22.04.2015, 08:01 Uhr
Wie Apple an der Zürcher Bahnhofstrasse bestehen kann
Wenn Apple an der Bahnhofstrasse in Zürich die goldene Apple-Watch anbietet, wird sich das Unternehmen etwas einfallen lassen müssen. Schliesslich ist das Luxus-Segment hier gut vertreten.
Wenn man hartnäckig genug ist, hat man schnell das Eintrittsticket in den «Gold Club» bei Apple erlangt. Mit dieser Absicht hat sich der «Mashable»-Journalist Adario Strange an der Genius Bar des New Yorker Apple Stores vorangemeldet. Denn er wollte herausfinden, ob Apple bei Luxuskunden auf ein spezielles und zuvorkommendes Verkaufsprozedere bedacht ist.
Wasser statt Champagner
Kurz nachdem der Journalist im Store von einem Apple-Mitarbeiter empfangen wurde, eilte sogleich ein weiterer Angestellter herbei. Auf die Bestätigung hin, als Interessent für die goldene Apple Watch angemeldet zu sein, geleitete man Strange in einen kleinen VIP-Raum. Mittig an einer Wand des schlichten Raums thronte ein eingerahmtes Bild der Apple Watch Edition, von jenem Objekt der Begierde, für das Luxusbedürftige mindestens 10'000 US-Dollar auf den Tisch blättern müssen. Als sich Strange hinsetzte, offerierte man ihm eine Flasche Wasser. «Was, kein Champagner?», runzelte Strange die Stirn. Nach einem Schmunzeln fragte das normal bekleidete Verkaufspersonal, welche Uhr er denn nun gerne anprobieren möchte. Er entschied sich für das 42-mm-Modell in der 18-Karat-Ausführung. Nachdem die eine Verkäuferin etwas auf dem iPhone getippt hatte, betrat sogleich ein weiterer Mitarbeiter den kleinen Raum. Die eigentliche Präsentation des Luxusprodukts sei jedoch wenig spektakulär inszeniert gewesen, hält Strange fest. Obwohl der Store-Mitarbeiter mit aller Vorsicht die goldene Uhr mit dem schwarzen Lederarmband, sanft polierend, von einem Tüchlein enthüllte, hätte die Präsentation den Anschein erweckt, als würde man sich gerade ein reguläres High-End-Produkt wie etwa einen Workstation-Mac zeigen lassen.
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Apple wird sich in Zürich etwas einfallen lassen müssen
Obschon das Apple-Verkaufspersonal einen insgesamt geschulten Eindruck hinterlassen haben soll, schildert Strange, wäre der Kunde in einem konventionellen Uhrenfachgeschäft wohl zuvorkommender bedient worden. «Bei uns kriegt der Kunde, was immer er will, wenn er etwas trinken will», sagt uns Franz Türler, der Inhaber vom Uhren- und Juwelenfachgeschäft Türler am Zürcher Paradeplatz. Der Preis des Objekts spiele dabei keine Rolle, versichert er.
Dem Einzugsgebiet an der Bahnhofstrasse nach zu urteilen, muss sich Apple sicher etwas einfallen lassen. Hinsichtlich naheliegender Schmuckläden ist der Standort gut frequentiert von luxusorientierten Kunden. Klar, die Apple Watch muss zuerst einmal in die Schweiz kommen, findet auch Türler und meint spasshaft: «Spätestens dann wird Computerworld zu Testzwecken die goldene Apple Watch ebenfalls anprobieren müssen, um sich ein Urteil zu bilden.»
Gesalzene Servicepreise bei der Apple Watch
Spass beiseite – denn dieser hört spätestens bei den gesalzenen Servicepreisen auf, die Apple bereits auf der seiner Support-Seite veröffentlicht hat. Ohne die AppleCare-Garantie berechnet der Konzern aus Cupertino bei der goldenen Uhr einen Service von bis zu 3049 Euro. Ausserdem unterscheidet Apple nur zwischen Pauschal- und Servicegebühren. Wie es sein kann, dass eine Reparatur einer goldenen Watch den Kunden ungleich teurer zu stehen kommt als die einer gewöhnlichen Uhr mit Edelstahlgehäuse, wollte Apple auf Anfrage noch nicht kommentieren. In einem konventionellen Uhrenfachgeschäft wird in der Regel zunächst eine Offerte ausgestellt. So auch im Fall des Uhrenfachgeschäfts Türler. Dieses Prozedere sei bei jeder Art von Reparatur der Fall, versicherte der Geschäftsinhaber. Die darauf folgende Basisarbeit beinhalte in der Regel die Kontrolle und die Revision der Einzelkomponenten. Der Kunde bucht laut Türler zur Revision bestimmter Einzelteile - wie Ziffernblatt - zusätzliche Optionen. Die gesamte Revision kann vom Kostenpunkt (je nach Uhr) natürlich stark variieren.
Dass eine Revision einer mechanischen Uhr einen vier- bis fünfstelligen Kostenaufwand ausmacht, ist natürlich selbsterklärend. Nach wie vor ein Rätsel bleibt, warum Apple für eine goldene Uhr, nota bene für eine Smartwatch, Revisionspauschalen von bis zu 3000 Euro veranschlagt. Man kann höchstens spekulieren, ob Apple hierbei das Reparaturprozedere so einfach wie möglich halten will und Kunden die Uhr notfalls durch ein Einstandsmodell ersetzt.
Dass eine Revision einer mechanischen Uhr einen vier- bis fünfstelligen Kostenaufwand ausmacht, ist natürlich selbsterklärend. Nach wie vor ein Rätsel bleibt, warum Apple für eine goldene Uhr, nota bene für eine Smartwatch, Revisionspauschalen von bis zu 3000 Euro veranschlagt. Man kann höchstens spekulieren, ob Apple hierbei das Reparaturprozedere so einfach wie möglich halten will und Kunden die Uhr notfalls durch ein Einstandsmodell ersetzt.