11.10.2017, 15:06 Uhr

So findet man den Wunschkandidaten für die IT

Die Digitalisierung erhöht den Bedarf an IT-Fachkräften. Wie aber finden Personal- verantwortliche geeignete Kandidaten und halten diese langfristig?
*Susanne Denker ist Geschäftsführerin bei der Worldline Germany
Die Entwicklung von Software wird im Rahmen der Digitalisierung zunehmend zum zentralen Bestandteil jeder Branche und zu einer treibenden Kraft für Innovation. Kein Wunder also, dass IT-Spezialisten immer begehrter werden. Das zeigt auch eine Studie des Dachverbandes ICTswitzerland zur Fachkräftesituation im ICT-Bereich: Die Zahl der Beschäftigten im ICT-Bereich stieg zwischen 2013 und 2016 um 13'200 auf 210'800 Personen. Trotz Nachfrage steigen die Anforderungen an Bewerber. Sie müssen nicht nur Fachkompetenz, sondern auch die Bereitschaft für lebenslanges Lernen mitbringen. Denn Arbeitsumgebung und Anforderungen ändern sich schnell – und nur wer sich kontinuierlich weiterentwickelt, kann dauerhaft zum Unternehmenserfolg beitragen. Zudem setzen Unternehmen in Zeiten der Globalisierung gute Englischkenntnisse und selbstständiges Arbeiten voraus, da Kollegen und Vorgesetzte unter Umständen auf verschiedene Standorte oder sogar Länder verteilt sind. Passende Kandidaten zu finden, für das Unternehmen zu gewinnen und sie zu halten, sind Herausforderungen für alle Unternehmen. Personalverantwortliche müssen daher bereits beim Recruiting alle modernen Möglichkeiten ausschöpfen und mit der digitalen Zeit gehen.

Modernes Recruiting

Eine Indeed-Studie zeigt, dass 60 Prozent der 2015 in Deutschland eingestellten Kandidaten eine Onlinestellenbörse oder ein Jobportal für die Stellensuche genutzt haben. 39 Prozent besuchten die Karriereseiten von Unternehmen. Drei von zehn potenziellen Bewerbern suchen heute auch mobil nach Jobs. Firmen sollten also ihre Stellenanzeigen auf der eigenen Karriereseite wie auf Jobportalen platzieren und auf responsives Design achten, sodass ihre Angebote auf mobilen Endgeräten gut lesbar dargestellt werden. Für die aktive Suche nach Kandidaten bieten sich auch Karrierenetzwerke wie Xing oder LinkedIn an. Facebook eignet sich für Imagewerbung und zum lockeren Kontakt mit potenziellen Bewerbern. Auch die persönliche Präsenz ist nach wie vor wichtig: Auf Jobmessen kommen Personaler zum Beispiel in direkten Kontakt mit Bewerbern und bei Recruiting-Events an Hochschulen finden sie vielversprechende Nachwuchskräfte. So können Unternehmen zielgerichtet Kandidaten ansprechen und schon vor deren Abschluss für sich gewinnen. Nächste Seite: Der Wunscharbeitsplatz

Der Wunscharbeitsplatz

IT-Nachwuchskräfte haben heute die Wahl zwischen einer Vielzahl an Stellen. Um Kandidaten zu überzeugen, müssen Personaler wissen, worauf diese bei ihrem zukünftigen Arbeitsplatz Wert legen. Für die Studie «Bewerbungspraxis 2015» hat das Centre of Human Resources Information Systems (CHRIS) an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg die Generation Y befragt, was für sie einen attraktiven Arbeitgeber ausmacht: Die heute 18- bis 35-Jährigen legen vor allem Wert auf ein gutes Arbeitsklima, flexible Arbeitszeit-modelle, gute Karrieremöglichkeiten, Weiterbildung und Wissensaustausch sowie Work-Life-Balance. Das Gehalt ist noch für die Hälfte der Studienteilnehmer ausschlaggebend. Für 65,4 Prozent sind Regelungen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie eine Voraussetzung, um den Job anzunehmen.
Die Personalleitung steht vor der Herausforderung, Bewerbern und bestehenden Mitarbeitern eine attraktive Arbeitsplatzkultur zu bieten, ohne dabei die Effizienz des Betriebs aus den Augen zu verlieren. Eine gute Work-Life-Balance können Unternehmen zum Beispiel mit flexiblen Arbeitszeitmodellen unterstützen. Dazu gehört auch die Möglichkeit, im Home Office zu arbeiten. Ebenso förderlich für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist eine betrieblich geförderte Kinderbetreuung in der Nähe des Unternehmensstandorts. Um interne Karrieremöglichkeiten zu eröffnen, sollten Unternehmen ihren Mitarbeitern über alle Hierarchie-Ebenen hinweg Weiterbildungen anbieten. Dabei kann man nicht früh genug ansetzen. Graduierten-Programme für Hochschulabsolventen bereiten von Beginn an auf spätere Experten- und Führungsaufgaben vor. Eine Umfrage des IT-Herstellers Oracle zeigt ausserdem, dass Mitarbeiter zufriedener sind, wenn sie Wertschätzung durch Kollegen und Führungskräfte erfahren. Das richtige Mittel dafür können regelmässige Gespräche zwischen den Mitarbeitern und ihren Vorgesetzten sein. Wertschätzung kann sich auch in einer angemessenen Erfolgsbeteiligung ausdrücken, etwa indem ein Teil des Gehalts in Aktien ausbezahlt wird oder besondere Leistungen mit Boni belohnt werden. Unternehmen, die so den Wünschen der Arbeitnehmer entgegenkommen, legen die Basis für zufriedene Fachkräfte, die langfristig und motiviert für den Betrieb arbeiten. Nächste Seite: Fazit

Fazit

Die Digitalisierung erhöht die Nachfrage nach IT-Experten in fast allen Wirtschaftszweigen. IT-Fachkräfte können sich daher aussuchen, wo sie arbeiten wollen. Unternehmen sollten Bewerber über alle zielgruppenrelevanten Kanäle ansprechen: über die eigene Website, auf Jobportalen, über soziale Netzwerke, aber auch persönlich auf Jobmessen. Wichtig für die jungen IT-Experten sind flexible Arbeitszeiten, Wertschätzung, individuelle Karriere- und Weiterbildungs­möglichkeiten sowie eine ausgewogene Balance zwischen Beruf und Privatleben. Unternehmen, die diesen Anforderungen nachkommen, verschaffen sich einen immensen Wett­bewerbsvorteil im Kampf um die besten ICT-Fachkräfte.



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