wega informatik AG
06.02.2024, 16:47 Uhr

«Die Standardisierung von Daten ist der Schlüssel für die digitale Zukunft»

30 erfolgreiche Jahre in der dynamischen IT-Welt sind nicht Nichts. Die wega informatik AG hat es gewagt, neue Wege zu gehen. Heute feiert das Unternehmen ein Jubiläum, welches nicht selbstverständlich ist. CEO Daniel Juchli blickt zurück und in die Zukunft.
Die wega informatik trotzt seit 30 Jahren auch eisigen Bedingungen
(Quelle: zVg)
Noch im letzten Jahrtausend gegründet, aber nie stehen geblieben: Die wega informatik AG feiert ihr 30-jähriges Bestehen und sich in dieser Zeit zu einem erfolgreichen Informatik-Servicedienstleister mit Spezialisierung auf Pharma, Healthcare und Chemie entwickelt. Seit zehn Jahren prägt Daniel Juchli als Managing Director und GL-Mitglied das Geschehen des Unternehmens, welches einiges anders macht als andere Firmen.
Computerworld: Herr Juchli, herzlichen Glückwunsch zum Firmenjubiläum. Was waren rückblickend die Meilensteine des Unternehmens?

Wir haben vor etwas mehr als zehn Jahren begonnen, die wega Informatik auf die Bereiche Life-Science und Healthcare auszurichten. Zuvor waren wir ein IT-Anbieter unter vielen. Einen speziellen Branchenfokus gab es nicht. Diese Veränderung ging einher mit der Nachfolgeregelung, welche die Gründer initiiert haben. Es folgte ein Management-Buyout durch meine Kollegen und mich, wobei die drei Gründer noch heute an der Firma beteiligt sind. Unser Ziel war und ist es, eine Brücke zwischen Business und IT zu bauen und das mit klarem Fokus auf die Pharmabranche. Das ist aus unserer Sicht auch gelungen. Unser Unternehmen ist in den letzten Jahren von rund 20 Mitarbeitenden auf inzwischen über 100 Mitarbeitende gewachsen. Ein Meilenstein war kürzlich der Umzug in neue, grosszügige Büros mitten in Basel.
«Ausschlaggebend war die Verlagerung unseres Schwerpunkts weg von der Informatik hin zum Business», gibt Daniel Juchli (links im Bild) preis.
Quelle: zVg
CW: Wie kam es zu dieser Fokussierung?  

Juchli: Durch die geographische Nähe zu Pharmafirmen hat wega sich schon länger mit Informatik Themen in diesem Bereich beschäftigt. Die drei Gründer der wega haben deshalb angefangen, sich zu fokussieren und spezifisch Personen mit Doppelqualifikation anzustellen Ich habe ursprünglich Chemie studiert. Gleichzeitig interessierte ich mich aber immer brennend für Informatik und habe daher ein Nachdiplomstudium in Informatik absolviert. Beruflich war ich unter anderem als Softwareentwickler und auch zehn Jahre lang als Leiter der Forschung und Entwicklung bei Chemspeed Technologies tätig, einem Hersteller von Hard- und Softwarelösungen für die Laborautomatisierung..

CW: 30 Jahre sind in digitalen Massstäben eine Ewigkeit. Wie hat es die wega Informatik geschafft, nicht nur zu überleben, sondern sich weiterzuentwickeln?

Juchli: Ausschlaggebend war sicher die Verlagerung unseres Schwerpunkts weg von der Informatik hin zum Business bei gleichzeitiger Spezialisierung auf eine relativ kleine Marktnische. Mit unserem Beratungsangebot adressieren wir gezielt die Pharma- und Life-Science-Branche, welche durch ein stark reguliertes Umfeld gekennzeichnet ist. Heute liegt der Fokus auf Services. Bei nicht branchenspezifischen Informatikdienstleistungen, zum Beispiel bei der Softwareentwicklung, ist die Konkurrenz riesig.

Im Endeffekt ist es die Kombination aus Fachwissen, Dienstleistungen und Digitalisierung, welche der wega Informatik nachhaltig zum Erfolg verhilft. Ein wichtiger Aspekt ist auch, dass unser Unternehmen von Anfang an bis heute eigenfinanziert und inhabergeführt ist.

CW: Die Mitarbeiterzahl hat sich in den letzten zehn Jahren fast verfünffacht. Wie gehen Sie mit dem Fachkräftemangel um? Immerhin sind kompetente Mitarbeitende der Schlüssel zum Erfolg.

Juchli: Ganz genau, deshalb stehen bei uns die Mitarbeitenden im Vordergrund. Wir tun alles, damit sich diese wohlfühlen und im Unternehmen einbringen können.
Auch in Zukunft soll es Freude machen, bei wega Informatik zu arbeiten, sagt Daniel Juchli
Quelle: zVg
CW: Behaupten das nicht alle Firmen?

