Cloud Protection Trends Report 19.12.2022, 12:35 Uhr

«Unternehmen können ihre Backup-Aufgaben nicht mehr alleine bewältigen»

Backups sind wichtiger denn je, jetzt aktuell auch in Anbetracht einer drohenden Strommangellage. Wie Firmen vorgehen und warum man sich auch nicht auf Cloud-Dienste verlassen sollte, erklärt Stephan Herzig von Veeam Schweiz im Interview.
Stephan Herzig ist Enterprise Technical Advisor Switzerland bei Veeam
(Quelle: Veeam)
Der Veeam Cloud Protection Trends Report 2023 zeigt, was IT-Führungskräfte veranlasst, ihre Strategien, Rollen und Methoden in Bezug auf die Produktion und den Schutz von Cloud-Workloads zu ändern. Stephan Herzig, Enterprise Technical Advisor Switzerland bei Veeam im Gespräch über dringend umzusetzende Backup-Strategien für Unternehmen und über den Trend zur Auslagerung der Backups.
Wozu brauchen wir überhaupt noch Backups?
Stephan Herzig: Weil wir Verantwortung für unsere Daten haben. Und weil die Risiken eher zu- denn abnehmen, dass Daten beschädigt werden oder verloren gehen.
Warum?
Herzig: ICT-Architekturen und Geschäftsmodelle, die damit betrieben werden, sind immer komplexer geworden. An einem vermeintlich einfachen Prozess wie «Pizza bestellen» können mehrere Server, mehrere Unternehmen und mindestens zwei Netzwerke mit den entsprechenden Übergängen beteiligt sein – entsprechend die Risiken. Erschwerend kommt nun die aktuelle Krise der Lieferketten und der möglichen Energiemangellagen hinzu. Server und Netzwerke können geplant oder ungeplant ausfallen – unter Umständen gehen Daten oder Metadaten verloren. Technische wie rechtliche Neuerungen können dazu führen, dass man plötzlich keinen Zugriff mehr auf seine Daten hat – deren Schicksal man nicht vom Funktionieren der Cloud abhängig machen sollte.
Dennoch hapert es immer noch mit der Umsetzung von Backup-Strategien.
Herzig: Ja. Das zeigt auch der neue Veeam Cloud Protection Trends Report 2023, einer Studie mit 1700 IT-Führungskräften in sieben Ländern weltweit. 34 Prozent der Unternehmen sichern ihre in der Cloud gespeicherten Datensätze noch nicht, 15 Prozent auch ihre Datenbanken nicht. Gleichzeitig werden neue IT-Workloads schneller denn je eingeführt. Überraschend jedoch: 88 Prozent der Workloads werden auch wieder aus der Cloud ins eigene Rechenzentrum überführt, etwa um die Kosten zu optimieren oder als Teil eines Disaster Recovery Konzepts. Wenn eine Datensicherungsstrategie vorhanden ist, nutzen 98 Prozent der Unternehmen eine in der Cloud laufende Infrastruktur dazu.
Auch in der Schweiz?
Herzig: Hier sind sicherlich weniger als die Hälfte aller Produktionsserver-Workloads in der Cloud gehostet, der Cloud-First-Ansatz wird nicht grossflächig umgesetzt. Meine Erfahrung zeigt: Schweizer Unternehmen, die ihre Daten in der Cloud sichern, holen sie verstärkt für Langzeitaufbewahrung auch wieder zurück ins Rechenzentrum oder legen eine Kopie bei einem anderen Hyperscaler ab.
Also alles im grünen Bereich?
Herzig: Das würde ich nicht sagen. Zwar ist das Bewusstsein gestiegen, doch die immer komplexeren IT-Architekturen steigern auch die Komplexität der Backup-Strategie. Mit einer einfachen Kopie ist es nicht getan. Es braucht einen zielgerichteten Ansatz, der zu Geschäftsanforderungen und Cloud-Strategie passt.
Zur Person
Stephan Herzig
verfügt über jahrzehntelange IT-Erfahrung als Systems Engineer, Architekt und Consultant im Infrastrukturbereich. Seine Schwerpunkte liegen vor allem im Datensicherungs-, Storage-, Virtualisierung- sowie Cloud-Technologie-Bereich. Seit Dezember 2018 ist er als Enterprise Technical Advisor bei Veeam Software tätig.

Autor(in) Online Redaktion



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