29.01.2015, 10:55 Uhr
Internet der Dinge - Beginn einer neuen Ära
Das Zeitalter des Internet der Dinge hat begonnen. Dies postulieren zumindest Analysten und Netzwerkhersteller wie Cisco Systems. Letztere hat bereits erste Anwendungsbeispiele in petto.
Stehen wir mit dem Internet der Dinge am Anfang einer neuen Ära? Zeus Kerravala, Analyst und Berater von ZK Research, ist davon überzeugt. «Es ist eine spannende Zeit in der IT. Es fühlt sich an wie zu Beginn des Internet-Zeitalters», vergleicht er die beiden Trends während eines Events an der Anwenderveranstaltung Cisco Live in Mailand. Damals hätten die Firmen auch nicht recht gewusst, was sie mit der neuen Technik anfangen sollten, ausser eine langweilige Webseite für das eigene Unternehmen aufzusetzen. «Heute wird das Web für alles Mögliche verwendet», so Kerravala. Mit dem Internet der Dinge verhalte es sich ganz ähnlich. «Wir kratzen erst an der Oberfläche der Geschäftsmöglichkeiten, die mit dem Internet der Dinge auf uns warten», frohlockt der Marktbeobachter. «Wir werden eine ähnliche Entwicklung wie mit dem Internet erleben», ist er sich sicher. ###BILD_49339_fullwidth### Welche Möglichkeiten derzeit ins Auge gefasst werden, wenn die Dinge ans Netz gehen, konnte sodann auf mehreren Ständen auf der zur Konferenz gehörenden Ausstellung in Erfahrung gebracht werden (vgl. auch die Bildergalerie). Ein riesiges Anwendungsfeld sieht Cisco in der Industrie und hatte gleich eine Fabrikationsanlage aufgebaut, die dank zentraler Verwaltung besser gesteuert werden kann. Mit Glasfaserkabeln wurden die verschiedene, von den Anlagenbauern verwendeten Steuereinheiten für die Fertigungsmaschinen untereinander verbunden und an einen zentralen Router gehängt. Die Folge: Die Daten der Anlage lassen sich zentral verwalten. Genauso können Steuerbefehle von einer Stelle aus abgesetzt werden. Nächste Seite: Der intelligente Zug Interessante mögliche Praxisbeispiele waren auch im Bereich Verkehr zu sehen. So zeigte Cisco ein intelligentes Zugsystem, das zusammen mit der Deutschen Bahn entwickelt wird. Dieses soll einerseits den Passagier an den von ihm reservierten Platz weisen. Dies funktioniert laut Cisco auch dann, wenn in dem WiFi-bestückten Zug die Wagenfolge geändert wird. Andererseits zeigt das System den Fahrgästen ohne Reservation auf, in welchen Waggons wie viele freie Plätze zur Verfügung stehen. Letzteres wird unter anderem durch Sensoren in den Sitzen ermittelt. Doch schon im Bahnhof der Zukunft könnten Passagieren mit Hilfe von Ortungstechniken und einem speziellen Navi der kürzeste Weg zu ihrem Zug, respektive zum Sitzplatz gezeigt werden. Dieses soll zudem für Sicherheit im Bahnhof sorgen. Da die Bewegungen der Passagiere und Besucher aufgezeichnet, analysiert und in Heat Maps visualisiert werden, lassen sich etwa die Verkehrsströme optimieren. Kommt es zu Staus, könnten zudem Warnungen an das Sicherheitspersonal ausgegeben werden. ###BILD_49335_fullwidth### In der Ortung von Personen werden überhaupt einige Ideen zur Geschäftsoptimierung und zu Einsparungen gesehen. In einem Supermarkt könnte analysiert werden, wie sich die Leute bewegen und die Produkte so angeordnet werden, dass die Käufer an möglichst vielen Dingen vorbei kommen, die sie zusätzlich in ihren Einkaufswagen legen. Nächste Seite: Euphorische Netzwerkbranche Ein gern zitiertes Beispiel war auch der vielen bekannte Flugpassagier, der zwar sein Gepäck aufgegeben hat, dann aber nicht am Gate erscheint. Könnte man diesen orten, liessen sich künftig Wartezeiten und Kosten vermeiden. Denn dann müsste man nicht das einzelne Gepäckstück des Herumtrödlers wieder aus dem Flugzeug ausladen, sondern könnte ihn ausfindig machen – zumindest dann, wenn er sein Smartphone nicht abgeschaltet hat. ###BILD_49332_fullwidth### Der Fantasie, was im Rahmen des Internet der Dinge alles möglich ist, sind also keine Grenzen gesetzt. Und die Vorstellungen sorgen für Euphorie in der Branche. «Das Internet der Dinge wird nicht alle Probleme, die wir haben, lösen, aber definitiv für eine bessere Welt sorgen», widerspiegelt beispielsweise Chris Dedicoat, Europa-Chef von Cisco, den weit verbreiteten Optimismus.