dass er auf Windows Phone mehr Möglichkeiten für Innovation sehe als auf der Grundlage von Android. Im PC-Bereich hatte Microsoft all seinen OEMs stets gleichen Zugriff auf neue Versionen von Windows gewährt. «Microsoft wurde oft dafür kritisiert, dass es alles Partner gleich behandelt hat, unabhängig davon ob sie gute oder nur mäßige Arbeit machten», kommentiert Michael Gartenberg von Gartner gegenüber «Businessweek». «Google scheint jedenfalls kein Problem mit einer Vorzugsbehandlung zu haben.»