Swisscom-Chef
28.04.2022, 15:12 Uhr
Lösung im Glasfaserstreit mit Weko zeichnet sich ab
Im Glasfaserstreit zwischen der Weko und Swisscom bahnt sich ein Kompromiss an. Dies bestätigt zumindest Swisscom-CEO Urs Schaeppi
Swisscom-CEO Urs Schaeppi ist zuversichtlich, dass der Schweizer Telekomriese sich mit der Wettbewerbskommission im Glasfaserstreit einigen werde.
(Quelle: Swisscom)
Swisscom und die Eidgenössische Wettbewerbskommission (Weko) bewegen sich im Streit um den Glasfaserausbau offenbar aufeinander zu. «Es zeichnet sich ein Lösungshorizont ab», sagte Swisscom-Konzernchef Urs Schaeppi in einer Telefonkonferenz für Journalisten.
«Wir diskutieren mögliche Lösungen. Die Lösungsmöglichkeiten konvergieren langsam», sagte Schaeppi. In welche Richtung sich ein Ausweg abzeichne, wollte er aber nicht sagen. «Wir sind mit der Weko in sehr intensivem Gespräch.»
Am wahrscheinlichsten sei eine Lösung irgendwo zwischen dem schlimmsten und besten Szenario, erklärte Schaeppi in einer Analystenkonferenz. Im schlimmsten Szenario würde dies bis Ende 2025 nur eine Bevölkerungsabdeckung von 50 Prozent mit Glasfasern bedeuten, im besten Fall eine Abdeckung von 60 Prozent.
Ebenfalls nicht äussern wollte sich der Swisscom-Chef, bis wann ein Ausweg vorliege. «Wir hoffen, dass wir eine Entscheidung mit der Weko in nächsten Monaten haben, aber ich denke nicht mehr im zweiten Quartal», sagte Schaeppi. Kurzfristig seien die kommerziellen Auswirkungen für die Swisscom vernachlässigbar.
Die Weko Ausbau hatte den Glasfaserausbau gestoppt, weil sie die von Swisscom geänderte Netzarchitektur mit nur einer Zuleitung von der Telefonzentrale bis zum Strassenschacht für wettbewerbswidrig hält. Die Weko pocht auf einen Ausbau mit vier Fasern.
SFN-Vorschlag flächendeckend keine Lösung
Dem Vorschlag von Swiss Fibre Net (SFN) erteilte der Swisscom-Chef eine Absage: Dieser sei flächendeckend keine Lösung, allenfalls an einzelnen Orten je nach Situation. «Aber was wir überhaupt nicht sehen, ist ein Zwang zu einer Kooperation mit einem einzigen Partner. Wir sind offen für Kooperationen mit allen und schauen, was Sinn macht», sagte Schaeppi.
Das Gemeinschaftsunternehmen lokaler Energieversorger SFN hatte vor einem Monat einen Vorschlag zum Glasfaserstreit vorgelegt. Darin soll mindestens ein Kooperationspartner am Wholesale-Markt einen echten Glasfaserzugang mit einem Layer-1-Angebot zur Verfügung stellen.
In Fällen, in denen der Ausbau nicht im Rahmen einer Kooperation erfolgt, solle die Swisscom bzw. die Infrastrukturbetreiberin dennoch sicherstellen, dass dem Wholesale-Markt ein echtes Layer-1-Angebot zur Verfügung stehe, sei dies im Vierfasermodell (Punkt zu Punkt) oder in der flexiblen Punkt-zu-Multipunkt-Architektur mit nur einer Zuleitung bis zum Strassenschacht, hatte SFN vorgeschlagen.
Als Wholesale wird im Branchenjargon das Weiterverbreitungsangebot für die Konkurrenten zur Mitbenutzung des Netzes bezeichnet. Ein Layer-1-Angebot enthält für jeden Konkurrenten eine eigene Zuleitung von der Telefonzentrale bis zum Strassenschacht.
Parallel dazu hat die Swisscom die bestehende Vereinbarung zum Netzzugang von Sunrise UPC erneuert: Damit erhält Sunrise UPC weiterhin und langfristig Zugang zu allen Festnetztechnologien der Swisscom in der ganzen Schweiz, inklusive der zukünftig neu erstellten Glasfasern. Zu finanziellen Details des Deals wollte Schaeppi nicht Stellung nehmen.