22.06.2017, 16:00 Uhr

Olga Sorkine erhält Rössler-Preis der ETH Zürich

Die Informatikerin Olga Sorkine erhält für ihre Leistungen in Computergrafik den diesjährigen Rössler-Preis der ETH Zürich. Die Auszeichnung ist mit 200'000 Franken Forschungsgeldern dotiert.
Die ETH Zürich verleiht den mit 200'000 Franken dotierten Max-Rössler-Preis an die Informatikerin Olga Sorkine. Ihre Forschung im Bereich Computergrafik findet Anwendung in einer Vielzahl von Bereichen, von Hörgeräten bis zur Geschichtsforschung. Sorkine sei im Bereich der geometrischen Modellierung und digitalen Bearbeitung von Geometrie weltweit eine der Spitzenforscherinnen, schrieb die ETH Zürich in einer Mitteilung vom Donnerstag. Die Anwendungen dieser Technik reichen von Animationsfiguren über individuell angepasste Hörgeräteschalen bis hin zu Zahnmedizin und Architektur. Ein weiteres ihrer Projekte befasste sich mit der virtuellen Rekonstruktion historisch bedeutsamer Pergamente des London Metropolitan Archive. Diese waren 1786 bei einem Brand beschädigt worden und für die Forschung nicht mehr zugänglich. Mit Kollegen vom University College London konnte Sorkines Team die Pergamente virtuell wiederherstellen und glätten, so dass sie wieder lesbar wurden. Mit dem Förderpreis von 200'000 Franken möchte die 36-jährige ETH-Professorin nun Ideen umsetzen, für die ihr bisher keine Mittel zur Verfügung standen, erklärte sie gemäss der Mitteilung. Eine solche Idee sei beispielsweise das digitale Design und die Herstellung von Kleidungsstücken, um die Textilindustrie nachhaltig zu modernisieren.

«On demand» statt Überproduktion

«Die heutigen Design- und Herstellungsprozesse sind meist nach wie vor auf Massen- und Überproduktion unter inakzeptablen Bedingungen für Menschen und Umwelt angewiesen», so Sorkine. Stattdessen könnte die Textilindustrie künftig mit entsprechender Technologie massgeschneiderte und digital gefertigte Kleidungsstücke «on demand» anbieten. Die in Russland geborene Informatikerin wanderte im Alter von zwölf Jahren mit ihrer Familie nach Israel aus und nahm bereits mit 15 ihr Studium in Mathematik und Informatik an der Universität Tel Aviv auf. Nach Abschluss ihres Masters folgten Zwischenstationen an der Technischen Universität Berlin und der New York University, bevor sie 2011 für eine Assistenzprofessur an die ETH kam. 2014 wurde sie zur ausserordentlichen Professorin ernannt. Der seit 2009 jährlich an junge ETH-Professoren vergebene Förderpreis geht erst zum zweiten Mal an eine Frau. Gestiftet wurde der Preis von ETH-Alumnus und Mathematiker Max Rössler, der sich von den Leistungen der Preisträgerin beeindruckt zeigte: «Mich als Mathematiker fasziniert ganz besonders, wie Frau Sorkine auf der Grundlage von komplizierten mathematischen Modellen lebensechte Computergrafiken erstellt.»



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