14.06.2007, 09:03 Uhr
«Wir wollen auf Platz eins»
Markus Meewes, seit September Chef der Schweizer Niederlassung der IT-Dienstleisterin und Outsourcing-Spezialistin CSC, hat gemeinsam mit seinem Vorgänger Markus Gröninger den Turnaround des Unternehmens geschafft. Jetzt will Meewes das Unternehmen als wichtigste Anbieterin im Gesundheitswesen der Schweiz positionieren. Mit der «Swiss Health Platform» ist dafür eine Gesamtlösung für Kranken- und Unfallversicherer einsatzbereit. Eine erste Bilanz.
Computerworld: Herr Meewes, Sie haben im Dezember die Nachfolge von Markus Gröninger als CSC-Chef angetreten. Es dürfte nicht leicht sein, eine so markante Figur der hiesigen IT-Szene zu ersetzen. Was hat sich bei CSC seither getan?
Markus Meewes: Als damaliger Stellvertreter von Markus Gröninger habe ich ihn beim Turn-around und bei der Reorganisation von CSC unterstützt. Diese schwierige Zeit liegt aber hinter uns, und die Strategie ist etabliert. Heute steht verstärkt das Erreichen unserer strategischen Ziele im Vordergrund. Riesenänderungen hat es durch den Wechsel an der Spitze von CSC also nicht gegeben.
Können Sie die Strategie kurz umreissen?
Wir fokussieren uns auf wenige Schlüsselkunden und wir generieren mit den zwölf grössten Kunden mehr als 90 Prozent unseres Umsatzes. In der Schweiz gehören zum Beispiel auch die Bundesverwaltung und das Verteidigungsdepartement dazu. Das sind Kundensegmente mit entsprechenden Bedürfnissen, die wir als Grossunternehmen abdecken können.
Wieviel Prozent des Umsatzes wird im Beratungsbereich erzielt?
Ungefähr 50 Prozent des Umsatzes machen wir im Outsourcing, die andere Hälfte teilen sich die Bereiche Beratung und Systemintegration: Das Beratungsgeschäft liegt etwa bei 20, die Systemintegration bei 30 Prozent. Das Consulting wächst, insbesondere besteht eine sehr hohe Nachfrage nach SAP-Dienstleistungen.
«Wir wollen auf Platz eins»
Warum ist das Gesundheitswesen so interessant für CSC und die ganze Branche?
Die Krankenkassen suchen zurzeit nach neuen IT-Plattformen. Wir sind mit der Swiss Health Platform (SHP), die wir gemeinsam mit Centris und Adcubum entwickelt haben, sehr weit vorne dabei. In meinem ersten halben Jahr ging es auch darum, die fristgerechte Einführung der SHP zu realisieren.
Ziel erreicht?
Ja, das haben wir geschafft. Die neue Lösung SHP für Krankenversicherer wird jetzt planmässig mit der ersten Krankenkasse Xundheit in Betrieb gehen. Dann wird es Schlag auf Schlag kommen. Wir wollen im Lauf des nächsten Jahres mit dieser Lösung Marktführer sein.
Schlafen denn Konkurrenten wie Swisscoms IT-Service-Sparte?
Das nicht. Swisscom musste allerdings ihre Pläne, eine unabhängige Plattform anzubieten, nach mehrjähriger Entwicklungszeit aufgeben. Heute läuft die Evaluation neuer IT-Kernsysteme bei mehreren grossen Versicherungen. Man kann sogar sagen, dass die Suche nach neuen Lösungen bei den Krankenversicherern zurzeit einer der wichtigsten Trends am Schweizer IT-Markt ist.
Also konkret die zwei Grossen, Helsana und....
..Sie werden von mir keine Namen hören. Die Evaluationsprozesse laufen relativ formal ab.
Wie wollen Sie die Marktführerschaft erreichen?
Wenn die Kunden unseres Partners Centris, wo das Pilotprojekt bereits läuft, SHP eingeführt haben, werden wir einen Marktanteil von 28 Prozent erreicht haben. Zurzeit zeigen andere Krankenkassen, die ebenfalls an der Evaluation neuer Kernsysteme für ihre Organisation arbeiten, grosses Interesse an der Lösung.
«Wir wollen auf Platz eins»
Was macht die SHP so attraktiv?
Im Wesentlichen ist es wohl das Business Process Management. Die Anwendung ist so gebaut, dass die Prozesse sehr flexibel und auf einer höheren Ebene verändert werden können, wobei sich das System darunter automatisch anpasst. Das heisst, durch das Process Management, das seit Jahren in aller Munde ist, sind wir auch schneller in der Einführung. Und die Kunden können leicht neue Produkte definieren oder ihre Abläufe ändern. Das ist eine echte Innovation - im Sinne von Markteinführung neuer Technologien -, die mit harter Kosten-Nutzen-Rechnung geprüft wurde, bevor wir sie angegangen haben.
Passt das zum Fokus auf wenige grosse Kunden?
Ja, weil die umfassende Betreuung der Kunden ein Strategiebestandteil ist, und wir vor allem die Kernprozesse behandeln wollen. Unser Fokus ist nicht, die Telcom-Leitungen zu verwalten. Wir zielen auf die Applikationen und wollen Innovationen bei der Unterstützung der Kernprozesse erbringen. Als Unternehmen mit 80000 Mitarbeitern haben wir die Kraft dazu, entsprechende innovative Ressourcen bereitzustellen. Das erwarten die Kunden ja gerade auch - natürlich neben einer Kostenreduktion.
Hat CSC als internationales Unternehmen nicht ein Handicap, weil sie nicht als lokale Anbieterin auftritt?
Im Gegenteil. Unsere Position sehe ich als riesigen Vorteil. Zudem ist unser Produktehersteller, die Adcubum, ein etabliertes Schweizer Unternehmen mit langjähriger Erfahrung im Bereich der Kranken- und Sozialversicherungen. CSC und Adcubum unterhalten ausserdem schon seit Jahren eine internationale Partnerschaft. So sind wir gemeinsam im Markt in Deutschland und auch in den neuen EU-Ländern vertreten. Wir haben bereits die erfolgreiche Einführungen beispielsweise in der Slowakei hinter uns. Die Internationalität ist für den Produktehersteller wie für uns ein grosser Vorteil.
Zur Person
Markus Meewes
Der 46-jährige Meewes ist seit September 2006 Chef der Schweizer CSC. Die IT-Dienstleisterin
beschäftigt weltweit rund 80000 Mitarbeiter. In der Schweiz sind es zurzeit rund 700. Der promovierte Physiker Meewes hat in der Schweiz und den USA studiert und ist vor vierzig Jahren mit seinen Eltern aus Deutschland in die Schweiz gekommen. Er ist verheiratet, hat drei Kinder und wohnt im Kanton Waadt.
beschäftigt weltweit rund 80000 Mitarbeiter. In der Schweiz sind es zurzeit rund 700. Der promovierte Physiker Meewes hat in der Schweiz und den USA studiert und ist vor vierzig Jahren mit seinen Eltern aus Deutschland in die Schweiz gekommen. Er ist verheiratet, hat drei Kinder und wohnt im Kanton Waadt.
Volker Richert