11.04.2011, 10:57 Uhr

Facebook und sein grünes Rechenzentrum

Wenige Wochen vor dem Start seines neuen Rechenzentrums in Oregon stellt Facebook dessen Designs und Spezifikationen öffentlich zur Verfügung.
Normalerweise halten Web-Unternehmen ihre technischen Innereien argwöhnisch unter Verschluss, obwohl die Server fast immer auf FOSS wie Linux oder Apache basieren. Facebook will mit seinem «Open Compute Project» nun offenbar die Hardware in ähnlicher Weise öffnen wie Open Source das für Software getan hat, berichtet «Technology Review». «Mark konnte Facebook in seiner Studentenbude nur deswegen starten, weil es PHP und Apache und andere freie Software gab», sagt David Recordon, der bei Facebook für den Einsatz von und im Gegenzug Contributions zu quelloffener Software zuständig ist. «Wir wollten diesen Gedanken auch für Hardware fördern und veröffentlichen deswegen genug Informationen über unser Data Center und unsere Server, dass jemand anders tatsächlich hingehen und das nachbauen könnte.» ! VIDEO ! Ricardo Bianchini, der an der Rutgers University energieeffiziente Computing-Infrastrukturen erforscht, findet das bemerkenswert: «Typischerweise verraten Ihnen Unternehmen wie Google oder Microsoft überhaupt nichts über ihre Designs», sagt Bianchini. Mit einem offeneren Ansatz könnte seiner Sicht das ganze Web effizienter werden. «Das Rechenzentrum derart zu öffnen, wird Forschern und auch anderen Playern in der Branche eine Menge helfen», kommentiert der Experte. «Das eröffnet ganz neue Möglichkeiten zum Teilen und Zusammenarbeiten.» Weiter gehts auf der nächsten Seite. Das neue Data Center in Prineville im US-Bundesstaat Oregon will Facebook später in diesem Monat in Betrieb nehmen. Es belegt gut 13'600 Quadratmeter und wird die Rechenkapazität von Facebook um rund die Hälfte erhöhen - das soziale Netzwerk verarbeitet derzeit beispielsweise täglich rund 100 Millionen Fotos seiner über 500 Millionen Nutzer.Auf dieser Website publiziert Facebook unter anderem die detaillierten Spezifikationen der Kühlsysteme des Rechenzentrums sowie auch die selbstentworfenen Designs der Server. Diese Details werden allerdings nicht unter eine echte, rechtlich bindende Open-Source-Lizenz gestellt, der zufolge jeder von ihm durchgeführte Modifikationen wiederum öffentlich machen müsste. Facebook hat jedenfalls versucht, in Prineville eines der energieeffizientesten Rechenzentren überhaupt hinzustellen. Besonders spannend sind die Details der Kühlung (ohne Wärmetauscher!), das neue Server-Netzteil, das mit Drehstrom-Tricks ohne Transformator von den 408 Volt Versorgungsspannung auf 277 Volt herunterschaltet sowie das USV-Konzept mit vielen kleinen verteilten Batterien. Facebook hat offenbar keine Angst davor, dass sich Google und Co nun all diese Feinheiten abschauen könnten. Aus Sicht von Frank Frankovsky, Director of Hardware Design, ist das schlicht nicht das Kerngeschäft von Facebook. «Facbook ist wegen seines grossartigen sozialen Produkts erfolgreich und nicht weil wir kostengünstige Infrastruktur bauen können», sagt Frankovsky. «Es gibt also keinen Grund, warum wir damit nicht anderen unter die Arme greifen sollten.»



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