Autopilot für die IT 29.06.2009, 14:47 Uhr

Software Management bei Pro Infirmis

Bei der Schweizer Non-Profit-Organisation Pro Infirmis betreuen vier Mitarbeiter rund 550 Arbeitsplätze an 50 Standorten - das klappt nur mit einer zentralen IT-Infrastruktur und einem effizienten Software Management.
Marco Röthlisberger, IT-Leiter Pro Infirmis
Stefan Heller ist Director Product Marketing Infrastructure Management bei FrontRange Solutions Deutschland
Jedes Jahr suchen nahezu 20000 behinderte Menschen und Angehörige eine der rund 50 Beratungsstellen von Pro Infirmis in der Schweiz auf. Das IT-Team der grössten Schweizer Behindertenorganisation kümmert sich um die Computer der rund 550 Mitarbeiter. Das Problem dabei: Eine historisch gewachsene, heterogene Landschaft mit unterschiedlicher Hardware sowie verschiedenen Betriebssystemversionen und Applikationen, aufgesetzt auf einer jeweils lokal verwalteten, autonomen IT-Infrastruktur mit Servern an Standorten in der ganzen Schweiz.
Diese ressourcenverschlingende Konstellation entsprach nicht mehr den Gegebenheiten der heutigen Arbeitswelt, in der nicht mehr die einzelnen Standorte im Mittelpunkt stehen, sondern die Kollaboration von übergreifenden Projektgruppen. Aufgrund der veränderten Bedürfnisse hat Pro Infirmis 2006 eine Erneuerung und gleichzeitig einen Paradigmenwechsel beschlossen. Anstelle der ausschliesslich dezentralen Organisation sollte künftig eine zentrale IT-Infrastruktur eingeführt werden - mit einer zentralen Verwaltung, einer vereinheitlichten Betriebssystem- und Applikationslandschaft sowie mit zentralisierten Daten.

Zentrale Infrastruktur

Die Umsetzung des Projekts wurde 2007 in Angriff genommen, wobei in einem ersten Schritt die zentrale Infrastruktur am Hauptsitz in Zürich aufgesetzt wurde. Aufgrund von technischen, betrieblichen und finanziellen Überlegungen entschied sich Pro Infirmis dabei für eine Infrastruktur auf Basis der Terminalserver-Lösung von Citrix. Diese umfasst 25 physische sowie 20 virtualisierte Server - aus Sicherheitsgründen verteilt auf zwei Lokalitäten und zwei getrennte WANs. In einer zweiten Phase sind sämtliche externen Standorte umgestellt, standardisiert und an die zentrale Infrastruktur angeschlossen worden. Nach rund einem halben Jahr arbeiteten alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit als Thin Clients konfigurierten PCs auf der neuen Umgebung.

Automatische Installationen

Im Rahmen des Gesamtprojekts suchte Marco Röthlisberger, Leiter Informatik bei Pro Infirmis und intern verantwortlich für die Umsetzung, auch nach einer Lösung, mit der sich die Citrix Metaframe Server bei einem Ausfall schnell und zuverlässig neu aufsetzen und konfigurieren lassen. Die Wahl fiel auf eine FrontRange-Lösung: Mit der «enteo Management Suite for Citrix Presentation Server» werden die Applikationen heute automatisch auf die neu installierte Citrix-Server-Farm verteilt.
Laut Röthlisberger ging es beim Projekt «Zentralisierung der Informatik» in erster Linie darum, mit den bestehenden Personalressourcen eine höhere Verfügbarkeit der Systeme und raschere Reaktionszeiten zu erreichen. Die Einsparung von Ressourcen wäre nicht zur Diskussion gestanden: «Wir betreuen mit vier IT-Mitarbeitern 550 IT-Arbeitsplätze an 50 Standorten, da ist kein Einsparpotenzial vorhanden».
Wenn er an die Evaluation der Software-Management-Lösung denkt, muss IT-Leiter Marco Röthlisberger ein wenig schmunzeln: «Ich gestehe, am Anfang haben wir darüber nachgedacht, die Verteilung der Software auf die Citrix-Server manuell mittels Ghost-Image-Dateien vorzunehmen, so wie wir es zuvor vom Aufsetzen der Desktops gewohnt waren. Unser Projektpartner Steffen Informatik hat uns allerdings empfohlen, diese Arbeiten zu automatisieren.»

