Oracle-Manager Kipfer
20.11.2017, 14:33 Uhr
Schweiz geht in die Cloud
In der Schweiz macht Oracle gute Geschäfte. Mit Datenbanken und Java. Wie Country Leader Hanspeter Kipfer im Interview sagt, neu auch mit der Cloud.
Die Cloud findet in Schweizer Anwenderunternehmen je länger, je mehr Zuspruch. Oracle setzt voll auf die Cloud, sagt Country Leader Hanspeter Kipfer der Computerworld. Die Workloads werden allerdings ganz gezielt ausgelagert, gesteht er auch. Und für manche Anwendungen ist On-Premises noch die einzige Option.
Computerworld: Bei Oracle dreht sich alles um die Cloud. Bemerken Sie einen vermehrten Zuspruch auch bei den Schweizer Kunden?
Hanspeter Kipfer: Ja, absolut. Die Anlaufphase war in der Schweiz etwas länger als in anderen Regionen. Mittlerweile akzeleriert und akzentuiert sich das Interesse aber stark. Den Takeoff hatten wir im letzten Kalenderjahr: 2016 wurden erstmals grössere Projekte angestossen, in diesem Jahr folgen nun weitere Vorhaben. Bei den Kunden verschieben sich die Systeme je länger, je mehr in Richtung der Cloud – unterdessen mit einer beeindruckend hohen Geschwindigkeit.
Handelt es sich dabei um Oracles Liefermodell «Cloud at Customer» oder die Public Cloud?
Zurzeit wird das Geschäft mehrheitlich durch Cloud at Customer getrieben. Dieses Modell hat für die Schweizer Unternehmen den Durchbruch gebracht. Dank unseres jüngst neu eröffneten Data Centers im deutschen Frankfurt am Main hören wir jedoch nun auch von unseren Kunden in der Schweiz: Mit dem Standort können wir arbeiten. Neu wandern nicht nur Entwicklungs- und Testsysteme in die Cloud, sondern auch Business-Workloads.
Am Standort Frankfurt betreibt Oracle eine Public Cloud?
Korrekt. Bei gewissen Inhalten orientieren sich Schweizer Unternehmen an EU-Richtlinien. Solang ein Data Center den EU-Richtlinien unterliegt, ist es für viele Schweizer Firmen durchaus genügend.
Für welche Unternehmen oder Branchen genügen die EU-Richtlinien nicht?
Die Mehrheit unserer Kunden ist im Finanzbereich, in der Pharma und im öffentlichen Sektor. Die Finanzsparte setzt am stärksten auf das Liefermodell Cloud at Customer. Die Data Center dieser Kunden stehen in der Schweiz. Pharmaunternehmen sind viel entspannter: Sie sind als globale Unternehmen aufgestellt, haben eine globale Kundschaft und müssen sich mit globalen Regularien auseinandersetzen. Für diese Firmen ist es okay, wenn ihnen Oracle eine abgesicherte und regulierte Cloud bereitstellt. Der Wechsel ist dann massiv, denn der Anteil der Systeme, die Pharmaunternehmen tatsächlich in den eigenen vier Wänden betreiben müssen, ist sehr gering.
Ist das eine neue Entwicklung? Oder gab es einen Auslöser für den Stimmungswandel?
Es sind die grundsätzlichen Überlegungen in Unternehmen, heute einen Weg in die Cloud einzuschlagen. Sie kommen zu der Überzeugung, dass die Cloud günstiger, flexibler und nicht zuletzt sicherer ist.
Oracle und die Hyperscaler
Sie haben noch den öffentlichen Sektor erwähnt. Wie stehen die Schweizer Behörden zur Cloud?
Der öffentliche Sektor übt sich noch in Zurückhaltung, setzt sich aber gleichzeitig intensiv mit den Chancen und Herausforderungen auseinander. So sahen wir jüngst Ausschreibungen zu Cloud-Ressourcen vom Bundesamt für Informatik. In Zukunft werden wir auch im öffentlichen Sektor einen Wandel beobachten können – eher früher als später.
