Der unendliche Tweet
05.10.2022, 14:44 Uhr
Elon Musk will Twitter nun doch kaufen
Nach monatelangem Hickhack könnte die Übernahme von Twitter durch Elon Musk nun doch noch zustande kommen. Der Tesla-Chef gibt kurz vor dem mit Spannung erwarteten Gerichtsprozess klein bei.
Tech-Milliardär Elon Musk will die milliardenschwere Twitter-Übernahme nach monatelangem Widerstand nun doch vollziehen. Dabei erklärte er sich bereit, den von ihm ursprünglich gebotenen Preis von 54,20 Dollar je Aktie zu bezahlen. Seit Monaten versuchte Musk, aus dem von ihm selbst angestossenen Deal auszusteigen - doch Twitter wollte ihn unter Verweis auf ihre Kaufvereinbarung nicht davonziehen lassen. Für Mitte Oktober ist eigentlich ein Prozess in dem Streit angesetzt - ob es dazu nun noch kommen wird, ist nach Musks Sinneswandel jedoch unklar.
Damit bahnt sich eine spektakuläre Wende im Konflikt um die rund 44 Milliarden Dollar teure Übernahme an. Allerdings bleibt etwas Ungewissheit - so wies Musk gegenüber der SEC darauf hin, dass seine Offerte von Finanzierungszusagen abhänge. Der Tesla-Chef bestätigte sein Nachgeben in einer Pflichtmitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC. Musk habe in einem Brief vorgeschlagen, den Deal zum ursprünglich vereinbarten Kaufpreis von 54,20 Dollar pro Aktie durchzuführen, erklärten seine Anwälte.
Musk schrieb nach seiner Kehrtwende, der Kauf von Twitter würde für ihn den Weg zu «X, der App für alles, beschleunigen». Und zwar um drei bis fünf Jahre, ergänzte er in einem Tweet. Was genau hinter seiner Vision für eine Universal-App steckt, blieb unklar. Twitter bestätigte in einem knappen Statement, das Schreiben mit dem erneuerten Angebot Musks erhalten zu haben. Das Unternehmen beabsichtige, die Transaktion wie geplant zum Abschluss zu bringen.
Streit um Fake-Accounts
Musk hatte die Kaufvereinbarung vom April eigentlich im Juli für ungültig erklärt, weil Twitter angeblich falsche Angaben zur Anzahl von Fake-Accounts auf seiner Plattform gemacht habe. Das Unternehmen pochte jedoch auf die Einhaltung des Kaufvertrags und zog vor Gericht. In den vergangenen Tagen waren als Teil der Prozessunterlagen für Musk zum Teil peinliche Chat-Unterhaltungen unter anderem mit potenziellen Investoren öffentlich geworden.
Musks Anwaltsteam habe den Eindruck gewonnen, dass sich das Verfahren zu seinen Ungunsten entwickele und die Richterin sich nach den ersten Anhörungen zur Vorbereitung des Prozesses bereits auf die Seite von Twitter gestellt habe, berichtete der Finanzdienst Bloomberg am Dienstag unter Berufung auf einen Insider. Um aus dem milliardenschweren Deal herauszukommen, hätte Musk dem Unternehmen schwerwiegende Vertragsverstösse nachweisen müssen.
Die Gründe für Musks Umdenken blieben vorerst unklar. Viele Experten bewerteten seine Chancen bei dem Gerichtsverfahren von Anfang an als ungünstig. Musk versuchte monatelang, angeblich falsche Angaben von Twitter zur Zahl von Spam- und Fake-Accounts als Bruch der Übernahmevereinbarungen darzustellen. Doch ob das vor Gericht reichen würde, gilt als zweifelhaft.