23.08.2016, 14:30 Uhr

Schweizer KMU verschenken bei der Rekrutierung rund 130 Millionen!

Schweizer KMU geben rund 130 Millionen Franken zu viel aus, weil sie nicht digital genug rekrutieren, behauptet eine Studie.
Für Jacando AG sind Post- und Email-Wege bei der Rekrutierung veraltet, strapazieren des Papieres wegen die Umwelt und kosten viel Zeit und Geld. Trotzdem hat eine Umfrage bei rund 100 HR-Fachleuten und Geschäftsführern aus der Schweiz ergeben, dass 60 Prozent der Befragten Bewerbungen nach wie vor über den Postweg handhaben. Sogar 76 Prozent nutzen dafür Emails. Lediglich sechs Prozent würden dagegen auf eine Bewerbermanagement-Software setzen (die Jacando auch anbietet, deshalb die Studie). Während der Rekrutierungsprozess von Eingang der Bewerbung bis zum 1. Gespräch dank Software 7 Minuten dauern soll, schlägt der Prozess über den Postweg offenbar mit 36 Minuten zu Buche. Will heissen, pro Kandidat rund 30 Minuten Zeitverlust. Bei Emails soll die Bearbeitungszeit durchschnittlich 29 Minuten dauern, wobei nicht angegeben wird, wie man auf diese Zahlen kommt. 

6 Millionen ineffiziente Bewerbungen pro Jahr

Da auf eine vakante Stelle 30-50 Bewerbungen kommen, bedeutet dies, dass KMs rund 6 Millionen Bewerbungen auf solch ineffiziente Weise jährlich abwickeln, rechnet die Studie vor. Die Ausmasse der Ineffizienz würden durch den zeitliche  Mehraufwand erst richtig deutlich werden: rund 3 Millionen Arbeitsstunden würden für administrative  Aufwände verbraucht, die für deutlich wichtigere Aufgaben genutzt werden könnten. Das Nein zur Digitalisierung, wie es Jacando ausdrückt, kostet die KMU jährlich rund 130 Millionen Franken. Ängste, Vorurteile und Unwissen seien die Hauptprobleme und falsche Vorstellungen über das effiziente Handling von solchen Prozessen würden den Rahmen sprengen. Die Studie, welche ab Mitte September kostenlos auf der Webseite von Jacando verfügbar sein wird, sagt weiter, dass Unternehmen allgemein ungenügend  aufgestellt sind, wenn es um digitalisierte Prozesse in der Rekrutierung geht. Hierzu gehört beispielsweise auch die Art der Verbreitung von Stellenanzeigen oder der Einsatz von mobiler Technologie: Unternehmen würden ihre Stellenanzeigen immer noch hauptsächlich und sehr homogen auf Job-Plattformen platzieren, statt dort zu sein, wo sich potenzielle Karriereinteressierte wirklich aufhalten («Social Media lässt grüssen»). Auch beim Einsatz von mobiler Technologie stehe man erst an den Anfängen.

Zaudern aus Angst?

Einen Grund für das Zaudern der KMU nennt die Studie auch: Nach wie vor bestünde die Angst, dass der Mensch durch Computer ersetzt werden könnte. Dies würde eine breite Akzeptanz gegen neue technische Möglichkeiten verhindern. Die Digitalisierung sei aber nicht böse, sondern ermögliche schlankere, schnellere Prozesse und helfe dem Menschen dabei, sich auf die wesentlichen Prozesse zu konzentrieren: Diejenigen zwischen Mensch und Mensch. «Trotz unzähliger Möglichkeiten, die die Rekrutierung vereinfachen und vor allem deutlich kostengünstiger gestalten könnten, steckt die Digitalisierung erst in den Kinderschuhen. Im Hinblick darauf, dass die Generationen Y und Z Kinder der Digitalisierung sind und für sie der Umgang mit diesen Technologien selbstverständlich ist, müssen Unternehmen beginnen umzudenken, wenn sie ebendiese ansprechen möchten. Und zwar nicht erst morgen, sondern heute», schreibt Jacando.



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