Know-How-Transfer vom Partner

Steffen Informatik verfügt als Enteo Certified Solution Provider über viel Erfahrung im automatisierten Software Management von Citrix- Presentation-Servern und Farmen. Der Systemintegrator sollte deshalb die Paketierung im ersten Jahr übernehmen, bis die IT-Abteilung von Pro Infirmis selbst genügend Erfahrung auf diesem für sie neuen Gebiet gesammelt haben würde. Aufgrund der Komplexität einer solchen Lösung und der Abhängigkeit von einem Systempartner hatten die beteiligten Entscheidungsträger der Pro Infirmis zunächst noch Bedenken. Diese wurden aber durch ein sauberes Konzept und die Prüfung von Alternativen ausgeräumt: «Wir haben unsere anfängliche Skepsis und das Konzept des Image-Ghostings schnell hinter uns gelassen», berichtet Röthlisberger. Eine Demo und der Vergleich mit anderen auf dem Markt erhältlichen Produkten habe letztlich überzeugt.
Röthlisberger schätzt vor allem das übersichtliche und prozessfreundliche Software Management: «Das ist gerade für uns mit einer vergleichsweise kleinen Umgebung und einer überschaubaren Zahl von Applikationen - darunter vorwiegend Standardprogramme - nicht unwesentlich». Dank der integrierten Entwicklungs- und Testumgebung kann das IT-Team zuerst in einer Testumgebung arbeiten, dann in die Integrations- oder Pilotumgebung wechseln und schliesslich produktiv gehen.
Wartung hinter den Kulissen
Insgesamt zieht der verantwortliche Projektleiter heute eine positive Bilanz: Die Qualität der automatisierten Installationen sei hervorragend, mit einer bisher nicht gekannten Konsistenz und ohne die Fehleranfälligkeit manueller Installationen. Seitens der Benutzer sei die Akzeptanz trotz anfänglicher Bedenken ebenfalls sehr hoch. Die Management Suite erfüllt dabei hinter den Kulissen eine zentrale Funktion, indem sie neue Applikationen schnell und unkompliziert bereitstellt, die Wartung ohne Produktivitätsverlust gewährleistet und den sicheren und stabilen Betrieb im Citrix-Umfeld rund um die Uhr garantiert. Dadurch sinkt nicht zuletzt der Administrationsaufwand erheblich und entlastet die knapp bemessenen personellen Ressourcen.
Inzwischen denkt IT-Chef Röthlisberger bereits an weitere Schritte: «Wir nutzen noch nicht alle Funktionen, die eine solche Lösung bietet». Vor allem das Lizenzmanagement könnte aktuell werden, weil es nicht nur über den installierten, sondern auch über den tatsächlich genutzten Software-Bestand Aufschluss gibt.
Die Projektdaten im Überblick

Betriebssysteme: Windows XP (Client),Windows Server 2003 (Server), VMWare ESX (Virtualisierung)
Software: Windows Office 2003, Abacus 2008, KiSS (Branchen-Software für die Verwaltung von Klientendossiers und Zeitleistungserfassung), MS-SQL, Exchange, Tools; alle Software dreisprachig (deutsch, französisch, italienisch)
Hardware: Citrix auf HP Blade BL460c (16x); Virtualisierung auf HP DL585 (2x) mit HP SAN MSA1500; Daten: HP Tape Library MSA6030; Client-PCs: HP dc5750. Die gesamte IT-Infrastruktur ist redundant in zwei Gebäuden verteilt.
Beteiligte Personen: Ein Projektleiter und drei Mitarbeiter aus der Pro Infirmis IT-Abteilung, drei Mitarbeiter vom Systempartner Steffen Informatik.
Infrastruktur vorher: Dezentrale Client-Server-Infrastruktur mit einem Novell Fileserver an jedem Standort (40 Serverstandorte).
Infrastruktur nachher: Zentrale Citrix- Terminalserver-Infrastruktur auf Windows Server 2003. Verbindung der Standorte über Sunrise VPN. Virtualisierte Appli-kations- und Datenbankserver mit SAN
und Tape Library zur automatischen Datensicherung.
Stefan Heller



Das könnte Sie auch interessieren