Manipulative Einstellungen
02.06.2022, 06:52 Uhr
Dark Patterns: So täuschen Webseiten und Apps Konsumenten
Eine alarmierende Zahl: Auf 97 Prozent der in der EU beliebtesten Webseiten und Apps findet sich mindestens ein Versuch, die Entscheidung von Surferinnen und Surfern durch psychologische Tricks oder manipulative Designelemente zu beeinflussen.
Ein Dark-Patterns-Klassiker: ein Cookie-Zustimmungs-Banner, bei dem der datenschutzunfreundliche Weg optisch hervorgehoben ist.
(Quelle: Catherine Waibel/dpa-tmn)
Sogenannte Dark Patterns sind weit verbreitet und werden zunehmend von Unternehmen aller Grössenordnungen genutzt. Auf 97 Prozent der in der EU beliebtesten Webseiten und Apps findet sich mindestens ein Versuch, die Entscheidung von Konsumentinnen und Konsumenten durch psychologische Tricks oder manipulative Designelemente zu beeinflussen. Das geht aus einer Studie hervor, die die EU-Kommission in Auftrag gegeben hatte.
Die am häufigsten angetroffenen Dark-Pattern-Kategorien waren demnach versteckte Informationen beziehungsweise falsche Hierarchien, Vorauswahl, Drängeln und Gängeln, schwierige Stornierungen sowie Zwangsregistrierungen.
Irreführende Farben oder ein stressiger Countdown
Ein Klassiker zum Beispiel: Bei der Auswahl, welche Cookies man zulassen möchte, erscheint die datenschutzunfreundliche Auswahl gerne mal farblich hinterlegt. Die Schaltfläche für besseren Datenschutz erscheint unauffällig.
Während etwa Countdown-Timer und Hinweise auf vermeintliche zeitliche Begrenzungen auf E-Commerce-Plattformen weit verbreitet seien, fänden sich Drängel- und Gängelei, insbesondere auf Webseiten und in Apps für Gesundheit und Fitness.
Dark Patterns schaden Verbrauchern und Markt
Bedenklich: Die Fähigkeit des Durchschnittsverbrauchers, den Einsatz dieser Praktiken zu erkennen, ist laut Studie «eher begrenzt». Dabei könnten Dark Patterns und manipulative Personalisierung zu finanziellem Schaden, Autonomie- und Privatsphäre-Verlust, kognitiven Belastungen und psychischen Schäden führen. Die nachteiligen Auswirkungen auf den Wettbewerb, die Preistransparenz und das Vertrauen in den Markt seien als bedenklich einzustufen.
Flankiert wurde die Studie von Verhaltensexperimenten, bei denen sowohl die neurophysiologischen und psychologischen Reaktionen auf unlautere Praktiken als auch deren Auswirkungen auf die Entscheidungsfindung untersucht worden waren.
Kalkuliertes Spiel mit Emotionen
Dabei stellte sich heraus, dass Praktiken wie «versteckte Informationen», das «Spielen mit Emotionen» und das «Spielen mit Emotionen in Kombination mit Personalisierung» durchaus Entscheidungen beeinflussen und ursprüngliche Präferenzen ausser Kraft setzen können. Besonders betroffen seien hier Ältere und Menschen mit niedrigerem Bildungsniveau.
Zudem hätten die Experimente gezeigt, dass etwa Pop-ups (als Beispiel für eine «erzwungene Handlung in Verbindung mit Personalisierung») die Herzfrequenz der Probanden erhöhten und bei ihnen häufig Frustration auslösten. Insgesamt hätten sich aber keine ausreichenden Beweise dafür ergeben, dass die neurophysiologischen Auswirkungen von Dark Patterns auf Verbraucher signifikant sind.