Robert-Half-Studie 26.10.2022, 13:52 Uhr

Das verdienen die Schweizer IT-Profis

Die Schweizer Unternehmen erwarten für 2023 ein Wirtschaftswachstum. Deshalb suchen sie nach weiteren Fachkräften. Doch der Personalmangel ist gerade in der IT-Branche gross. Ein guter Lohn allein reicht nicht mehr aus, um einen Spezialisten langfristig zu halten.
Die Löhne in der IT-Branche sind wegen des Fachkräftemangels hoch
(Quelle: NMGZ)
In der neuen Gehaltsübersicht 2023 des Personal-Dienstleisters Robert Half sehen die Führungskräfte der Schweizer Unternehmen positiv in die Zukunft. Über die Hälfte (62 Prozent) denkt, dass ihr Unternehmen dank besserer Geschäftsmöglichkeiten, einer stabileren Wirtschaftslage und höheren Budgets während der nächsten Monate wachsen wird. Entsprechend sind die verantwortlichen Manager auf der Suche nach neuen Mitarbeitern, um ihre Teams zu verstärken. Beinahe drei Viertel (73 Prozent) der Personalverantwortlichen möchten bereits in der zweiten Hälfte dieses Jahres weitere Neueinstellungen vornehmen.
Der Wille zur Teamaufstockung ist also vorhanden. Wo es hapert, sind allerdings die verfügbaren Fachkräfte und ihre feste Bindung an ein Unternehmen. In den Augen der befragten Verantwortlichen wird die Suche nach geeigneten Mitarbeitern 2023 schwieriger sein als noch vor der Pandemie. Das ist ein Grund, weshalb mehr als jedes zweite Schweizer Unternehmen (56 Prozent) plant, zur Unterstützung der Geschäftsentwicklung zusätzliche Angestellte im Teilzeitpensum anzustellen. Gut die Hälfte der Befragten will ausserdem freiberufliche Mitarbeiter einsetzen, um bei den aktuellen Projekten mehr Ressourcen zur Verfügung zu haben.

Konkrete Gehaltsbeispiele

Wegen des enormen Bedarfs und der geringen Verfügbarkeit der Spezialisten sind die Löhne in der Branche momentan entsprechend hoch. So verdient ein Mitarbeiter am Helpdesk, einer der zur Zeit gefragtesten Kategorie von IT-Spezialisten, gemäss Robert-Half je nach Erfahrung jährlich zwischen 108'000 und 144'250 Franken. Bei den Softwareentwicklern erhalten Berufseinsteiger in der Web-Entwicklung bereits ein Einstiegsgehalt von 83'500 Franken. Am meisten verdient in der Software-Entwicklung der hochspezialisierte Solution Architect, der sich über ein durchschnittliches Jahresgehalt von 148'250 Franken freuen darf.
Stark gefragt sind in der Schweiz auch die Netzwerkingenieure, die je nach Spezialisierung und Karriereerfahrung ein Jahresgehalt zwischen 84'500 und 122'750 Franken erwarten dürfen. Auch die Position des IT-Teamleiters gehört unter den IT-Spezialisten der Schweiz zu den gefragtesten der Branche. Hier beträgt der Einstiegslohn durchschnittlich 124'250 Franken pro Jahr und steigt auf beinahe 150'000 Franken (149'250 gemäss der Gehaltsstudie).

Extrem gefragt und fürstlich entlohnt

Die Topverdiener der gesuchtesten IT-Spezialisten im Land arbeiten laut der Gehaltsstudie in der Beratung. Sogar ein Junior-IT-Projektmanager startet mit einem Jahreslohn von 128'000 Franken und kann mit steigender Berufserfahrung und den richtigen Weiterbildungen bis zu 167'750 Franken pro Jahr verdienen.
Für die grosse Verantwortung, die sie in diesem angespannten Marktumfeld tragen, werden auch die Schweizer CTOs und CIOs entsprechend entlohnt. Gemäss Robert Half verdient ein Chief Technology Officer jedes Jahr zwischen 163'750 und 206'500 Franken, während ein Chief Information Officer zwischen 191'500 und 218'750 Franken erhält. Aufgrund der hohen Nachfrage in seinem Fachgebiet gehört auch der Chief Security Officer zu den bestverdienenden Topmanagern der Branche. CSOs können je nach Erfahrung ein Jahresgehalt zwischen 176'500 und 206'000 Franken erwarten.

