SAP Live Campus 2018
08.03.2018, 17:50 Uhr
SAP und die Welt in 30 Jahren
SAP löst sich vom Image des ERP-Anbieters und setzt auf Tech-Trends wie Blockchain, IoT und maschinelles Lernen. Am SAP Live Campus zeigte das Unternehmen wie es sich die Welt in 30 Jahren vorstellt und wie Kunden bereits heute von den Entwicklungen profitieren können.
Bernd Brandl, Managing Director bei SAP Schweiz, begrüsste die rund 1500 Besucher des SAP Live Campus.
(Quelle: NMGZ)
In Basel hat SAP Schweiz diese Woche seinen SAP Live Campus veranstaltet. Am Mittwoch, dem zweiten Tag der Veranstaltung, standen technische Neuheiten wie künstliche Intelligenz und deren Einfluss auf das Business im Vordergrund.
SAPs Schweizer Managing Director Bernd Brandl freute sich in seiner Begrüssungsrede über die zahlreichen Gäste. Wie am ersten Tag lockte der Event unter dem Motto «Turn Thinking into doing» rund 1500 Besucher nach Basel. Brandl hob auch das Engagement der Partner und Kunden hervor, die sich etwa mit eigenen Breakout-Sessions an dem Event beteiligten.
Die Arbeitswelt von Morgen
SAP will in Zukunft mehr sein, als ein Anbieter komplexer ERP-Systeme. Zusätzlich greift das Unternehmen Technologie-Trends auf wie Internet of Things, Blockchain und künstliche Intelligenz respektive Machine Learning.
IT-Firmen forschen und entwickeln seit Jahrzehnten an «intelligenten» Systemen. Doch erst durch den technischen Fortschritt der letzten Jahre erlebt das für IT-Jahre alte Forschungsfeld einen Boom und wird auch für traditionelle IT-Anbieter wie SAP und seine Kunden spannend.
Heute werde Künstliche Intelligenz noch häufig mit Robotik verwechselt, sagte Brandl gegenüber Moderator Sascha Ruefer. SAP die Gelegenheit, um aufzuzeigen, was künstliche Intelligenz heute ist, was sie leisten kann und welchen Nutzen sie dem Business bringt. SAP verfolgt im Feld der künstlichen Intelligenz den Ansatz des maschinellen Lernens, wie Mark Raben erklärte, CTO MEE bei SAP.
35 Gedanken pro Minute
Das menschliche Gehirn diene als Vorbild für das sogenannte Deep Learning. Die Nervenzellen und ihre Verbindungen werden in der IT mit Hilfe von Software nachgebildet. In den letzten fünf Minuten hatten Sie 175 Gedanken. Von denen waren 125 negativ», sagte Raben.
Dennoch dient das Gehirn und seine Arbeitsweise als Vorbild. Denn wie beim Menschen, geht es auch beim maschinellen Lernen darum, Gesetzmässigkeiten zu entdecken und sich zurecht zu finden. Aus einem Zahlenrätsel kann ein KI-System eine Formel ableiten. Das dürfte die Software wohl auch schneller schaffen als der Mensch.
Das Mensch-Maschine-Team
Raben betonte mehrfach, dass es nicht darum gehe, schnelle Maschinen zu erschaffen, die den Menschen ablösen, sondern Maschinen, die den Menschen in seinem Arbeitsalltag unterstützen.
Als Beispiel zeigte Raben ein Bild mit farbigen Kugeln und bat die Gäste diese nach Farben sortiert zu zählen - während zwei Sekunden. Für Menschen unmöglich, einfach für eine Maschine. Was aber, wenn die Maschine dem Anwender hilft? Hierfür zeigte Raben ein Bild mit den gleichen Kugeln, allerdings nach Farben vorsortiert. Rasch liessen sich die farbigen Kugeln addieren. Im Unternehmensalltag könnte ein intelligentes System beispielsweise Kunden nach Regionen, Marge, etc. zuordnen.
SAP verpasst seiner Plattform Intelligenz
Ein weiteres Beispiel ist das Reinforcement Learning. Ähnlich wie bei einem Hund, den man belohnt, wenn er etwas gut gemacht hat, kann man einem Algorithmus beibringen, dass er positive Aktionen verstärkt und verbessert. Das hilft etwa selbstfahrenden Autos, Hindernisse früh zu erkennen und auszuweichen.
Wenn es um super-schnelles Lernen geht, seien Maschinen hungrig, sie gierten nach Daten, sagte Raben. Das könne man nutzen für das Unternehmen. Es mache Sinn diese Eigenschaften mit heutigen IT-Landschaften zu kombinieren.
