«Digitalisierung senkt Kosten um bis zu 50 Prozent»

Die (Schweizer) Banken und die Cloud

CW: Sie sprechen Software as a Service an. Betreiben Sie ein eigenes Rechenzentrum für die Förderbanken-Lösung?
Weber: Ja, wir haben ein Rechenzentrum im deutschen Coburg, wo wir verschiedene Lösungen für deutsche Banken betreiben. Auch vier der sechs Förderbanken werden wir in Coburg hosten.
CW: Ist es erforderlich, dass Crealogix selbst eine IT-Infrastruktur betreibt? Oder könnten es auch AWS, Google, Microsoft & Co. sein?
Weber: Die Anforderungen sind unterschiedlich. Einige Banken betreiben unsere Lösungen in ihren eigenen Rechenzentren. Andere verwenden Microsoft Azure, die Dritten übergeben uns das Hosting. Voraussetzung ist, dass unsere Lösung in allen drei Umgebungen lauffähig ist.
CW: Sie haben sich das Ziel von 30 Prozent SaaS-Umsätze für dieses Geschäftsjahr ins Pflichtenheft geschrieben. Wie weit sind Sie entfernt von diesem Ziel?
Weber: Dieses Ziel haben wir mittlerweile fast erreicht. Auch der Anteil an wiederkehrendem Umsatz beläuft sich jetzt bereits auf rund 50 Prozent, wobei das neue Ziel ist, hier mittelfristig einen Anteil von mindestens 70 Prozent zu erreichen.
CW: Wie gross ist der Anteil an neuen Software-Entwicklungsprojekten, mit denen Sie keine wiederkehrenden Umsätze erzielen?
Oliver Weber transformiert Crealogix derzeit zu einem «as-a-Service»-Anbieter
Quelle: Samuel Trümpy
Weber:
Der Unterschied zu vor zwei Jahren und heute ist, dass wir mittlerweile den bewussten Entscheid treffen, wie viel technische Schulden wir noch anhäufen. Denn jede kundenspezifische Anpassung an unseren Lösungen führt unweigerlich zu höheren Kosten für die Wartung in der Zukunft. Diese Entscheidung, ein Projekt nicht umzusetzen, weil es nicht in die Strategie passt, ist sehr schwierig. Alle unsere Entwickler müssen dabei mitziehen, selbst wenn sie Freude daran haben, für einen Kunden eine ganz besondere Lösung zu programmieren. Diese Anwendung würde nur einem einzigen Kunden nutzen, sie passt aber nicht mehr zum zukünftigen Geschäftsmodell von Crealogix.
CW: Auch wenn es nicht mehr in die Geschäftsstrategie passt: Können Sie bitte ein Beispiel für eine kundenspezifische Entwicklung nennen?
Weber: Die Entwicklung einer kundenspezifischen Anwendung im Retail Banking für einen Kunden im Nahen Osten, die nur dort zum Einsatz kommen wird und nicht als Produkt entwickelt wird.
CW: Springen Kunden ab, wenn Sie die Individualentwicklung verweigern?
Weber: Ganz klar: ja. Wir haben Kunden, die auf Individualentwicklung bestehen. Meiner Meinung nach laufen diese Unternehmen in eine Kostenfalle, denn irgendwann sind sie mit der Individualentwicklung am Ende und müssen sehr viel Geld in die Hand nehmen, um die Lösung weiter zu betreiben – oder eben dann doch auf einen Standard zu wechseln.



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