Textverarbeitung: Schreiben mit Format
Weitere Editoren: Typora, Upnote, Bear, Obsidian
Der gute Ruf von iA Writer täuscht nicht darüber hinweg, dass die Preise gesalzen sind. Ausserdem mutet die Oberfläche sehr technisch an, was nicht nach jedermanns Geschmack ist. Doch die Alternativen sind zahlreich. Hier kommen einige besonders gelungene Vertreter.
Typora
Typora wirkt dezent und zeugt durchs Band vom guten Geschmack der Programmierer. Im Vergleich zu iA Writer fehlen die zweifelhaften Syntax- und Stilprüfungen. Dafür bietet Typora am linken Rand eine integrierte Gliederung: Genau wie in Word zeigt sie die hierarchische Struktur der Titel und verbessert somit die Übersicht von komplex strukturierten Dokumenten, Bild 3.
Die Formatierung mit Markdown funktioniert wie gewohnt, mit einem Unterschied: Die Formatierungszeichen verschwinden, sobald die Einfügemarke die betroffene Textstelle verlässt. Ein Wort wird also weiterhin fett dargestellt – doch die «Markdown-Sternchen» bleiben so lange ausgeblendet, bis es editiert wird. Damit ähnelt die Darstellung von Typora einer klassischen Textverarbeitung, ohne dass die Vorzüge von Markdown verloren gehen. Ob das wünschenswert ist, gehört zu den populären Streitthemen unter Markdown-Fans. Gleich zu Beginn sollten Sie in den Einstellungen den Bereich Aussehen aufrufen und die Oberfläche Ihren Vorlieben anpassen, Bild 4.
Allerdings sind die Möglichkeiten innerhalb der Anwendung bescheiden. Stattdessen setzt Typora auf Themen – also auf Mischungen von Schriftart, Farben und Grafiken. Diese lassen sich herunterladen, indem Sie in den erwähnten Einstellungen auf die Schaltfläche Themen erkunden klicken. Typora gehört zweifelsfrei zu den schönsten Markdown-Editoren. Allerdings fehlen die mobilen Versionen, um einen Text nahtlos an das iPad weiterzureichen. Für den Word-Export muss zusätzlich die kostenlose Software Pandoc installiert werden. Sie finden diese für Windows und macOS unter github.com/jgm/pandoc/releases. Die Software kommt ohne Benutzeroberfläche und lässt sich über das Terminal bedienen. Wenn jedoch Typora installiert ist, funktioniert der Export wie gewohnt aus der Software heraus – also ohne Terminal.
Info: Demoversion und Kauf via typora.io, Deutsch, Versionen für macOS, Windows und Linux. Eine Lizenz kostet ca. Fr. 14.50. Keine Apps verfügbar.
UpNote
UpNote versteht sich als Notizblock, der auch Markdown beherrscht: mit Checklisten, Bildern, Aufzählungen, Tabellen etc., Bild 5. Die Anwendung ist kostenlos. Besser noch: Über ein genauso kostenloses Konto werden die Notizen zwischen den Geräten synchronisiert; solange das Maximum von 50 Notizen nicht überschritten wird. Doch wenn UpNote nur als Textverarbeitung betrachtet wird, passen viele Gedanken in dieses Gefäss. Der Notizblock-Charakter macht sich auch bei den Formatierungen bemerkbar, die tief in die Seitensprache HTML reichen oder mit denen sich Texte mit einem virtuellen Leuchtstift auszeichnen lassen.
Bild 5: UpNote ist eine ausgewachsene Notizen-Software mit einem Markdown-Editor
Quelle: Screenshot PCtipp.ch
Für ungestörtes Schreiben lassen sich alle Bedienelemente ausblenden, ein Dunkelmodus ist an Bord. Genau wie bei Typora werden die Markdown-Formatierungen ausgeblendet, wenn an einer Textstelle nicht gearbeitet wird. Für mehr als 50 Notizen, weitere Themen oder den Export in den Formaten Text, PDF, HTML und Markdown wird die kostenpflichtige Version fällig. Allerdings ist selbst in diesem Fall kein Word-Export möglich.
Info: Download-Links auf getupnote.com, für Windows, macOS, Linux, Android und iOS, Deutsch; bis 50 Notizen gratis; Abo für ca. Fr. 1.– pro Monat oder ca. Fr. 25.– einmalig.
Bear
Bear ist seit Jahren meine einzige Schreibumgebung für schlichtweg alles, inklusive dieses Textes. Der Hersteller nennt seinen Spross «Bear – Private Notizen» und versucht, ihn bei den Notizblock-Alternativen unterzubringen. Der Umfang wirkt bescheiden und die Entwicklung verläuft quälend langsam. Funktionen wie Tabellen oder eine Index-Erstellung fehlen – und nur der Himmel weiss, wann die seit Jahren angekündigte Version 2 kommt. Das alles ändert nichts daran, dass Bear, Bild 6, in seiner Ästhetik eine Klasse für sich ist.
Dazu tragen auch die Themen bei, die eine fein abgestimmte Kombination aus Farben und Schriften bilden, Bild 7. Durch die nahtlose Synchronisierung über iCloud verflüchtigen sich keine Eingebungen mehr, weil sie unterwegs am iPhone oder iPad rudimentär erfasst und später am Mac zu Ende gedacht werden. Leider ist Bear nur für Apple-Geräte verfügbar, eine Web-Version soll irgendwann folgen. Der Download ist kostenlos und bietet eine unlimitierte Nutzung, indem die Dokumente als Markdown-Dateien gespeichert werden. Mit dem Abo werden zusätzliche Themen freigeschaltet, der Word-Export aktiviert und die iCloud -Synchronisierung ermöglicht.
Info: Website des Herstellers auf bear.app, Deutsch, kostenlos, für macOS (go.pctipp.ch/ 2821) sowie iOS und iPadOS (go.pctipp.ch/ 3046). Ein Abo für die Pro-Version kostet Fr. 15.50 pro Jahr und deckt alle erwähnten Plattformen ab.
Obsidian
Bei Obsidian handelt es sich weniger um eine Textverarbeitung, sondern um ein komplexes, umfassendes System für die Informationsverwaltung. Dieses stützt sich allerdings sehr stark auf Markdown, um Einträge aller Art mit wenig Aufwand in Form zu bringen. Obsidian soll an dieser Stelle erwähnt werden, um zu zeigen, dass Markdown längst nicht auf einfache Texte beschränkt ist. Obsidian ist in der Grundversion kostenlos und bietet bereits in dieser Fassung eine unermessliche Vielfalt an Funktionen. Die Dateien lassen sich zwischen den Geräten synchronisieren, aber auch als Markdown-Dateien mit der Endung «.md» speichern und anderweitig verarbeiten.
Info: Download für Windows, macOS, Linux, Android und iOS unter obsidian.md, nur teilweise Deutsch, in der Grundversion kostenlos.