Hierfür bietet SAP etwa für seine IoT-Plattform Leonardo Machine-Learning-Komponenten an. Über Leonardo Foundation können Anwender Bausteine für eigene Projekte nutzen. Wer es lieber «pfannenfertig» mag, kann direkt auf SAPs Intelligent Apps zugreifen.
Effizienz im Kundenservice und Marketing
Auch hier konnte Raben mit einem Beispiel aufwarten. Der Kundenservice liesse sich etwa vereinfachen, indem ein Kunde in einem Schadensfall ein Bild eines defekten Produkts aufnimmt und an den Fachhändler oder Hersteller sendet. Ein Bilderkennungssystem kann das Bild analysieren und dem Kunden automatisiert einen Vorschlag für eine Neubestellung offerieren.
Im Marketing wiederum können Bilderkennungssysteme die Zeit messen, in der ein Firmenlogo bei TV-Sendungen zu sehen ist. So kann ein Sponsor exakt nachvollziehen, wie oft Zuschauer zu Hause sein Logo oder seine Werbebotschaft aufnehmen.
Produzieren für den Einzelkunden
Das wichtigste Produkt dürfte für SAP S/4 Hana sein. Auch hier wird künftig maschinelles Lernen integriert. mit dem Ziel den Einzelkunden mit seinen individuellen Wünschen bedienen zu können. Das «Segment of One» beliefern zu können, wird jetzt wahr», sagte Rabens Kollege Wieland Schreiner, EVP SAP S/4 Hana Products and Innovation. Dies lasse sich nur durch maschinelles Lernen realisieren.
Auch die manuelle Pflege von Stammdaten könnte der Vergangenheit angehören. SAP will in jedem zweiten Monat eines Quartals Neuerungen in diesem Bereich in seine S/4-Hana-Cloud einspeisen. «Ein intelligentes Unternehmen ist nicht nur auf Machine Learning angewiesen, sondern auch auf Cloud-Lösungen», begründete Schreiner die Marschrichtung.
Die Community soll helfen
In einem abgewandelten Rhythmus will der Hersteller seinen On-Premise-Kunden entsprechende Updates liefern. Bei der technischen Weiterentwicklung seiner S/4-Hana-Cloud will der Hersteller nicht alles alleine machen. Stattdessen setzt SAP auf Community-Power.
Über ein Software Development Kit können Entwickler eigene Lösungen basierend auf SAP-Code realisieren. Oder über Restful-APIs an weitere Programme und Datendienste andocken. Bis Ende dieses Jahres will SAP 3000 Programmierschnittstellen lanciert haben.
Für Schreiner scheint zudem kein Weg an der Cloud vorbeizuführen. Schwierigkeiten bei der Pflege bestehender Systeme könnten nicht mit vergangenen Ansätzen behoben werden. Auch weil die Zeit nicht ausreiche. «Die Innovationsgeschwindigkeit wird nie mehr so langsam sein wie heute. Wir müssen uns bewegen», schloss Schreiner seinen Vortrag.
Wie der Einstieg in SAPs Cloud-Welt gelingt
Auf die Frage aus dem Publikum, wie Unternehmen heute von dem Cloud-Angebot profitieren können, erklärte Schreiner, man müsse zunächst den Ist-Zustand analysieren. Dadurch liesse sich erkennen, wo es Potenzial für gezielte Verbesserungen gebe.
Das Unternehmen bietet hierfür konkrete Hilfestellung, wie Stefan Batzdorf hervorhob, Pre-Sales Expert SAP S/4 Hana. Etwa durch einen Cloud-Readiness-Check. Hierfür analysiert der Anbieter nach eigenen Angaben kostenlos die aktuelle SAP-Landschaft beim Kunden und gibt diesem ein «Hausaufgabenheftli» mit.
SAP Quality Awards 2018
Seine Hausaufgaben bereits erledigt hatten die Unternehmen, die einen SAP Quality Award mit nach Hause nehmen konnten. Bereits zum zehnten Mal prämierte der Hersteller mit seinen Quality Awards Kundenprojekte. Diese fielen laut SAP bei der Planung und Durchführung von Implementierung mit herausragenden Leistungen auf, etwa durch niedrige Kosten, schnelle Umsetzungszeit und hohe Qualität.
Insgesamt richtete die Jury nach zehn Kriterien und vergab jeweils drei Preise in drei verschiedenen Kategorien. Die Kategorie «Business Transformation» umfasst Grossprojekte mit mehr als 500 Anwendern, einer Projektdauer von über sechs Monaten und einem Aufwand von mehr als 900 Personentagen. Unter die Kategorie «Fast Delivery» fallen kleine und mittlere Projekte mit weniger als 600 Anwendern, einer Projektdauer von maximal sieben Monaten und einem Projektaufwand von weniger als 1000 Personentagen. In der Kategorie «Innovation» wurden Projekte unterschiedlicher Grössen ausgezeichnet, die SAP-Software innovativ einsetzen.
