Im Office von Michael Kistler
05.08.2021, 05:43 Uhr
«Wer sich nicht verändert, hat nicht gelebt»
Michael Kistler ist CEO und Mitaktionär bei Baggenstos. Im Interview spricht er über Open Space und was die grösste Herausforderung in seinem Job ist.
Computerworld: Wie starten Sie in den Tag?
Michael Kistler: Mit 15 Minuten Dehn- und Kraftübungen, Mikronährstoffen, einem Müesli und dann mit den anschliessenden Online-Connect-Meetings der einzelnen Teams.
CW: Büro oder Home Office? Wo arbeiten Sie lieber?
Kistler: Ich arbeite sehr gerne im Büro, da ich den Austausch mit meinen Kollegen am liebsten in «3D» habe statt nur online. Home Office nutze ich primär für Arbeiten, bei denen ich ohne Unterbrüche rascher ans Ziel komme.
CW: Sind Sie eher ein Auto- oder ein ÖV-Fan?
Kistler: Ich nutze vor allem das Auto, weil das für mich am effizientesten ist, um ins Office zu kommen. Gerne fahre ich aber auch mit dem Fahrrad ins Office, leider zu unregelmässig. In Zürich bringt mich der ÖV zum gewünschten Ziel.
CW: Was machen Sie zuerst im Büro?
Kistler: Wir starten seit der Pandemie mit den Online-Connect-Meetings in den Tag. Ich versuche, an möglichst vielen teilzunehmen, um einen Überblick zu erhalten, was läuft und wo ich allenfalls unterstützen sowie vernetzen kann.
CW: Einzelbüro oder Open Space?
Kistler: Ich liebe den Open Space, bin gerne mitten im Geschehen. Daher haben wir bei Baggenstos auch seit Langem keine Einzelbüros mehr. Entsprechend haben wir unser Office stetig den Bedürfnissen unserer Teams angepasst.
CW: Wie planen Sie Ihren Tag?
Kistler: Ich versuche, meine Aufgaben, die ich in einer To-do-Liste führe, in einer wöchentlichen Planung zeitlich im Kalender abzubilden. Dann arbeite ich die Themen möglichst akkurat ab. Sämtliche erledigten Punkte werden dann gelöscht. Somit gibt es bei mir ausschliesslich die Zukunft respektive die Termine und Aufgaben, die vor mir liegen. Meine Kollegen meinen, dass ich da ein bisschen speziell bin mit meinem Vorgehen, ich fühle mich jedoch wohl mit «meiner» Planung.
CW: Welche Tools sind essenziell für Ihren Job?
Kistler: Microsoft Teams, Navision, Outlook und OneNote.
CW: Gibt es etwas, das Ihnen noch fehlt?
Kistler: Ein Projekt-Tool, das unsere Wünsche an Planung und Flexibilität abdeckt.
CW: Zu welcher Musik arbeiten Sie am besten?
Kistler: Mit Musik arbeite ich selten. Wenn das mal im Home Office vorkommt, höre ich gerne eine Spotify-Playlist mit Indie Rock.
CW: Was ist Ihr bevorzugter Kommunikationskanal?
Kistler: Am liebsten sind mir persönliche Gespräche, in der Regel sind das nun seit einiger Zeit meistens Videocalls. Kommuniziert wird bei uns sehr viel über Teams. Interne Kommunikation wie auch zum Beispiel Quartalsinformationen an die Mitarbeiter übermitteln wir nun auch via Livestream aus unserem hauseigenen Videostudio.
Persönliche Arbeitsweise
CW: In wie vielen Meetings sitzen Sie pro Woche?
Kistler: Es sind durchschnittlich zwischen 15 und 20 Online-Meetings pro Woche.
CW: Was ist die grösste Herausforderung in Ihrem Job?
Kistler: In unserer agilen IT-Welt auf die Bedürfnisse von Kunden sinnvolle Antworten zu haben, Lösungen zu kreieren und diese in Einklang mit dem Wissen und Know-how unserer Mitarbeiter/-innen zu bringen.
CW: Wie vermeiden Sie Produktivitätskiller?
Kistler: Mit einer möglichst guten Planung in den Projekten und im Operations-Betrieb. Besonders wichtig ist hier allerdings auch die Flexibilität unserer Mitarbeiter/-innen, da wir schlicht gewisse Vorkommnisse nicht planen können, wenn es beispielsweise um sicherheitsrelevante Themen oder Vorkommnisse bei unseren Kunden geht, die ein sofortiges Eingreifen erfordern.
CW: Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?
