Eine Übersicht
15.03.2022, 14:20 Uhr
Das bieten die Parkuhren-Apps in der Schweiz
Langsam kommt die Digitalisierung bei Parkuhren an. Dank Apps können Sie auch zahlen, wenn Sie kein Münz dabei haben. Wir zeigen Ihnen, welche Parkuhren-Apps in der Schweiz verbreitet sind und was sie bieten.
Die Parkuhr ist eine der letzten Finanzinstitutionen, die sich der Digitalisierung annimmt. Auch Jahre nach der Einführung von E-Banking, kontaktlosem Bezahlen und den ersten Kryptowährungen hat sich die Parkuhr hartnäckig an das Bargeld gekrallt. In den letzten Jahren hat aber auch auf dem Parkplatz das digitale Zeitalter Einzug gefunden. Parking-Apps spriessen weltweit wie Unkraut aus dem Boden. Entsprechend befinden wir uns wieder einmal in einer dieser Zeiten, in der für den Nutzer alles etwas unnötig kompliziert ist. Zumindest bis sich die Spreu vom Weizen getrennt hat, Bild 1.
In der Schweiz sind aktuell zwei Apps praktisch flächendeckend verfügbar: ParkingPay und EasyPark. Beide bieten ihre eigenen Vor- und Nachteile und sind in den meisten Regionen des Landes verfügbar. Dazu kommen zwei kleinere Konkurrenten, wobei einer davon etwas in der Luft hängt. Sepp ist eine regionale App, die vor allem im Bernbiet aktiv ist, während ParkNow in Genf startete, jedoch mittlerweile von EasyPark aufgekauft wurde.
Die meisten Parkuhren-Apps transferieren einfach die Funktionsweise der Parkuhr in die digitale Welt. Der Nutzer wählt vorgängig eine Parkierzeit aus, dann läuft die Uhr. Anders als bei der regulären Parkuhr können aber die meisten Parkiervorgänge vorzeitig beendet und verlängert werden. Wer also früher als erwartet nach Hause geht, überzahlt nicht unnötig. Da die Funktionalität der App allerdings an die jeweiligen Parkplatzregeln geknüpft ist, funktioniert das nicht immer gleich. Erlaubt der Parkplatz an der regulären Parkuhr kein Nachzahlen, kann die Parkzeit wahrscheinlich auch in der App nicht verlängert werden (z.B. beim Zoo Zürich). In diesen Fällen wählen Sie am besten die maximal mögliche Parkierzeit und brechen den Parkiervorgang dann frühzeitig ab. Sie bezahlen dann nur die effektiv benützte Parkierzeit.
Die Apps
Die zwei dominanten Parkier-Apps in der Schweiz heissen ParkingPay und EasyPark, Bild 2. Bei ParkingPay handelt es sich um ein Schweizer Unternehmen, das aktuell die grösste Verbreitung in der Schweiz anbieten kann. EasyPark ist ein schwedischer Anbieter, der in der Schweiz leicht schwächer aufgestellt ist als ParkingPay, dafür aber auch in diversen europäischen Ländern verfügbar ist. Neben der Verfügbarkeit unterscheiden sich die zwei auch bei der App und beim Geschäftsmodell, was die Konkurrenzsituation interessant macht. Positiv für die Nutzer: Bisher kommen die beiden Anbieter gut nebeneinander klar.
Die meisten Parkuhren mit digitalem Angebot unterstützen ParkingPay und EasyPark. Eine nutzerunfreundliche Situation mit Exklusivdeals und regionalen Streitigkeiten ist bisher noch nicht eingetreten.
Mit Sepp ist eine dritte interessante App auf dem Markt vertreten. Der Dienst aus Fribourg ist vor allem im Kanton Bern beliebt und breitet sich weiter aus. Die App wurde kürzlich von der VW-Tochter PayByPhone übernommen, was dem Konzern kurzfristig einige Ortschaften in der Westschweiz verschafft. Mittelfristig könnte Sepp damit aber auch in Frankreich, den Niederlanden, dem Vereinigten Königreich, den USA und Kanada am Start sein, da dort PayByPhone stark verbreitet ist.
Apropos Übernahmen: ParkNow wurde kürzlich von EasyPark übernommen und dürfte in den kommenden Monaten darin integriert werden. Deshalb führen wir die App nicht gesondert auf. ParkNow ist in Deutschland, Österreich, Frankreich, den USA und der Schweiz vertreten, sowie mit Unterfirmen in Belgien, den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich. Diese Standorte dürften an EasyPark transferiert werden.
