04.06.2015, 14:57 Uhr
Schweizer wollen ihr Vermögen (noch) traditionell verwalten lassen
Sind webbasierte Vermögensverwaltungen eine Gefahr für klassische Kundenberater? Eine Studie kommt zum Schluss: Ja, aber brauchen tut es beide.
Hat der klassische Kundenberater einer Bank ausgedient? Dies ist zumindest eine oft gehörte Aussage, wenn es um Opfer disruptiver Technologien geht. Bereits gibt es die Möglichkeit, Hypotheken online abzuschliessen und seine Anlagestrategien durch unzählige Tools zu optimieren. Das ermöglicht Zeitgewinn, mehr Flexibilität und Zugriff auf mehr Ressourcen, als sie ein einzelner Bankberater hat. Doch ob Technologie klassische Geschäftsfelder ersetzt, entscheidet nicht der Nutzen, sondern die Akzeptanz. Und die Schweizer scheinen vorerst kein grosses Bedürfnis zu haben, die klassische Vermögensverwaltung aufzugeben.
TrueWealth, ein unabhängiger webbasierter Vermögensverwalter, liess in der Deutschschweiz 472 Personen befragen, ob sie sich vorstellen können, ihr Vermögen über das Internet verwalten zu lassen. Lediglich für 8,5 Prozent ist das vorstellbar, 19,3 Prozent antworteten «vielleicht». Ein Viertel will bei der klassischen Methode bleiben und sogar 43,4 Prozent brauchen überhaupt keine Vermögensverwaltung. Wer sich für eine webbasierte Vermögensverwaltung entschieden hat, der will dadurch vor allem eine hohe Transparenz über die Dienstleistung und die Gebühren (64,5 Prozent) sicherstellen.
Sicherheit die grosse Unbekannte
Das grosse Problem für TrueWealth und ähnliche Dienste wird bei der Frage nach den Gründen gegen eine webbasierte Vermögensverwaltung ersichtlich: Zwar antworteten 32,1 Prozent, generell nicht über genügend finanzielle Mittel zu verfügen. Sie wären also potenzielle Kunden. Aber 31,9 Prozent antworteten, Zweifel an der Sicherheit der Anlage zu haben. Und für 25 Prozent ist der Datentransfer über das Internet nicht sicher. Diese Vorurteile abzubauen dürfte ein grosses Problem für die Branche sein. 70 Prozent antworteten nämlich auch, dass hohe Sicherheit für sie bei der Vermögensverwaltung ein sehr wichtiger Aspekt sei. Während nur 23 Prozent Performance-Analysen sehr wichtig einstufen, mit derer transparenter Darstellung sich eine webbasierte von einer klassischen Vermögensverwaltung unterscheiden könnte. Dazu zu sagen ist: Auch hinter webbasierten Vermögensverwaltern steht eine Depotbank. Ob die Umfrageteilnehmer das wussten, beziehungsweise ob dieses Wissen die Ergebnisse verändert hätte, kann nicht beurteilt werden. Alles in allem lässt die Studie dafür den Schluss dazu, dass die Zeit der klassischen Vermögensverwaltung noch nicht abgelaufen zu sein scheint. Das bestätigt auch die Umfrage, in der 44,2 Prozent der Befragten antworteten, dass ihnen der Kontakt zum persönlichen Berater sehr wichtig sei. Allerdings war diese Zahl bei den Befragten über 50 Jahren deutlich höher (56.4 Prozent), als bei den 18-29-Jährigen (29,7 Prozent). Gut möglich also, dass sich neue Formen der Vermögensverwaltung zwar noch nicht heute, aber innerhalb des nächsten Jahrzehnts etabliert haben werden. Falls die Sicherheitsbedenken bis dahin ausgeräumt werden konnten. Detailergebnisse, nach Geschlecht und Alter aufgeschlüsselt, sind der PDF-Datei «Vermögensverwaltung» zu entnehmen.