Huawei buhlt um die Gunst Europas für 5G-Ausbau
Schlimmste und Schwierigste Zeit für Huawei
«Ich arbeite seit 20 Jahren für diese Firma und ich würde sagen, dass dies die schlimmste und die schwierigste Zeit für Huawei ist», sagt der Geschäftsführer für Westeuropa, Vincent Peng. Die Stimmung der Mitarbeiter sei aber weiter gut.
Ein Ausschuss des britischen Parlaments kam jüngst zu dem Schluss, dass es keine technischen Gründe für ein Verbot von Huawei gebe. Betreiber wurden jedoch angewiesen, Huawei aus Sicherheitsgründen vom «Kern» ihrer Netzwerke fernzuhalten. So haben einige Mobilfunkanbieter in Grossbritannien bereits mit dem Ausbau ihrer 5G-Dienste mit Huawei-Zubehör begonnen.
Huawei hat zudem 5G-Verträge in Italien, Monaco, Spanien, der Schweiz, den Niederlanden und anderen europäischen Ländern, wo das Unternehmen laut seinem Sprecher Joe Kelly über Geheimhaltungsverträge verfügt. Insgesamt hat das Unternehmen mehr als 50 5G-Verträge weltweit, 28 davon in Europa.
Technologischer Vorsprung
Länder wie Deutschland sind noch unsicher, ob sie Huawei ihre Mobilfunknetze anvertrauen wollen. Anders als Australien, Neuseeland oder Japan hat aber bisher kein europäischer Staat auf die Bitte der USA hin ein Verbot ausgesprochen. «(Europäische) Länder mögen es nicht, wenn man ihnen diktiert, was sie tun sollten, wenn es sich negativ auf die Qualität ihrer technischen Infrastruktur auswirkt», sagt der Strategieprofessor Michael Jacobides von der Londoner Business School.
Nach Meinung deutscher Experten ist Huawei bei der 5G-Technik der Konkurrenz rund zwei Jahre voraus. Die Manager des Unternehmens führen das auf Milliardeninvestitionen in Forschung und Entwicklung in den vergangenen Jahren zurück. Die USA werfen Huawei unterdessen vor, Geschäftsgeheimnisse von Wettbewerbern wie T-Mobile gestohlen zu haben.
Sollte die US-Kampagne gegen Huawei Erfolg haben, könnte diese zu einem «Eisernen Technologie-Vorhang» mit unterschiedlichen Standards zwischen Ost und West führen, warnen Experten. Inmitten all der Aufregung bemühen sich europäische Staaten unterdessen um Ausgleich. Die Europäer wollten die politische Tür offenhalten, sagt Marcus Gloger, ein Partner bei der Beraterfirma Strategy& in Deutschland. Hierzulande wolle niemand eine «Aufteilung der Welt in eine westliche und eine östliche Halbkugel.»