Kistler: Ich erarbeite gerne Lösungen in einem Team und achte darauf, dass alle Mitarbeiter-/innen ihren Beitrag leisten können. Mir ist wichtig, dass sich unsere Teams weiterentwickeln können und Freude an ihrer Arbeit haben. Ich führe und entscheide situativ, um diese Ziele zu erreichen, und pflege einen kooperativen Führungsstil.
CW: Wie lautet Ihr Arbeitsmotto?
Kistler: Die Arbeit in unserer Branche ist im permanenten Wandel, somit gehört Veränderung zu meinem Leben – in Kurzform lautet dann mein Arbeitsmotto in etwa: «Wer sich nicht verändert, hat nicht gelebt».
CW: Auf welche Eigenschaften Ihrer Mitarbeitenden achten Sie besonders?
Kistler: Gute Kommunikation, fundiertes Wissen und Neugierde auf neue Technologien sind für mich Eigenschaften, die ich als sehr wichtig empfinde.
CW: Die Komplexität im Informatikgeschäft steigt. Laufend kommen neue Technologien und Einsatzszenarien hinzu. Wie halten Sie sich und Ihre Mitarbeitenden auf dem neusten Stand?
Kistler: Wir haben Kompetenzteams gebildet, in denen wir neue Technologien behandeln und beurteilt wird, ob allenfalls unser Portfolio damit sinnvoll ergänzt werden kann. In diesen Prozess bin ich involviert. Zudem versuche ich, mit Fachzeitschriften und Self Learning am Ball zu bleiben.
Strategie gegen den Fachkräftemangel
CW: Inwieweit spüren Sie den Fachkräftemangel in der ICT und was unternehmen Sie dagegen?
Kistler: Natürlich fehlt immer ein spezifisches Wissen oder man hat einen Ressourcen-Engpass in den Projekten. An diesen Umstand haben wir uns mittlerweile gewöhnt und versuchen hier, unsere Teams effizient einzusetzen. Uns ist es wichtig, dass wir weiterhin Lehrlinge ausbilden und anschliessend bei uns beschäftigen können. Dies gelingt uns gut und darauf sind wir auch stolz.
CW: Wie fördern Sie Diversität im Unternehmen? Wie hoch ist der Anteil weiblicher Fachkräfte und von über 50-Jährigen bei Baggenstos?
Kistler: Wir hätten gerne mehr weibliche Fachkräfte bei uns. Allerdings schafft es leider unsere Branche nicht, den Informatikberuf für Frauen attraktiver zu gestalten. Wir haben einen Frauenanteil von 10 Prozent. Die Kollegen mit langjähriger, wichtiger Erfahrung machen 15 Prozent der Belegschaft aus.
CW: Wer viel arbeitet, braucht viel Energie. Wie lautet Ihr Restaurant-Tipp für das Mittagessen?
Kistler: In Zeiten von Corona waren der Coop und die Pizzakuriere bei Office-Tagen in Wallisellen zuständig für Energiegewinnung. Nun bin ich aber froh, dass wir wieder in der lokalen Gastrobranche Kunden sein dürfen. Meine Empfehlung ist das «Sign» an der Bahnhofstrasse in Wallisellen.
CW: Wie laden Sie Ihre Batterien wieder auf?
Kistler: In den Bergen, im Tessin, auf Reisen im VW-Bus und an Kletterwänden. Ski- und Hochtouren nutze ich, um abzuschalten.
CW: Kommen Ihnen dann in der entspannten und kreativen Atmosphäre auch neue Ideen?
Kistler: So entspannt ist das Ambiente meist nicht. Aber danach ist der Kopf wieder «gelüftet» und somit kommen auch die Gedanken für Ideen und der Antrieb für Veränderungen, die einen meistens weiterbringen.
CW: Welches ist Ihr nächstes Projekt?
Kistler: Die Cyberkriminalität ist seit einiger Zeit auch in unserem Kundenumfeld sehr real geworden. Hier möchten wir mit den bewährten Cloud-Lösungen von Microsoft unsere Kunden bestmöglich schützen und entsprechend die Awareness auf allen Stufen der Unternehmen für dieses sehr wichtige Thema schaffen.
Zur Person
Michael Kistler
ist seit Januar 2013 CEO und Mitaktionär bei Baggenstos. Er stiess im Juni 2008 zu Baggenstos durch die Übernahme von NetCommunications. Die Firma hatte Kistler zuvor während zehn Jahren als CEO und Mitinhaber geführt. 1997 hatte er das Studium der Informatik an der ITA Zürich abgeschlossen.