ParkingPay
Bild 3: Eine Kartenansicht gibt es bei «ParkingPay» nicht, aber das Angebot ist gross
Quelle: Screenshot/NMGZ
Was fehlt, ist eine Karte, Bild 3. Die App erkennt zwar per Ortungsdienst, welcher Parkplatz gerade am nächsten ist, kann dies aber nicht visuell darstellen. So muss man bei einem unbekannten Parkplatz trotzdem kurz an der Parkuhr den Nummerncode nachschauen, um sicherzugehen, dass der richtige Parkplatz ausgewählt ist. Einrichten lässt sich «ParkingPay» nach dem Download aus dem App-Store in zwei Schritten.
Zunächst fügen Sie Ihr Auto hinzu. Dazu geben Sie Ihre Autonummer und eine Fahrzeugbezeichnung an. Danach benötigen Sie eine Zahlungsmethode. Möchten Sie keine Gebühren bezahlen, kommen nur Vorauszahlung und LSV infrage. Beim Bezahlen per Kreditkarte, Twint oder PostFinance fallen je nach Parkplatz Zusatzgebühren von 25 Rappen an.
Die App weist darauf hin. Neu hat «ParkingPay» noch ein einzigartiges Angebot in der Schweiz: Mit einem Badge können Nutzer bei teilnehmenden Parkhäusern ein- und auschecken. Der fällige Betrag wird direkt vom «ParkingPay»-Konto abgezogen. Die Papier-Lochkarte und der Gang zur Kasse fallen damit weg. Der Badge kann kostenlos bei ParkingPay bestellt werden und kommt im Kreditkartenformat daher.
So funktioniert es: Richten Sie die App unbedingt bereits zu Hause ein. Registrieren Sie Ihr Auto in der App mit Nummernschild und einer kurzen Bezeichnung und wählen Sie eine Bezahlmethode aus. Falls Sie Vorauszahlung wählen, laden Sie Ihr Konto am besten gleich mit ein paar Franken auf. Unterwegs kann per Twint in Sekunden das Konto aufgefüllt werden.
Am Parkplatz angekommen, öffnen Sie die «ParkingPay-App», Bild 4. Wählen Sie oben den Ort (sofern die App das nicht automatisch erkennt oder erkennen darf) und danach die Zone. Bei der Zone zeigt «ParkingPay» die Zonen nach Distanz sortiert an. Die oberste Zone sollte demnach Ihre sein. Allerdings bietet «ParkingPay» keine Kartenansicht an. Es lohnt sich also, kurz bei der nächsten Parkuhr zu prüfen, in welcher Zone Sie sich befinden.
Die Zone ist auf jeder Parkuhr seitlich markiert. ParkingPay verwendet ein Nummernsystem, das in jeder PLZ neu nummeriert. Sie sehen also einen «ParkingPay»-Sticker mit der PLZ und einer Zonen-Nummer, die Sie mit der App abgleichen können. Haben Sie die Zone gewählt, greifen Sie zu Parkvorgang. Im nächsten Menü drehen Sie das Rad, um die gewünschte Parkierdauer auszuwählen, Bild 5. Eine Umdrehung entspricht einer Stunde. Oben links sehen Sie die gewählte Zeit, oben rechts den Preis der gewählten Dauer.
Mit Parkvorgang starten starten Sie die Uhr. Bei den meisten Parkuhren können Sie die Parkierzeit auch nachträglich verlängern. Bei allen können Sie den Parkiervorgang vorzeitig beenden. Die Buttons dazu sehen Sie unter der laufenden Uhr.
Apps: EasyPark
Die grösste Konkurrenz zu «ParkingPay» kommt aus Schweden und heisst «EasyPark». Die Abdeckung ist nicht ganz so gross wie jene von «ParkingPay», der Unterschied ist aber nicht besonders gross. Und im Gegensatz zu «ParkingPay» ist «EasyPark» in diversen europäischen Ländern verfügbar. Besonders stark ist die App in Schweden, Norwegen, Dänemark, den Niederlanden, Belgien, Deutschland und Italien vertreten. In Frankreich, Finnland, Österreich, Slowenien, Ungarn, Spanien und Portugal ist der Dienst im Aufbau. Durch den Kauf von «ParkNow» kann «EasyPark» zudem seine Abdeckung in Westeuropa und den USA weiter ausweiten. International gesehen ist die App somit klar im Vorteil.
Ebenfalls stärker ist bei «EasyPark» die App. Die Simplizität von «ParkingPay» hat zwar Vorteile, ist aber stellenweise etwas zu minimalistisch. «EasyPark» bietet eine schönere Benutzeroberfläche und allem voran: eine Kartenansicht, Bild 6. Damit sehen Sie genau, wo Sie sich auf der Karte befinden und eine grafische Repräsentation der Parkierzone.
