29.06.2015, 10:44 Uhr
Funksystem von Polizei, Sanität und Feuerwehr muss dringend erneuert werden
Auf dem Polycom-Netz funken unter anderem Polizei, Sanität und Feuerwehr. Obwohl es erst seit 2001 in Betrieb ist und noch nicht in allen Kantonen angekommen ist, muss es für einen dreistelligen Millionenbetrag erneuert werden.
Polycom muss dringend aufgerüstet werden. Das verschlüsselte Funksystem von Polizei, Sanität, Feuerwehr, Grenzwacht, Zivilschutz und (teilweise) der Armee stosse an seine technischen Grenzen, vermeldet SRF. Offenbar kann der Hersteller der Basisstationen die Einsatzbereitschaft des Systems ab 2018 nicht mehr garantieren, verschiedene der älteren Sendeanlagen sollen demnächst ausfallen. Polycom wurde 2001 in Betrieb genommen und soll Ende dieses Jahres in allen Kantonen im Einsatz sein. 250 von rund 750 Basisstationen sollen jetzt nachgerüstet werden. Gegenüber SRF beziffert Benno Bühlmann, Direktor des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz (BABS), die dadurch anfallenden Kosten mit 110 Millionen Franken. Die Hälfte davon soll der Bund übernehmen. Irgendwann werde man aber auch die restlichen 500 Basisstationen nachrüsten müssen, sagt Bühlmann. Entsprechend werden die Kosten weiter steigen.
«Erst Aufbau, dann Werterhaltung»
Die Nachricht kam bei einigen Parlamentariern nicht gut an. Ida Glanzmann (CVP) wunderte sich in der Radiosendung Info3 darüber, «dass man nicht daran gedacht hat, dass man diese Systeme upgraden muss». Man arbeite bei den zuständigen Stellen im VBS wohl etwas in den Tag hinein. Bühlmann verteidigte sich indem er darauf verwies, dass man in den letzten Jahren mit dem Aufbau von Polycom beschäftigt gewesen sei. Da sei es verständlich, dass man sich über die Werterhaltung des Systems nicht viele Gedanken gemacht habe.
Eigenes Datennetz geplant
Bis Ende 2014 mussten für Polycom bereits über 700 Millionen Franken für Einführung und Unterhalt aufgewendet werden, sagte damals Peter Wthrich, Infrastrukturchef des Bundesamts fr Bevlkerungsschutz. Und dabei ist die Polycom-Infrastruktur derzeit nur für Sprachübertragung geeignet, das BABS möchte aber auch ein Netz, das breitbandige Datenübertragungen zulässt. Geht es nach Wüthrich, idealerweise eine total redundante mobile Kommunikationsinfrastruktur für die Behörden und Organisationen für Rettung und Sicherheit (BORS). Würde man keine solche Lösung anstreben, würde am Ende jeder Kanton sein eigenes Datennetz aufbauen, befürchtet Wüthrich. Dann könnten aber im Ernstfall die Einsatzkräfte von Dietikon (ZH) mit denen von Spreitenbach (AG) keine Daten austauschen. Darum will Wüthrich ein solches BORS-Datennetz in 10 Jahren in Betrieb genommen haben. Spruchreif seien bisher aber noch keine Pläne, erfuhr Computerworld auf Anfrage beim BABS.