Geldsegen
19.01.2018, 11:35 Uhr
IT-Unternehmer vererbt Kanton Thurgau Millionen
Der 2016 verstorbene IT-Unternehmer Walter Enggist hat dem Kanton Thurgau sein gesamtes Vermögen vermacht. Der Kanton kam so unverhofft zu einer Spende von über sechs Millionen Franken.
Wie die Jungfrau zum Kind kamen die Kantonsbibliothek und das Amt für Archäologie des Kantons Thurgau zu einem Geldsegen von insgesamt 6,36 Millionen Franken. Grund dafür: Der 2016 verstorbene IT-Unternehmer Walter Enggist hat dem Kanton Thurgau sein ganzes Vermögen vermacht.
Geld für Forschung, Digitalisierung und eine Auszeichnung
Die Kantonsbibliothek will nun einen Teil der Erbschaft für Digitalisierungen einsetzen und die Zugänglichkeit historischer Bestände und wissenschaftlicher Literatur erhöhen. Das Amt für Archäologie startet ein erstes Projekt, um das regionale Klima vom Spätglazial bis heute zu erforschen. Mit einem Teil der Erbschaft wird ein Forschungspreis ins Leben gerufen. Ausgezeichnet werden sollen wissenschaftliche Arbeiten, die einen inhaltlichen oder personellen Bezug zum Thurgau haben. Der Preis wird jeweils im Herbst verliehen und ist mit 15'000 Franken dotiert. Das Preisgeld sei für einen wissenschaftlichen Preis «sehr hoch», sagten die Verantwortlichen. Ziel sei, Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern eine Karriere zu ermöglichen. Dies sei wahrscheinlich im Sinn des Erblassers.
Motiv ist weitgehend unklar
Warum der in Frauenfeld aufgewachsene ETH-Bauingenieur und IT-Unternehmer Walter Enggist sein Vermögen nach seinem Tod im Jahr 2016 ausgerechnet den beiden Ämtern vermachte, ist den Verantwortlichen allerdings ein Rätsel. «Der Verstorbene war weder Kunde der Kantonsbibliothek noch hatte er Kontakte zum Amt für Archäologie», sagte der Kantonsarchäologe Walter Brehm am Donnerstag vor den Medien.
Auch den Verwendungszweck liess der Erblasser weitgehend offen. Im Testament aus dem Jahr 2008 schrieb der zurückgezogen lebende Mann lediglich: «Ich würdige damit den Beitrag des Kantons Thurgau an der Grundsteinlegung meiner Karriere». Recherchen der Erben ergaben, dass der 1948 in bescheidene Verhältnisse hinein geborene Enggist ein Mathematikgenie gewesen war, der von seinen Lehrern stark gefördert wurde. «Heute würde man sagen, er war ein Nerd», sagte Brehm.