Transformatoren Swisscom, Mondelez und Axa Schweiz
In der Kategorie «Business Transformation» erhielt Swisscom Gold für das Projekt One ERP. Hierfür legte der Telko zwei ERP- und Business-Warehouse-Landschaften für 19'000 Anwender zusammen. Das Redesign und die Harmonisierung der Business-Prozesse brachten gemäss Jury betriebswirtschaftliche Mehrwerte in mehrfacher Hinsicht: Systemkosten seien reduziert, die Reaktionsfähigkeit auf organisatorische Veränderungen gesteigert und unter anderem die Material-Stammsatzpflege vereinfacht worden. Unterstützt wurde das Projekt von der hauseigenen Beratung.
Silber erhielt der Schokoladenhersteller Mondelez Europe Services für die Transformation seiner bestehenden globalen ERP-Landschaft. Hierbei konnten etwa wichtige Business Prozesse neu abgebildet werden Supply-Chain-Prozesse wurden neu und vereinfachte aufgegleist. Beratungspartner war DXC Technology.
Bronze erhielt der Versicherer Axa Schweiz für die Einführung einer «State of the Art» Reporting-Lösung, umgesetzt mit SAP Business Objects Enterprise für rund 2000 Anwender. Beratungspartner war Sybit & Peers.
Preise für Petzeba, Bühler und EWZ
Gold ging an Petzeba für die Einführung von SAP Business By Design. In vier Monaten setzte der Tierfutterhändler das Projekt um. Die Lösung läuft in der Cloud und erlaubt den 25 Anwendern heute ein effizienteres Arbeiten, wie Jury mitteilte. Beratungspartner war Agilita.
Silber ging an die Firma Bühler für eine der weltweit ersten Einführungen von SAP Product Lifecycle Costing. Der Einsatz der neuen SAP-Lösung für die Produktkostenkalkulation ermöglicht dem Schweizer Technologiekonzern kürzere Vorlaufzeiten für die komplexen Kosten- und Preisberechnungen seiner Produkte, wie es in der Jurybegründung heisst. Beratungspartner war SAP Digital Business Services.
Bronze ging an das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (EWZ) für die Umsetzung integrierter Budget- und Forecast-Prozesse basierend auf SAPs Data-Warehousing-Plattform BW und der Lösung für Planung und Finanzkonsolidierung SAP BPC. Das in neun Monaten umgesetzte Projekt reduziert in der städtischen Dienstleistungsabteilung den Aufwand für manuelle, administrative Planungstätigkeiten. Beratungspartner war Novo Business Consultants.
Glencore, Migros und Koelliker Gruppe für Innovation ausgezeichnet
Gold in der Kategorie Innovation ging an den Rohstoffkonzern Glencore für die Einführung von SAP S/4 Hana inklusive Financials und Business Intelligence. In 14 Monaten führte das Unternehmen die neueste Version der ERP-Software weltweit in 30 Ländern bei über 400 ihrer Firmen ein. Damit konnte der Konzern bereits signifikante Verbesserungen der Geschäftsablaufe und Kosteneinsparungen realisieren, heisst es in dem Jury-Urteil. Der Übergang zum neuen System verlief dank dem Einsatz der innovativen «Near-Zero-Downtime»-Technologie von SAP nahezu unterbrechungsfrei. Beratungspartner war Illumiti.
Mit Silber wurde die Migros für seine neue E-Commerce-Plattform ausgezeichnet. Diese bediene als zentrales Backend die verschiedenen Online-Shops des Schweizer Detailhändlers. Die Lösung auf Basis von SAP Hybris Commerce bringe signifikante Synergie- und Kostenvorteile mit sich. Zudem könnten neue Online-Shops schneller aufgeschaltet werden als zuvor. Projektpartner war Netconomy.
Bronze verlieh SAP an die Baumann Koelliker-Gruppe für die Einführung von S/4 Hana. Die in der Elektroinstallation tätige Gruppe brachte als «Early Adopter» nach zwölfmonatiger Projektarbeit die heterogenen Softwarelösungen ihrer 14 Firmen auf das gemeinsam genutzte ERP-System von SAP. Mit diesem wichtigen Schritt in die digitale Transformation habe das Unternehmen ein leistungsstarkes Fundament für den Ausbau und die Weiterentwicklung gelegt. Beratungspartner war Agilita. Feiern konnten die Preisträger am Networking-Apéro zum Abschluss des Tages.
Nächstes Jahr steigt SAPs Jahresevent unter dem Motto «SAP Now» am 03. Und 04. April 2019.