Analyse
29.04.2013, 05:07 Uhr
CA will Legacy loswerden
CA will sich zum zukunftsorientierten Anbieter wandeln. Dafür müssen neue Lösungen her und Altlasten weg. Das soll mit Partnern, Zukäufen und einem Update-Programm geschafft werden.
Mark Combs ist nicht bange um seinen Job. Er verantwortet beim Software-Anbieter CA Technologies das Geschäft mit Mainframe-Produkten ? das substantiell zum Umsatz des Konzerns beiträgt. Von einem Anteil von 60 Prozent ist die Rede. «Nach IBM sind wir der zweitgrösste Anbieter, alle anderen Hersteller wie BMC und Compuware setzen zusammen so viel wie CA um», sagt Combs im Gespräch mit Computerworld. An der Hausmesse CA World vergangene Woche in Las Vegas war allerdings vom Mainframe nicht viel zu hören. Das Milliardengeschäft mit den Grossrechnern zählt augenscheinlich nicht zu den grösseren Baustellen bei CA. Kopfzerbrechen bereitete dem Anfang Jahr neu rekrutierten CEO Mike Gregoire der Mobile-Trend. Zur Konsumerisierung der Geschäftsinformatik hatte CA wenig beizutragen. Auch bei Bring Your Own Device stand der Hersteller am Anfang. In Gartners «Magic Quadrant for Mobile Device Management Software» bekommt CA dann auch nur eine Nebenrolle zugesprochen, unter anderem SAP (Sybase) steht hier im Rampenlicht. Laut CEO Gregoire will auch CA rasch auf die grosse Bühne. Dafür lanciert der Hersteller das gemäss Gregoire «grösste Entwicklungsvorhaben bis 2014»: eine Lösung für das IT-Management von Android, iPhone und Co. Das Produkt wird jedoch nicht von Grund auf neu programmiert, sondern vom Marktfhrer SAP lizensiert. Die Entwicklerressourcen sollen nach den Worten des CEO insbesondere in die Integration der SAP-Produkte in CAs Lösungsportfolio fliessen. Der Administrator verwaltet dann den das iPad genau wie die verteilten Systeme, die Cloud-Ressourcen und den Mainframe.
Unendliches Software-Leben
CA beschäftigt nach eigenen Angaben rund 5900 Programmierer. Sie haben laut CTO John Michelsen aktuell alle Hände voll zu tun. «Ein Ende des Produktlebenszyklus gab es bisher für keines unserer Produkte», sagt der Cheftechnologe der Computerworld. Wenn ein Kunde noch Version 1.0 des Projekt- und Portfolio-Managements Clarity einsetze und auf aktuelle Hardware migriere, mussten die CA-Entwickler Updates liefern ? auch für eine veraltete Version. Das bindet Ressourcen. CEO Gregoire gab an der CA World das Ziel vor, Kunden zum Update auf die neusten Versionen bewegen zu wollen. In Assessments sollen die individuellen Anforderungen ermittelt und Update-Pfade auskundschaftet werden. Diese Dienstleistungen will CA im Rahmen der laufenden Service-Verträge ohne Mehraufwendungen erbringen. Für CTO Michelsen eine Win-Win-Situation, denn der Kunde erhält mehr Funktionalität und CA kann Kapazität für neue Projekte freischaufeln. Und Arbeit steht an, hat CA doch an der Hausmesse die Übernahme von zwei Herstellern bekannt gegeben: Das Sicherheitsgeschäft wird durch den Anbieter Layer 7 ergänzt, die Deployment-Lösung Nolio soll das schmale Portfolio im Bereich der Anwendungsentwicklung (bisher nur die IT-Simulation CA Lisa) verbreitern. Bis die Integration geschafft ist, sind die Entwickler noch gut beschäftigt.
Vorbildliche Mainframes
Der Schwerpunkt bei der Update-Pflege lag gemäss CTO Michelsen in Vergangenheit im Bereich des Portfolios jenseits des Mainframes. «Die Kunden mit Mainframes spielten mindestens alle zwei Jahre, häufig sogar jedes Jahr die Updates ein», lobt er. Diese User ? in der Schweiz laut Country Manager Jrg Schleier unter anderem fast alle grossen Finanzdienstleister ? sind offenbar vorbildliche Update-Empfänger. Allerdings sind die Grossrechner auch häufig für geschäftskritische Transaktionen verantwortlich, die besondere Wartung erfordern. Diese Zielgruppe werden Mark Combs und sein Team auch in Zukunft bedienen können. Sein Job ist offenbar wirklich sicher.