Flexible Arbeitsmodelle sind für Mitarbeitende ein Muss

Während der letzten Jahre wurde das flexible und hybride Arbeiten für viele Arbeitnehmer zum Standard. Heute ist die Möglichkeit, einige Tage vom Homeoffice aus zu arbeiten, für viele Mitarbeiter zu einem entscheidenden Punkt beim Einstellungsgespräch geworden. Angestellte, die bereits davon profitiert haben, wehren sich dagegen, wieder fünf Tage pro Woche ins Büro zu kommen. Gerade in diesem Punkt sind die Schweizer Unternehmen jedoch noch etwas veraltet unterwegs. Nur gut die Hälfte (49 Prozent) der befragten Arbeitgeber will Mitarbeitenden auch in Zukunft die Möglichkeit geben, weiterhin hybrid zu arbeiten. Während die grössere Motivation und das bessere Wohlbefinden der Mitarbeiter dank hybridem Arbeiten zwar nicht wirklich bestritten wird, sorgen sich einige Manager vor einem Verschwinden der Unternehmenskultur (37 Prozent) oder befürchten den Draht zu ihren Mitarbeitern zu verlieren (35 Prozent).
Trotz gewisser Zurückhaltung kann jedoch gesagt werden, die Schweizer Manager sind sich einig, dass flexible Arbeitsmodelle ein wichtiges Element der Mitarbeitergewinnung und -haltung sind. Dementsprechend gibt auch 25 Prozent der Befragten an, dass sie diese Möglichkeit in ihrem Unternehmen weiter ausbauen wollen. Ein weiteres, heiss diskutiertes, Modell zur Verbesserung der Work-Life-Balance der eigenen Angestellten ist ausserdem die pauschale Gewährung zusätzlicher Ferientage. Auch hier scheint sich in der Schweiz etwas zu tun. Gemäss Robert Half möchte ein Drittel der Schweizer Unternehmen seinen Mitarbeitenden im nächsten Jahr nämlich mehr Ferientage anbieten.

Mehr Benefits, um die Mitarbeiter bei Stange zu halten

Während die Flexibilität für die Bewerbenden und die bestehenden Mitarbeiter wie erwähnt eine wichtige Rolle spielt, versuchen die Unternehmen den Arbeitsalltag ihrer Belegschaft auch mit Zusatzleistungen zu optimieren. Bei mehr als jedem zweiten Unternehmen haben Angestellte gemäss Robert Half im nächsten Jahr einen 13. Monatsgehalt, einen Firmen-PC oder -Laptop, ein Firmen-Handy oder eine Kombination daraus zu gute. Auch ein Jahresbonus sowie Zuschüsse an Weiterbildungen sind bei über 40 Prozent der Firmen bereits ein Teil der offerierten Benefits. Bei vielen weiteren Arbeitgebern sind entsprechende Programme in Planung.
Wegen der wirtschaftlichen Unsicherheiten haben sich die Prioritäten laut Robert Half in den letzten Monaten bei vielen Arbeitnehmern in Richtung einer fixen Gehaltserhöhung verschoben. Unternehmen müssen sich daher Gedanken darüber machen, wie und in welchem Rahmen sie die Gehälter ihrer Mitarbeiter anpassen, um diese auch dauerhaft halten zu können. Bereits jetzt setzt gemäss Umfrage beinahe ein Drittel (31 Prozent) der untersuchten Firmen deshalb auf dauerhaft steigende Gehälter. Andere versuchen, die Folgen, die die wirtschaftliche Situation auf ihre Teams hat, durch Massnahmen wie Mitarbeitergeschenke (27 Prozent) oder einmalige Bonuszahlungen (26 Prozent) abzufedern.

Manager wollen Festanstellungen für ihre Teams

Aufgrund des Fachkräftemangels verstärken sich zurzeit viele Unternehmen mit Freelancern und Teilzeitangestellten. Geht es nach den Führungskräften, soll dies jedoch nur ein Notpflaster sein. Auf ihre Einstellungsabsichten angesprochen sagten drei Viertel der befragten CIOs und CTOs, sie würden aktuell Mitarbeitende im IT-Bereich eigentlich gerne fest einstellen. Dass der angespannte Arbeitsmarkt viele Bewerber dazu treibt, höhere Gehälter zu verlangen, gehört bei den Managern nicht zu den Top-Sorgen. Vielmehr kämpfen sie bei der Mitarbeitersuche mit einem Mangel an Flexibilität und einer ungenügenden Work-Life-Balance in ihren Unternehmen, sowie mangelnde Karriereoptionen, die interessierte Bewerber davon abhalten könnten, einen Vertrag zu unterschreiben.
Gerade Know-how in den Bereichen Cybersicherheit (44 Prozent), Leadership und Management (30 Prozent) sowie Netzwerkmanagement (28 Prozent) ist dermassen gefragt, dass ein Experte, der sich für eine Festanstellung bewirbt, während dem Bewerbungsgespräch über eine enorme Verhandlungsmacht verfügt. Vor allem in der Nahrungsmittelindustrie, dem Engineering oder der Entwicklung von Computersystemen ist die Nachfrage nach IT-Experten um ein Vielfaches grösser, als die Zahl der Stellensuchenden.



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