«Digitalisierung senkt Kosten um bis zu 50 Prozent»

Die künstliche Intelligenz im Banking

CW: Ein zweites Standbein von Crealogix ist die Lern-Software. Wie passen diese Lösungen in die Unternehmensstrategie?
Weber: Sehr gut. Unsere Lösungen für das Bildungswesen, die öffentliche Hand und die Banken sind ein reines SaaS-Geschäft. Es bietet ausserdem noch viel Wachstumspotenzial. Heute schulen die Banken ihre Mitarbeitenden zum Beispiel zu Compliance-Themen. Morgen ist es denkbar, dass die Banken ihre Kunden in Online-Kursen über Chancen und Risiken von neuen Anlage-Möglichkeiten schulen, wenn es der Regulator vorschreibt. Dafür werden heute Papierdokumente verschickt, die der Kunde lesen und unterschreiben muss. In Zukunft genügt allenfalls dann ein fünfminütiger Online-Kurs.
CW: Welche konkreten Pläne hat Crealogix für die Zukunft?
Weber: Aktuell entwickeln wir zusammen mit dem Technologie-Partner IBM eine Lösung für das «Conversational Banking». Die künstliche Intelligenz «Watson» kann Banken dabei helfen, den Kundendienst zu verbessern und zu verschlanken. Ebenfalls wird «Watson» den Berater unterstützen, wenn dem Kunden komplexe Anlageprodukte präsentiert werden sollen.
Die Schweizer Banken sind allerdings noch etwas zurückhaltend, ihre Kunden mit einer KI zu konfrontieren. Selbst einfache Anwendungen wie eine Bankkartenbestellung oder eine Umzugsanzeige, bei denen die KI eine grosse Hilfe sein könnte, werden hierzulande derzeit noch zu selten genutzt. Dabei könnten mindestens ein Drittel der Kosten eingespart und fast 90 Prozent der Standard-Anfragen vom Computer beantwortet werden und das 24/7.
CW: Was plant Crealogix für das neue Geschäftsjahr?
Weber: Zunächst einmal wollen wir bis Ende des Jahres die Transformation des Unternehmens komplett abschliessen. Wir haben in dem Bereich «Classic» unsere Legacy-Produkte konzentriert, bei denen in Zukunft nur noch die Wartung ansteht. Oder wir finden einen Käufer für die Lösungen. Unser Fokus wird in Zukunft auf den neuen Produkten liegen, die standardisiert sind und vom Kunden bevorzugt als Service gebucht werden. Hier möchten wir die bestehenden Kunden überzeugen, zu wechseln, und natürlich neue Kunden gewinnen.
Das gilt auch für die rund 50 Kunden in der Schweiz, mit denen wir circa ein Drittel des Umsatzes generieren. Wir wollen auch in der Schweiz wachsen und investieren. Das Ziel ist, erstens neue Kunden zu gewinnen und bei ihnen Technologien abzulösen, die seit Jahren für Frustration sorgen.
Zur Firma
Crealogix
wurde 1996 in Bubikon gegründet. Dank erfolgreichem Markteintritt in Deutschland (2011) und der Eröffnung von Niederlassungen in London, Singapur und Wien (2014) wuchs das Unternehmen zum globalen Fintech mit heute rund 660 Mitarbeitern. 2019 expandierte Crealogix nach Saudi-Arabien und erwirtschaftete erstmals einen Jahresumsatz von über 100 Millionen Franken.



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