An der Parkuhr den Code nachzuprüfen, ist hier wirklich nicht mehr nötig (wenn auch theoretisch möglich). Ansonsten sind die Apps funktional ziemlich identisch. Unterschiede gibt es dafür beim Geschäftsmodell. Während bei «ParkingPay» nur Transaktionskosten für bestimmte Zahlungsmittel erhoben werden, sind bei «EasyPark» mehr Kosten involviert. Die App bietet drei Modelle an:
- EasyPark Go: keine Monatsgebühr, dafür 19 Rappen pro angefangene Parkierstunde zusätzlich
- EasyPark Small: keine Monatsgebühr, 15 Prozent der Parkiergebühr (mind. 29 Rp.)
- EasyPark Large: Fr. 4.95 pro Monat, dafür keinerlei Gebühren pro Parkiervorgang
Dazu gibt es zwei Sonderangebote für Zürich und Genf mit niedrigeren Gebühren. Die «Go»-Option lohnt sich dabei mehr in der Stadt, «Small» auf dem Land, weil die prozentual berechneten Gebühren von «EasyPark Small» bei den höheren Parkiergebühren in der Stadt schnell teurer ausfallen als die pauschalen 19 Rappen von «EasyPark Go».
So funktioniert es: Gleich wie bei «ParkingPay » sollten Sie die App daheim einrichten. Der Vorgang ist etwa gleich: Fügen Sie Ihr Auto per Nummernschild hinzu und stellen Sie eine Bezahlmethode zur Verfügung. Hier ist «EasyPark» etwas limitierter und bietet lediglich Kreditkarten an. iPhone-Nutzer können dafür Apple Pay verwenden, ohne die Kreditkarte manuell hinzufügen zu müssen.
Am Parkplatz angekommen, öffnen Sie die App. Auf der Karte sehen Sie direkt Ihren Standort und die lokalen Parkplatzzonen. Bewegen Sie den Pin in die richtige Zone, falls er noch nicht dort ist, und wählen Sie dann die Zone aus der Liste unten aus. Danach drehen Sie das Rad, um die Parkierzeit einzustellen und tippen in der Mitte auf Parkieren, um den Vorgang zu starten, Bild 7.
Apps: Sepp und Twint
Sepp
Die App der Wahl für Parkierende im Kanton Bern heisst «Sepp», Bild 8. Die simple und sympathisch gestaltete App ist einfach zu bedienen und bietet einen grossen Vorteil gegenüber den beiden Marktführern: «Sepp» löst sich von der klassischen Parkuhr-Methode. Sie müssen nicht vorgängig eine Parkierdauer auswählen.
Sie schieben lediglich den Check-in-Schalter nach rechts. Vor dem Losfahren schieben Sie den Schalter wieder nach links. «Sepp» rechnet minutengenau ab, was Sie dem Parkplatzbetreiber schulden. Allfällige Maximalparkierzeiten sind in der App eingeblendet und Sie können sich regelmässig per Benachrichtigung erinnern lassen.
Auch sonst gibt sich «Sepp» simpel: Bezahlt wird per Kreditkarte, PostFinance oder Twint – ohne jegliche Gebühren. Die grösste Schwäche von «Sepp» ist derzeit noch die Verbreitung. Im Kanton Bern ist die App allgegenwärtig. In den Kantonen Graubünden, Luzern, Zug und Wallis kann sie grösseres Wachstum verzeichnen.
So funktioniert es: Zunächst möchte «Sepp», dass Sie Ihre Mobilnummer bestätigen. Danach registrieren Sie Ihr Auto per Autonummer und mit einer kurzen Bezeichnung und fügen eine Bezahlmethode hinzu. Am einfachsten geht es mit einem bestehenden Twint-Konto. Die App erkennt jeweils den nächstgelegenen Parkplatz und bietet bei mehreren Parkplätzen eine Auswahl an. Wählen Sie Ihr Auto aus und schieben Sie den Check-in-Riegel nach rechts und die Uhr läuft. Sind Sie wieder beim Auto, schieben Sie den Riegel wieder zurück.
Twint
Twint-Nutzer können übrigens auch ganz ohne Parkier-App auskommen, Bild 9. Parkuhren mit einer «ParkingPay»-Unterstützung bieten jeweils auch die Option an, direkt via Twint zu bezahlen. Die Lösung ergibt aber nur begrenzt Sinn, denn: Twint ist in «ParkingPay als Bezahlmethode wählbar. Die Twint-Option leitet beim Scannen des QR-Codes lediglich auf eine «ParkingPay»-Webseite im mobilen Browser weiter. Die Twint-Lösung ist also besonders dann sinnvoll, wenn Sie sonst «EasyPark»-oder «Sepp»-Nutzer sind. An den Orten, wo «EasyPark»/«Sepp» nicht verfügbar sind, «ParkingPay» aber schon, können Sie in diesem Fall mit Twint bezahlen und ansonsten bei «EasyPark» oder «Sepp» bleiben.