eHealth Schweiz
26.08.2021, 14:30 Uhr
Was ist das E-Patientendossier und wann kommt es?
Was kann ein EPD und wie komme ich dazu? Muss ich eines haben? Im Aargau kanns bereits losgehen, doch was ist mit den anderen Kantonen? Computerworld geht diesen Fragen nach.
Man hat viel davon gehört, aber was genau ist eigentlich das elektronische Patientendossier, kurz EPD? Ursprünglich sollte es im April 2020 kommen, doch die Lancierung wurde mehrfach verschoben (siehe letzte Seite). Computerworld erläutert die wichtigsten Fragen.
Was ist das elektronische Patientendossier?
Das elektronische Patientendossier (EPD) fasst persönliche Dokumente mit Informationen rund um unsere Gesundheit zusammen. Diese Daten sollen sowohl für Sie als auch für Ihre Gesundheitsfachpersonen (z.B. Spitäler oder den Hausarzt) jederzeit abrufbar sein. Sie sollen bestimmen können, wer welche Dokumente wann einsehen darf.
Das EPD ist keine Krankengeschichte. Nebst dem EPD führt Ihre Gesundheitsfachperson für Sie weiterhin eine persönliche Krankengeschichte. Diese enthält weit mehr Informationen als das EPD.
Hinweise: Wer nicht will, muss kein elektronisches Patientendossier (EPD) haben. Das EPD ist freiwillig. Krankenversicherer werden keinen Zugang zum EPD haben.
Welche Dokumente werden abgelegt?
Beispiele für Dokumente, die z.B. die Hausärztin oder das Spital speichert:
- Ihr Impfausweis
- Röntgenbilder
- Rezepte
- Spitalbericht von der letzten Operation
Auch Sie können Dokumente in Ihrem EPD speichern. Beispielsweise das Brillenrezept, ein Arztzeugnis oder Ihre Blutdruckwerte.
Weitere Informationen erhalten Sie via patientendossier.ch, eine Informationsplattform von eHealth Suisse, Bund und Kantonen.
Wer hat Zugriff, muss ich ein EPD eröffnen und was kostet es?
Wer hat Zugriff auf das EPD – und wer nicht?
Eine Gesundheitsfachperson – also z.B. der Hausarzt, das Spital oder die Physiotherapeutin – kann nur auf Ihr elektronisches Patientendossier zugreifen, wenn Sie dieser Person das Recht dazu erteilen. Sie können auch entscheiden, wie lange diese Person auf das EPD zugreifen kann.
Keinen Zugriff auf das EPD haben Krankenversicherer, Arbeitgeber und Behörden.
Muss ich ein EPD eröffnen?
Nein. Das elektronische Patientendossier ist für Bürgerinnen und Bürger freiwillig.
Spitäler und künftig auch Pflegeheime sind verpflichtet, auf Ihren Wunsch hin wichtige Informationen rund um Ihre Gesundheit in Ihrem EPD zu speichern.
Für alle anderen Gesundheitsfachpersonen, z.B. Hausärzte, Apotheken oder die Spitex, ist die Teilnahme freiwillig.
Was kostet das EPD?
Es kommt darauf an. Laut offizieller Webseite entscheidet jeder EPD-Anbieter selbst, ob er für das elektronische Patientendossier eine Gebür verlangt.
Die EPD-Anbieter müssen selbst eine «tragfähige Finanzierung» finden. Denkbar sind Kantonsbeiträge, Mitgliederbeiträge der mitmachenden Gesundheitseinrichtungen oder kostenpflichtige Zusatzdienste zum EPD.
Zwar heisst es auf der Webseite: «Es ist jedoch anzunehmen, dass das EPD für die Bevölkerung kostenlos ist», aber derzeit kann man dazu noch nichts Abschliessendes sagen.
Der Aufbau des EPD wird vom Bund mit 30 Millionen Franken finanziell unterstützt.
Wie ein EPD eröffnen, für die Familie nutzen und Zugriffsrechte erteilen?
Wie kann ich ein EPD eröffnen?
Sein elektronisches Patientendossier kann man – wenn es dann mal verfügbar ist – auf der Webseite patientendossier.ch eröffnen.
Update 19.08.21: Allerdings scheint es so, als würde jeder Kanton sein eigenes Süppchen kochen. Wer im Kanton Aargau wohnt, kann seit Mai 2021 sein elektronisches Patientendossier eröffnen ( Computerworld berichtete). Die Eröffnungsstelle befindet sich in der Post Aarau, mittlerweile auch in Baden. Im Aargau heisst das EPD emedo, was für elektronisches medizinisches Dossier steht.
