ICT-Anbieter fordern mehr Polit-Support

Fragmentierte Verbandslandschaft

Auch Marcel Dobler bemängelt, dass die ICT-Branche in der Verbandslandschaft sehr fragmentiert ist. «Für die Firmen ist es nicht ganz einfach zu durchschauen, wo es für sie sinnvoll ist, dabei zu sein. «Eine Konsolidierung wäre sinnvoll, sodass künftig ein geeinter Auftritt gelingt. ‹One voice für die Digitalisierung› – das wünsche ich mir», sagt Dobler. Er fordert allerdings auch von Firmenvertretern, sich verstärkt bei Verbänden einzubringen und ihre Interessen klar dar­zulegen. «Nur mit der Unterstützung der Wirtschaft können die Verbände sinnvoll agieren», zeigt sich der Präsident von ICTswitzerland überzeugt.
“Eine Konsolidierung wäre sinnvoll. ‚One voice für die Digitalisierung‘ – das wünsche ich mir„
Marcel Dobler, ICTswitzerland
Microsoft stehe mit einer breiten Stakeholder-Gruppe im Dialog, erklärt Ladina Caduff. Sie ist bei der Schweizer Landesgesellschaft des Konzerns für Corporate Affairs zuständig. Ihr zufolge gehören zu den relevanten Stakeholdern Vertreter des Parlaments und der Verwaltung, aber auch zivilgesellschaftliche Gruppierungen. «Daneben sind wir Mitglied in verschiedenen Fach- und Interessensverbänden sowie in Denkfabriken, die dazu beitragen, unsere Unternehmensziele zu erreichen», erläutert Caduff.
Microsoft gebe Gesetzgebern und politischen Entscheidungsträgern Empfehlungen ab zu Schlüsselthemen wie Cybersecurity, Schutz der Privatsphäre, verantwortungsvolle Entwicklung der künstlichen Intelligenz oder digitale Souveränität. Obwohl auch sie den Einfluss der ICT-Branche im engeren Sinne als «vergleichsweise gering» einschätzt, führe die technologische Durchdringung aller Lebens- und Wirtschaftsbereiche dazu, dass digitale Fragestellungen ins Zentrum der politischen Aufmerksamkeit rückten, sagt Caduff.

Information und Aufklärung

So schätzt die Branche die Veränderungen in den letzten vier Jahren ein
Quelle: Computerworld
Immerhin zeigt die Top-500-Umfrage: Rund ein Drittel der Befragten hat den Eindruck, dass der Einfluss in den letzten vier Jahren grösser geworden ist. Dem Grossteil der Antwortgebenden zufolge ist er jedoch nach wie vor gleich geblieben. Judith Bellaiche ist überzeugt, dass der Einfluss der Branche nur mittels intensiver Information und Aufklärung der Politikerinnen und Politiker verstärkt werden kann. Mit ihrer Kandidatur für den Nationalrat setzt sie sich zudem gleich selbst in Szene. Profilieren will sich die Swico-Chefin mit den Themen Digitalisierung und Innovation. Beide Gebiete förderte sie bereits im Zürcher Kantonsparlament. Dort lancierte Bellaiche unter anderem erfolgreich eine Kampagne gegen die Start-up-Steuer und gründete die parlamentarische Gruppe Digital & Start-ups.
Marcel Dobler kandidiert im Oktober für National- und Ständerat. «Ziel ist ganz klar die kleine Kammer», präzisiert er seine Absichten. Ruedi Noser sei momentan der einzige Ständerat mit IT-Background und könne sicherlich Unterstützung gebrauchen. Unabhängig, in welcher Kammer er arbeiten werde, wolle sich Dobler für die gleichen Themen einsetzen wie in der letzten Legislatur – Wirtschaft, Sicherheit, Digitalisierung und Bürokratieabbau. «ICT benötigt immer noch viel Aufklärungsarbeit und ich bin überzeugt, dass ich im Ständerat einen grossen Mehrwert schaffen würde.» Franz Grüter, ICTswitzerland-Vize und Green-Verwaltungsratspräsident, hat das Stöckli übrigens ebenfalls anvisiert.



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