Juchli (lacht): Stimmt auch wieder. Doch wir reden nicht nur davon, bei uns dreht sich wirklich alles um die Mitarbeitenden. Wir verzichten zum Beispiel auf jegliche Hierarchien. Für uns zählen Kompetenz, Vertrauen und Respekt. Wir leben und pflegen von Anfang an eine Kultur der Selbstorganisation. Unser Motto lautet: zuerst die Mitarbeitenden, dann die Kunden. Damit haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht. Auch wenn wir erfolgsorientiert sind, verzichten wir bewusst darauf, Profit, EBIT und Boni in den Mittelpunkt zu stellen. Wir verlangen auch keine Verrechenbarkeitsziele von unseren Mitarbeitenden, sondern erwarten, dass unsere Mitarbeiter sich überlegen, wie sie Wert generieren mit ihrer Arbeitszeit. Verrechenbarkeit ist wichtig, aber nicht das einzig Relevante.

CW: Das tönt nach sehr viel Freiheit. Haben Sie das Unternehmen noch im Griff?

Juchli: In der Tat sind wir sehr offen und transparent. Und zugegeben, es ist etwas paradox, dass wir in einem stark regulatorischen Umfeld bewegen, aber selbst eher wenig Regeln kennen. Doch wir sind weder blind noch chaotisch unterwegs. Wir haben nur eine etwas andere Auffassung von Organisation als die meisten anderen Unternehmen. Es gibt zwar eine Geschäftsleitung, doch diese hat keine besonderen Privilegien. Transparenz gilt für alle und alles, auch für die Daten, mit Ausnahme solcher, welche dem Datenschutz unterliegen. Unsere Mitarbeitenden können bis zu 10 Prozent ihrer Arbeitszeit für eigene Ideen und Projekte nutzen. Und sie können auch weitere Mitarbeitende einstellen, falls sie das für nötig erachten. Wir organisieren uns in internen Netzwerken und Rollen. Wie gesagt: Bei uns zählt nicht Hierarchie, sondern Kompetenz. Das funktioniert ausgezeichnet, denn keine Hierarchien bedeutet nicht, keine Organisation zu haben. Wir glauben an das Gute im Menschen und wurden noch nie enttäuscht.

CW: Wo sehen Sie die aktuellen Herausforderungen Ihrer Kunden? Mit welchen Anliegen werden sie konfrontiert?

Juchli: Digitalisierung ist grosses Thema in Labor und Entwicklung und Qualitätskontrolle. Im Gegensatz zu anderen Branchen hinkt man in den Labors aus digitaler Sicht hinterher, da viele Prozesse nicht repetitiv sind und wenig automatisierbar ist. Die Geräte nutzen oft proprietäre Software, welche den Datenaustausch und die Systemintegration erschweren. Man kommt schlecht an die Daten heran. Ausserdem kann man Prozesse nicht beliebig ändern, da diese Regulatorien und Genehmigungen unterliegen. Wir unterstützen die Kunden durch strategische Beratung und zeigen, wie die digitale Landschaft in Zukunft aussehen könnte. Ausserdem unterstützen wir Firmen bei der Evaluation und Implementierung von Labor-Information-Management-Systemen (LIMS). Wir sind anbieterneutral und verdienen unser Geld primär mit Dienstleistungen.

CW: Wenn das Umfeld so schwierig ist, was raten Sie dann den Kunden?


Juchli: Unsere Kernbotschaft ist: Bevor man zur grossen Keule greift, sollte man anfangen, sinnvoll zu digitalisieren, Medienbrüche zu eliminieren und die Prozesse zu standardisieren. Die Vereinheitlichung von Geräteschnittstellen, Systemen, Daten und Prozesse ist die Basis für die Konnektivität innerhalb des Labors und eines Unternehmens. Erst danach kann man grosse Veränderungen in Angriff nehmen, welche  beispielsweise die Möglichkeiten von künstlicher Intelligenz nutzen. Gerade für KI fehlt vielfach der Zugang zu den dafür notwendigen Daten in der richtigen Qualität. Das ist einer der Gründe, warum wir uns in Gremien wie SiLA engagieren, welche die Standardisierung und Automatisierung im Labor vorantreiben. Leider sind noch zu viele Daten in proprietärem Format oder sogar nur in Papierform vorhanden. Eine prozessübergreifende Nutzung ist damit oft unmöglich. Die Standardisierung von Daten ist der Schlüssel für die digitale Zukunft.

CW: Die ersten 30 Jahre von wega Informatik sind Geschichte. Was bringt die Zukunft?

Juchli: Wir halten an unserer Mission des Brückenbauens zwischen Informatik und den Life Sciences fest. Dazu gehört auch die Mitarbeiterzufriedenheit, wobei unser Format der Selbstorganisation wesentlich dazu beiträgt. Die Spezialisierung erfordert ein kontinuierliches Wachstum in geografischer Hinsicht, aber auch in Hinblick auf die Mitarbeiterzahl. Das Wichtigste ist aber: Auch in Zukunft soll es Freude machen, bei wega Informatik zu arbeiten. 
Daniel Juchli
Daniel Juchli verantwortet den Bereich Lab & Research Informatik bei wega Informatik AG und ist gleichzeitig Chief Technical Officer (CTO) des SiLA Consortium.

Mit über 20 Jahren Berufserfahrung sowohl in der Chemie als auch in der Informatik spricht Daniel sowohl die Sprache der Wissenschaftler als auch der IT-Experten und kann zwischen den Bedürfnissen der Benutzer und den technischen Möglichkeiten von IT-Systemen übersetzen.

Daniel ist Experte in der Leitung von Projekten für die Entwicklung von Laborautomatisierung und IT-Lösungen in biowissenschaftlichen Umgebungen.



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