04.12.2007, 08:43 Uhr

E-Müll richtig entsorgt

Die Entwicklung der IT-Technik ist rasant, bestehende Geräte müssen immer rascher durch modernere ersetzt werden. Doch wohin mit den Altgeräten?
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Dietmar Mormann ist Director Remarketing and Recycling bei Fujitsu Siemens Computers.
Rund 16 Kilogramm Elektroschrott produziert jeder Einwohner der Schweiz pro Jahr - 120000 Tonnen insgesamt. Allein im vierten Quartal 2007 sollen laut Marktforscherin IDC hierzulande 180000 PCs und 240000 Notebooks verkauft werden. Dazu kommen unzählige Handys, USB-Sticks, MP3-Player und andere Kleingeräte. Fast jedes ersetzt ein bestehendes Gerät.
Da stellt sich die Frage: Wie und wo kann der Anwender seinen Computerschrott kostenlos oder wenigstens günstig und natürlich umweltgerecht entsorgen?

Variante 1: In den Lagerraum

Eine beliebte Lösung, die weder Zeit noch Geld kostet. Getreu dem Motto «Vielleicht kann die Kiste ja irgendwann mal irgend jemand brauchen». Damit ist das Problem aber nur aufgeschoben. Denn de facto gerät das alte Geräte blitzartig in Vergessenheit. Bis es, Jahre später, endlich doch vernünftig entsorgt wird, sind die enthaltenen Bauteile so veraltet, dass sie nicht mehr wiederverwendet werden können. Daher gilt: Elektroschrott ist Müll - und der wird nicht gehortet, sondern fachmännisch entsorgt.

Urteil: Keine gute Wahl, denn «Aufgeschoben ist nicht aufgehoben».

Variante 2: In den Hausmüll

Elektronik - egal ob PC, DVD-Player, Handy oder USB-Stick, gehört nicht in den Restmüll. Elektroschrott belastet bei falschem Umgang die Umwelt. Auch wenn die Hersteller umweltfreundlicher produzieren und beispielsweise den Bleianteil bei Mainboards um 75 Prozent, den Chlor- und Brom-anteil um 98 Prozent gesenkt haben sowie nur noch recyclingfähige Kunststoffe verwenden. Denn trotz allem enthalten PCs oder Notebooks sowie die darin verbauten Akkus und Batterien noch immer Schadstoffe wie Quecksilber, Blei und Cadmium. Daher müssen die Geräte sachgerecht demontiert und Schwermetalle sowie bromierte Flammschutzmittel umweltgerecht entsorgt werden. In den Geräten enthaltene Rohstoffe wie Eisenmetalle, Aluminium, Kupfer und verwertbare Kunststoffe müssen recycelt werden. Wer die Geräte in den Restmüll steckt, vergibt diese Chance und handelt zudem illegal. Auf neuen Geräten weist ein Symbol mit einer durchgestrichenen Mülltonne auf Rädern deutlich darauf hin.

Urteil: Zu Recht verboten. Nicht mal dran denken.

Variante 3: Verkaufen oder Versteigern

Eine verlockende Alternative: Der noch funktionstüchtige PC, der etwa aufgrund seiner Grafikmöglichkeiten nicht mehr genügt, könnte über eBay noch etwas Geld bringen. Eine lohnende Idee, sofern es sich wirklich noch um ein attraktives Modell handelt. Extrem wichtig - wie übrigens bei allen Entsorgungswegen - ist die unwiderbringliche Löschung aller Daten.
Eine in Deutschland durchgeführte Studie von O&O Software unter Privat- und Firmenanwendern zeigte: Auf bei eBay versteigerten Festplatten und PCs konnten vertrauliche Daten aller Art ausgelesen werden. Gescannte Unterschriften ebenso wie digitalisierte Personalausweise, Bankvollmachten, Kontoauszugsdaten und vollständige TAN/PIN-Codelisten. Unternehmen löschen Festplatten dabei ebenso oft nur unzureichend wie Privatanbieter.
Sicherer Schutz ist nur gegeben, wenn Daten nicht einfach gelöscht, sondern - nach europäischem Standard - mindestens siebenfach überschrieben werden. Diese sichere Löschung bieten einige Hersteller an, wenn die Geräte direkt an sie zurück gegeben werden. Alternativ gibt es dafür Software, beispielsweise «Safe-Erase» von O&O Software.

Urteil: Aufwändig, aber interessant für Geräte, die noch relativ jung sind.

Variante 4: Spenden

Gemeinnützige Organisationen versorgen mit Hardware-Spenden beispielsweise Schulen oder Bedürftige. Das Gerät muss funktionieren und über ein entsprechendes Betriebssystem verfügen. Selbstredend sind alle Daten zu löschen. Bei der Wahl der Organisation ist Vorsicht geboten: Ähnlich wie bei Altkleiderspenden gibt es auch hier schwarze Schafe. Es häufen sich Berichte, dass die Geräte gar nicht genutzt, sondern ohne Rücksicht auf Umwelt und Arbeiter im Ausland ausgeschlachtet werden, um an die enthaltenen Rohstoffe, wie die auf einer Platine enthaltenen Edelmetalle zu kommen. Der wertlose Abfall, inklusive aller Schadstoffe, landet im Strassengraben oder auf illegalen Deponien. In der Schweiz als seriös bekannt ist beispielsweise die gemeinnützige «Linuxola», die über Abgabestellen verfügt und grössere Mengen auch vor Ort abholt.

Urteil: Eine gute Idee - wenn man die richtige Organisation findet.

Variante 5. Kostenlose Rückgabe

Seit 2006 sind europaweit alle Verbraucher verpflichtet, ihre alten Elektro- und Elektronikgeräte abzugeben. Privatkunden können das kostenlos direkt beim Fachhändler respektive Verkäufer oder bei den lokalen Sammelstellen des SWICO (www.swico.ch, siehe Bericht Seite 12) tun. Bei Firmenkunden holt der SWICO die Geräte kostenfrei ab. Darüber hinaus nehmen Hersteller ihre Produkte kostenlos zurück. Eigene Recyclingcenter, wie etwa bei Fujitsu Siemens Computers (FSC) oder Dell, garantieren eine sehr umweltgerechte Entsorgung, da sich diese auf ein bekanntes Gerätespektrum konzentrieren und die Prozesse darauf ausrichten können. So kann FSC im Recyclingcenter im deutschen Paderborn 98 Prozent des gelieferten Materials verwenden, verwerten oder recyceln.

Urteil: Die beste, da bei weitem umweltfreundlichste und zudem kostenfreie Variante.

Variante 6: Rückkauf für Unternehmen

Unternehmen können ihre gebrauchte IT-Ausstattung in Zahlung geben. Beispielsweise bietet FSC mit dem «Trade-in»-Programm Firmen die Möglichkeit, altes IT-Equipment - egal von welchem Hersteller dieses stammt - zurückzugeben. Nach einer Bewertung und kostenfreien Abholung der Geräte kann der Kunde wählen, wie er den ermittelten Trade-In-Wert nutzen will: Als Auszahlung (etwa zur Ver-rechnung mit Restbuchwerten oder zur Finanzierung eines Austausches), als Garantieerweiterung, in Form zusätzlicher Produkte, Ausstattungen oder auch als produktspezifische Mitarbeitertrainings. Auch bei diesem Modell gilt der Grundsatz: Je jünger das Gerät ist, umso höher ist sein potenzieller Eintauschwert. Daher sollten Firmen alte IT-Geräte nicht horten, sondern rasch zurückgeben.

Urteil: Ein flexibles und interessantes Modell speziell für Firmenkunden.

Dietmar Mormann



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