Überwachungssoftware Pegasus
21.07.2021, 07:40 Uhr
Pariser Staatsanwalt und Amazon reagieren
Wegen der Enthüllungen rund um die Überwachungssoftware Pegasus haben Pariser Ermittler offiziell eine Untersuchung gegen die Herstellerin NSO gestartet. Auch Cloud-Anbieter AWS ist tätig geworden und hat die Konten der Herstellerfirma NSO gesperrt.
Nach neuen Medien-Enthüllungen zur Überwachungssoftware Pegasus des israelischen Anbieters NSO hat die Pariser Staatsanwaltschaft eine Untersuchung eingeleitet. Grund sei eine Anzeige von zwei Journalisten und der Verlagsgesellschaft der Online-Plattform «Mediapart», wie Staatsanwalt Rémy Heitz in Paris mitteilte.
Die Untersuchung werde von einer Spezialeinheit der Polizei für Kriminalität in der Informations- und Kommunikationstechnik geführt. Dabei gehe es unter anderem um den Vorwurf der betrügerischen Gewinnung und Weitergabe von Daten. Auch ein Angriff auf die Privatsphäre sei Thema.
«Mediapart» hatte berichtet, die Mobiltelefone von zwei Journalisten seien im Zeitraum 2019 bis 2020 von der Pegasus-Software ins Visier genommen wurden - dahinter stünden marokkanische Geheimdienste, lautete der Vorwurf. «Mediapart» hatte nach den Enthüllungen ankündigt, Anzeige zu stellen. Zu den Vorwürfen gegen Marokko äusserte sich die Staatsanwaltschaft nicht.
Laut Medienberichten sind mit der Überwachungssoftware noch stärker als gedacht Oppositionelle und Reporter ausgespäht worden. So seien auf 37 Smartphones von Journalisten, Menschenrechtlern, deren Familienangehörigen sowie Geschäftsleuten Spuren erfolgreicher oder versuchter Angriffe entdeckt worden, hatte ein internationales Journalistenkonsortium in einer Serie von Artikeln berichtet. Pegasus nutzt Sicherheitslücken in Smartphone-Software, um weitreichenden Zugriff auf Daten zu erlangen. NSO wies die Vorwürfe zurück und bestritt einzelne Details aus den Berichten.
AWS sperrt Konten von NSO
Nach Vorwürfen der Ausspähung von Oppositionellen und Journalisten mit Hilfe von Pegasus ist auch der Webdienstleister Amazon tätiggeworden. Er hat die Konten des israelischen Softwareherstellers NSO gesperrt. «Als wir von diesen Aktivitäten erfahren haben, haben wir schnell gehandelt, um die relevante Infrastruktur und Konten abzuschalten», erklärte ein Sprecher des Cloud-Dienstleisters Amazon Web Services (AWS).
Dies sei in Übereinstimmung mit den Nutzungsbedingungen geschehen, die Hacking-Aktivitäten ausschliessen.
Einem Bericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International zufolge hatte NSO für die Software zuletzt die Cloud-Dienste des grossen Anbieters AWS genutzt.