Zudem vermeldet die Stammgemeinschaft eHealth Aargau vor wenigen Tagen via Twitter, dass der Aargauische Ärzteverband der Stammgemeinschaft beigetreten ist (s. oben).
Am 19. August 2021 sind - nebst dem Kanton Aargau (emedo) - folgende zertifizierte EPD-Anbieter auf patientendossier.ch aufgelistet: eSANITA (Südostschweiz), CARA (Kantone Freiburg, Genf, Jura, Wallis und Waadt und Mon Dossier Santé (Kanton Neuchatel).
Für weitere Details hierzu, siehe letzte Seite dieses Artikels.
Momentan kann man noch kein EPD eröffnen, aber sich benachrichtigen lassen, wenn es im Wohnkanton soweit ist
Quelle: Screenshot / PCtipp.ch
Kann ich das EPD für die ganze Familie nutzen?
Ja. Ein Mitglied der Familie kann sich als Stellvertreter eintragen lassen (s. unten) und dann für den Ehepartner, die Kinder oder auch betagte Eltern die Gesundheitsdaten verwalten. Wer die EPDs verwaltet, kann alles einsehen und hat z.B. den Überblick über Termine, Arztberichte und Medikamente.
Was ist ein Stellvertreter, Was ist eine (Stamm-)Gemeinschaft, wie werden Zugriffsrechte erteilt?
Was ist ein Stellvertreter?
Sie können die Verwaltung Ihres elektronischen Patientendossiers einer Vertrauensperson übergeben, einem sogenannten Stellvertreter. Minderjährige Kinder können durch ihre Eltern vertreten werden.
Hat jemand eine Patientenverfügung, kann auch z.B. ein erwachsener Sohn die Stellvertretung für seinen dementen Vater übernehmen. Genaueres ist in diesem Fallbeispiel erklärt.
Was ist eine (Stamm-)Gemeinschaft?
Beim elektronischen Patientendossier schliessen sich autonome Projekte zusammen. Dabei organisieren sich Gesundheitsfachpersonen und ihre Organisationen in einem Verbund (technisch und organisatorisch). Solche Verbünde heissen «EPD-Gemeinschaften».
In einigen Gemeinschaften können Sie als PatientIn Ihr EPD eröffnen. Eine solche Gemeinschaft nennt man Stammgemeinschaft.
Beides kann dezentral in den Versorgungsregionen entstehen. Beispielsweise im Kanton Zürich können sich dann Spitäler, Pflegeheime, Apotheken, Arztpraxen oder Spitex-Dienste anschliessen.
Noch keine zertifizierten Stammgemeinschaften
Nach Angaben einer eHealth-Suisse-Sprecherin heisst es auf Anfrage, dass es derzeit noch keine zertifizierten Stammgemeinschaften gibt. Somit können Privatpersonen noch keine EPD erhalten. Allerdings gibt es in Genf Personen, welche mit MonDossierMédical ein EPD-ähnliches Patientendossier haben. Genf ging mit diesem Projekt voraus und die Erfahrungen damit seien in weitere Projekte geflossen. MonDossierMédical wird nach der Zertifizierung der Stammgemeinschaft Cara, zu der auch Genf gehört, ins EPD überführt, heisst es weiter.
Weitere Informationen finden Sie hier.
Wie werden Zugriffsrechte erteilt?
Laut offiziellem eHealth-Suisse-Video können Sie die Dokumente drei verschiedenen Vertraulichkeitsstufen zuordnen: «geheim», «eingeschränkt zugänglich» oder normal zugänglich. Dokumente, die «geheim» sind, können nur Sie einsehen. «Eingeschränkt zugänglich» sind Dokumente, die aus Ihrer Sicht heikel sind und nur z.B. Ärzte mit speziellem Zugriffsrecht einsehen können. «Normal zugänglich» ist für alle anderen Dokumente gedacht.
Da das EPD, wie bereits erwähnt, momentan noch nicht verfügbar ist, konnte die Autorin dies nicht selbst ausprobieren.
Wie sicher ist das EPD?
Ihre Daten werden dezentral gespeichert in verschiedenen, gesicherten Anlagen, heisst es im entsprechenden Clip. Wird auf Ihr EPD zugegriffen, werden diese Informationen zusammengetragen und angezeigt.
