Java und Open Source

Java und Open Source

Die Entwicklung und Verbreitung mobiler Java-Anwendungen wird in der Praxis durch die Gerätehersteller sehr erschwert. Ist hier eine Verbesserung in Sicht?

Das ist tatsächlich ein Bereich, der uns Sorgen bereitet. Für diese Situation gibt es allerdings auch zahlreiche historisch bedingte Gründe. Vor etwa sechs Jahren waren die Geräte noch sehr primitiv. Die Hersteller waren bereit, auch unorthodoxe Wege zu gehen, um Java zu unterstützen. Heutzutage besitzen die Geräte ausreichend Rechenleistung, so dass sich die Hersteller etwas mehr Kompatibilität leisten können. Wir arbeiten mit allen Herstellern sehr intensiv zusammen, um die Situation zu verbessern. Vor kurzem wurde dazu die Initiative MSA gegründet, die eine Sammlung von APIs definiert, die überall funktionieren und somit für Standards sorgen sollen. Darüber hinaus gewichten wir nun auch die Binärversion unserer VM stärker. Bisher hat Sun keine fertig kompilierte Versionen für die Hersteller herausgegeben, so dass diese ihre eigenen Java VM entwickelt oder unsere VM angepasst haben. Dafür gab es nie eine wirkliche Kompatibilitäts-Prüfung. Wir planen nun eine IBM-Technik einzusetzen und bieten Herstellern standardisierte Binärversionen unserer VM an, wodurch wir uns mehr Kontrolle über den Qualitätssicherungsprozess erwarten.

Die Freigabe von Java 6 ist noch nicht lange her. Aber wir sind jetzt schon neugierig, was uns Java 7 bringen wird?

Die Annahmephase von Java 6 beginnt ja gerade erst und wir sind damit sehr zufrieden. Für Java 7 existiert bereits eine lange Wunschliste an Features. Darin enthalten sind unter anderem eine Vielzahl von Sprachänderungen. Eine der intensivsten Diskussionen wird gerade über die «Clo-sures»-Technik geführt, von der ich mir wünschen würde, dass sie mit aufgenommen wird. Einige Dinge im Bereich Packaging werden ebenso besprochen. Hier geht es darum, Komponenten modularer, auf einander aufbauend downloadbar und dadurch flexibler zu machen. Zudem wollen wir uns noch mit der Benutzerfreundlichkeit beschäftigen und versuchen, eventuell auch die 3D-API mit einzubeziehen. Darüber hinaus stehen viele weitere Punkte auf der Wunschliste. Allerdings ist es noch viel zu früh, um Konkreteres dazu sagen zu können.

Wenn wir in die Zukunft blicken: Wird man dann in zehn bis zwanzig Jahren immer noch objekt-orientiert entwickeln? Oder sehen Sie bereits andere Konzepte auf uns zukommen?

Für die nächsten zehn Jahre wird OOP auch weiterhin Mainstream sein. Es ist ziemlich schwer vorherzusagen, wodurch sich das ändern könnte. Das OO-Framework gibt es seit über 40 Jahren, und es hat seine Mächtigkeit zweifellos unter Beweis gestellt. Was sich in einem Zeitraum von 20 Jahren ändern könnte, ist unsere Denkweise über Multithreading. Jedoch liegt hier noch eine Menge Forschungsarbeit vor uns.
Gerald Kammerer



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