Unified IT-Management
24.06.2013, 12:52 Uhr
Strategien und Lösungen
Am Computerworld-Roundtable tauschten IT-Leiter aus den verschiedensten Unternehmensbereichen – von Pharma über Detailhandel bis zur Finanzindustrie – ihre Erfahrungen mit dem Thema «Unified IT-Management» aus.
Die Marktforscher von IDC prognostizieren für das laufende Jahr einen Paradigmenwechsel. Nach Mainframe und Client-Server-Systemen soll nun die «dritte IT-Plattform» folgen, bestehend aus Mobile, Social und Computing. Das stellt vor allem die IT-Infrastruktur vor grosse Herausforderungen, denn alles soll mit allem vernetzt und jederzeit von überall erreichbar sein. Wie stellen sich die CIOs darauf ein? Am CIO-Roundtable, einer hochkarätigen Experterunde, zu der Computerworld gemeinsam mit den Sponsoren NetApp und Business Sunrise ins Dolder Grand gelanden hatte, wurden die Chancen und Risiken einer immer komplexer werdenden IT-Infrastruktur diskutiert, in der alles mit allem vernetzt und von jedem Ort aus zugänglich ist. Das Kurzfazit ausnahmsweise zu Beginn: die CIOs scheinen grösstenteils die gleichen Probleme zu haben und – je nach Industriesektor – auch ähnliche Lösungsansätze zu kennen.
Standardisierung ja, aber...
Beispielsweise ist man sich einig, dass die Standardisierung immer weiter voranschreiten soll, dafür aber klare klare Richtlinien festgelegt werden müssen. Ansonsten entschlackt sie womöglich die Prozesse nicht, sondern macht die IT noch komplizierter. Bruno Schwager, Group CIO der Ammann Group und Markus Riner, CIO der EKZ, setzen darum auf Leistungskataloge, die mit fixen Preisen Transparenz schaffen sollen. Dies soll auch eine Chance für die IT sein, Akzeptanz bei den Usern zu gewinnen. Doch mit der fortschreitenden Standardisierung kann auch ein Verlust an Innovation einhergehen, was dem Image der IT nicht gerade förderlich ist. «Darum arbeite ich daran, den Fachbereich zu überzeugen, dass er mit der Standardisierung einen Business-Vorteil hat,» sagt Schwager. «Dazu muss die IT aber in die Unternehmensstrategie eingebunden werden, und so werden wir irgendwann auch verstanden.»
«Hartnäckig bleiben»
Die Kollegen sind seiner Meinung. «die IT muss aus dem Schatten rauskommen. Dazu muss man hartnäckig bleiben,» sagt Silvio Weyermann, IS Country Manager Switzerland von Mondelez International (ehemals Kraft Food). Und Matthias Legler, CIO des Universitätsspitals Basel sieht es pragmatisch: «Die Standardisierung ist schon wichtig. Das bedeutet aber andererseits nicht, dass die IT nicht mehr sexy sein kann. Aber: Die IT sollte nicht versuchen, noch besser oder innovativer zu sein, als das Business selbst.» Aber warum sollten sich die CIOs überhaupt noch mit dem IT-Betrieb herumschlagen, wenn Sourcingprovider ohnehin günstiger sind? Silvio Weyermann sagt: «Die Tatsache das alles ausser Governance outgesourced ist bedeutet, dass die strategische Partnerschaft mit dem Lieferanten nur ein Erfolg sein kann, wenn die Governance gut ausgearbeitet ist und vom Lieferanten verstanden wird.» Aus dem gleichen Grund hat sich Jean-Claude Flury, IT-Leiter des Pharmaunternehmens Siegfried gegen ein komplettes Outsourcing entschieden: «natürlich haben wir uns Outsourcing auch überlegt. Aber wir haben uns schlussendlich dagegen entschieden, weil eine interne Lösung in unserer komplexen Applikationslandschaft letztlich flexibler und günstiger ist.» Lesen Sie auf der nächsten Seite: Mobile bleibt Risikofaktor
Mobile bleibt Risikofaktor
Eine grosse Chance bietet sich der IT auch im Bereich Mobile. Allen Teilnehmern war klar, dass mobile Geräte von den Mitarbeitern gewünscht sind. Wer hier Freiheiten schafft, kann endlich auch mal als Enabler und nicht immer nur als Bremsklotz wahrgenommen werden. Hier herrsche aber eine ständige Abwägung zwischen Sicherheit und Komfort, so die CIOs. Diese sieht je nach Branche anders aus. Matthias Legler erklärt, dass sie Mobile Device Management bereits aufgebaut hätten. Das sei aber auch nötig bei der Vielzahl der benutzer- und spitaleigenen Tablets und Smartphones im Unispital. Allerdings kommt neben der Balance zwischen Sicherheit und Komfort im Spital eine weitere Dimension hinzu: Der schnelle unkomplizierte Datenzugriff im Notfall. Darum sieht der CIO differenzierter: «Man kann Systeme nicht - wie beispielsweise bei Banken – hermetisch verschliessen. Wenn es um Leben und Tod geht, hat der schnelle Zugriff auf die Patientendaten höchste Priorität.» Jürgen Pulm, als CIO von Coutts & Co, der Wealth Management Einheit der Royal Bank of Schottland, direkt angesprochen erklärt, warum er restriktiver sein muss: «Die ganzen Phishing-, Steuer-CDs und DDoS-Affären führen dazu, dass die Sicherheit bei uns sehr hoch priorisert wird und im Zweifelsfall auch Vorfahrt über den Komfort erhält.