Dass jede und jeder die Zugriffsrechte selbst vergeben und zeitlich beschränken kann, bietet eine zusätzliche Sicherheit. Ihr Arbeitgeber, die Behörden oder die Versicherung haben keinen Zugriff aufs EPD.
Jeder EPD-Anbieter wird von einer anerkannten Prüfstelle zertifiziert und muss kontrolliert werden. Wie sicher es dann schlussendlich wirklich ist, wird sich zeigen, wenn das EPD da ist.
Links
Strategie eHealth Schweiz 2.0 und Verspätung des EPD
Strategie eHealth Schweiz 2.0
Update 19.08.21: Wann es denn nun in welchem Kanton verfügbar ist, lesen Sie auf der letzten Seite.
Im Dezember 2018 beschloss der Bundesrat, dass das E-Patientendossier schweizweit eingeführt werden soll (Computerworld berichtete).
Mit der «Strategie eHealth Schweiz 2.0» wollen Bund und Kantone die Digitalisierung im Gesundheitswesen verstärkt fördern. Grundsätzlich geht es um die Einführung und Verbreitung des elektronischen Patientendossiers. Ausserdem sollen Gesundheitseinrichtungen und Gesundheitsfachpersonen digital vernetzt sein, Informationen entlang der Behandlungskette elektronisch austauschen und erfasste Daten mehrfach verwenden können. Auf der Website von E-Health-Schweiz steht die «Strategie eHealth Schweiz 2.0» als PDF zum Download bereit.
Das EPD ist verspätet
Update 19.08.21: Wann es denn nun in welchem Kanton verfügbar ist, lesen Sie auf der letzten Seite.
Das elektronische Patientendossier ist in Verzug. Im Februar 2020 informierte das Bundesamt für Gesundheit, man werde das Dossier im Sommer 2020 bringen (Computerworld berichtete). Das war noch vor der Corona-Pandemie.
Als Grund für die Verspätung nannte das BAG, dass die Zertifizierung der Stammgemeinschaften – die zukünftigen Anbieter des EPD – sowie die anschliessende Akkreditierung der Zertifizierungsstellen mehr Zeit in Anspruch nehme als geplant.
Wann kommt das EPD nun?
Update 19.08.21: Allerdings scheint es so, als würde jeder Kanton sein eigenes Süppchen kochen. Wer im Kanton Aargau wohnt, kann seit Mai 2021 sein elektronisches Patientendossier eröffnen ( Computerworld berichtete).
Für die Eröffnung des EPD benötigt man im Aargau eine zertifizierte elektronische Identität von TrustID. Die Eröffnungsstelle befindet sich in der Hauptpost in Aarau, mittlerweile auch in Baden. Bis Ende 2021 sollen die Postfililen in Muri und Rheinfelden dazu kommen. Im Aargau heisst das EPD emedo, was für elektronisches medizinisches Dossier steht.
Zudem vermeldet die Stammgemeinschaft eHealth Aargau vor wenigen Tagen via Twitter, dass der Aargauische Ärzteverband der Stammgemeinschaft beigetreten ist (s. oben).
Am 19. August 2021 sind - nebst dem Kanton Aargau (emedo) - folgende zertifizierte EPD-Anbieter auf patientendossier.ch aufgelistet:
- eSANITA (Südostschweiz)
- CARA (Kantone Freiburg, Genf, Jura, Wallis, Waadt sowie
- Mon Dossier Santé (Kanton Neuenburg).
«Auf dem Weg zur Zertifizierung» (Zertifizierungsdatum unbekannt) sind laut Webseite:
Der Kanton Waadt scheint bereits in den Startlöchern zu sein. Gerade haben die Behörden bekannt gegeben, dass sie eine eigene E-ID, die VaudID-santé lancieren (Computerworld berichtete). Einwohnerinnen und Einwohner können ab sofort über diesen Link ein Konto für die VaudID-santé erstellen. In einem zweiten Schritt ist – mit Terminvereinbarung – ein Besuch in einem der Gesundheitsnetze des Kantons nötig, um die Identität zu überprüfen. Dann wird ein DEP/EPD (Dossier Electronique du Patient) auf der CARA -Webseite eröffnet. Weitere Informationen finden Sie hier (franz.).
(Dieser Artikel erschien erstmals im Juli 2020 und wurde am 26.08.21 aktualisiert und ergänzt.)