Nach Einschätzung von Oracle gehört der Cloud die Zukunft. Sie sprechen davon, dass 2025 circa 80 Prozent der Applikationen aus der Cloud bezogen werden. Aber Oracle ist nicht der einzige Anbieter. Wie positioniert sich Oracle zu den drei Hyperscalern (Amazon, Google, Microsoft)?
Sicherlich gibt es Unternehmen, die heute kleine Oracle-Workloads in der Amazon- oder Microsoft-Cloud betreiben. Wir sind jedoch der Überzeugung, dass wenn es darum geht, eine wirklich skalierbare, kostengünstigere und sichere Plattform zu nutzen, die Oracle-Cloud die beste Lösung ist.
Sind Datenbanken weiterhin das grösste Geschäft von Oracle Schweiz?
Datenbank ist heute das Geschäft mit Platform-as-a-Service. Der Plattform-Bereich umfasst neben den Datenbanken auch die Middleware. Unter dieser Prämisse lautet die Antwort: ja. Die am schnellsten wachsende Geschäfte sind jedoch wie international auch in der Schweiz die SaaS-Lösungen.
Welche bemerkenswerten Kundenprojekte konnten Oracle Schweiz in den letzten Jahren abschliessen?
Bei einem global tätigen Anbieter von Verbrauchsgütern steht ein Projekt zur Ablösung ihrer Siebel-Installationen an. Dabei handelt es sich um eine der grössten Implementierungen überhaupt. Die Systeme werden nun in die Sales Cloud von Oracle migriert.
Was fehlt aktuell im Portfolio von Oracle?
[Lacht.] Sagen Sie es mir bitte. Denn mir fehlt nichts im Oracle-Portfolio. Unser SaaS-Offering ist das umfangreichste im Markt. Zusätzlich können wir dem Kunden Infrastructure- sowie Platform-as-a-Service liefern. Weiter haben die Anwender die Wahl zwischen On-Premises, Cloud at Customer und Public Cloud. Damit sind wir hervorragend aufgestellt. Die global 25'000 Cloud-Kunden sprechen für uns, das 50-prozentige Wachstum im Bereich Cloud ebenfalls.
Hätten Sie gern zum Beispiel Amazons Cloud-Infrastruktur?
Nein, ehrlich gesagt nicht. Ausserdem haben wir das Cloud-Architektenteam von Amazon mittlerweile abgeworben. Für Oracle bauen sie jetzt eine optimierte Cloud-Infrastruktur, die dann natürlich besser ist als die von Amazon.
Anders gefragt: Wo hat Oracle noch Verbesserungspotenzial?
Bei der Brand Awareness gibt es tatsächlich noch Verbesserungspotenzial. Oracle wird noch nicht als das wahrgenommen, was es heute tatsächlich ist. Viele Kunden haben immer noch ein Aha-Erlebnis, wenn ich ihnen das aktuelle Cloud-Portfolio präsentiere. Hier sind die Marktbegleiter weiter, denn ihre Offerten sind schon in jedermanns Mund. Sehr gefreut hat mich das Ergebnis einer Umfrage unter Hochschulabsolventen: Oracle wird nicht zuerst mit Datenbanken, sondern mit Java assoziiert. Wir sind scheinbar auf dem richtigen Weg hin zu einer Plattform-Company.
Welche Pläne hat Oracle Schweiz für die nähere Zukunft?
Wir wollen uns jeden Tag aufs Neue den Herausforderungen stellen, mit denen die Kunden aktuell und in Zukunft konfrontiert sind. Dabei spielen auch unsere Partner eine wichtige Rolle, die uns und den Kunden unterstützen. Für Oracle Schweiz und auch mich persönlich bedeutet das: Wir müssen täglich die Komfortzone verlassen, die Herausforderungen annehmen und auch die grossen Chancen nutzen. Beides finde ich extrem movierend und spannend.