Huawei stellt eigenes Betriebssystem vor
Extreme Herausforderung
Ein neues Betriebssystem zu etablieren, ist aber eine extreme Herausforderung. Die Schwierigkeit besteht vor allem darin, genügend App-Entwickler für die neue Plattform zu gewinnen. So ist selbst der Software-Gigant Microsoft in der Vergangenheit daran gescheitert, sein Windows-Betriebssystem für Smartphones erfolgreich zu machen. Die App-Entwickler fokussierten sich auf iOS und Android. Andere Alternativen wie Firefox OS, webOS von Palm/HP oder das Blackberry-System wurden aus dem Markt gedrängt.
Ein zusätzliches Problem für Huawei im Westen wäre auch der Verlust des Zugangs zu vorinstallierten Google-Diensten auf den Smartphones, die in den USA und Europa populär sind. Denn hierzulande werden die Android-Geräte nahezu immer mit Apps wie Google Maps oder Gmail verkauft.
Ohne Unix oder Linux als Basis
Harmony OS ist auch insofern ein Neuanfang, da es im Gegensatz zu den meisten heutigen Plattformen nicht auf Betriebssystemen wie Unix oder Linux basiere, betonte Huawei. Der Konzern entwickelte es mit der Vision, dass die Software auf dem Geräte selbst relativ schmal sein kann, während ein grosser Teil der Arbeit über schnelle Netze an Rechenzentren abgegeben wird. Harmony OS repräsentiere damit wahrhaft die nächste Generation von Betriebssystemen «für alle Szenarien», schwärmte Yu.
Huawei will die App-Entwickler aber unter anderem damit locken, dass das Harmony-Betriebssystem übergreifend auf verschiedensten Geräten laufen kann und diverse Programmiersprachen unterstützt. Laut Yu begann die Entwicklung von Harmony bereits vor zwei Jahren. Medienberichten zufolge war das System zunächst für vernetzte Technik im sogenannten Internet der Dinge gedacht.
Huawei war von Trump Mitte Mai unter Hinweis auf Sicherheitsbedenken auf eine schwarze Liste gesetzt worden. Damit wurde dem Unternehmen der Zugang zu Technologie von US-Konzernen und dem amerikanischen Markt weitgehen versperrt. Die Aussicht, dass Huawei-Smartphones keine Updates des Android-Betriebssystems von Google mehr bekommen, erschwerte zeitweise auch die Verkäufe in Europa – auch wenn sich das Absatz inzwischen nach Angaben des Konzerns weitgehend erholt hat.