Microsoft-Chef Satya Nadella zu Gast an der ETH Zürich

Frauenmangel: Kulturwandel tut not

Weniger erfreulich ist allerdings der Umstand, dass der Frauenanteil in der Informatik weit unter den Möglichkeiten liegt. «Wir verzeichneten in den letzten Jahren eine Verdoppelung der Studierendenzahl in Informatik, aber nur knapp 20 Prozent davon sind Frauen. Sieht es bei Microsoft besser aus?» wollte der ETH-Präsident wissen. Nadella verwies darauf, dass Mitte der 80er Jahre, als Melinda Gates an der Duke University studierte, der Frauenanteil dort bei 35 Prozent lag; heute ist er hingegen höchstens 20 Prozent.
Zwar setze Microsoft etwa beim Nachwuchsprogramm «MACH» (Microsoft Academy for College Hires) bewusst auf weiblichen Nachwuchs. «Die Richtung stimmt», sagte Nadella. Trotzdem betonte er: «Wir müssen eine Unternehmenskultur schaffen, die darauf ausgerichtet ist, dass sich Frauen wohlfühlen. Sonst wird sich nichts ändern.» Lino Guzzella sieht nicht nur Handlungsbedarf bei der Frauenrekrutierung, sondern generell in der Haltung gegenüber den technischen Disziplinen: «Wir müssen in die Primarschulen und zu den Leuten auf der Strasse gehen, und wir müssen auch den Politikerinnen und Politikern verständlich machen, dass die Gesellschaft von der Computertechnologie stark profitiert.»
Von seinem prominenten Gast wollte er zum Abschluss noch wissen, was das Geheimnis seines Erfolgs sei. Eine Frage, die zuerst mit einer Portion Bescheidenheit gekontert werden musste. «Wenn ich mich selbst als erfolgreich sehen würde, wäre das mein Ende», sagte Nadella. Als er bei Microsoft anfing, habe er niemals das Ziel gehabt, CEO zu werden. Doch dann liess er sich schliesslich doch noch so etwas wie eine Formel zum Erfolg entlocken: «Was auch immer Du tust, geh einfach davon aus, dass es das Beste ist, was dir passieren kann.»
Hinweis: Dieser Artikel wurde von Astrid Tomczak verfasst und ist bei «ETH-News» erschienen.
Hintergrund
Microsoft investiert in die Forschungszusammenarbeit
Mit der ETH und der EPFL pflegt Microsoft eine langjährige Forschungszusammenarbeit. Anlässlich des Besuchs von CEO Satya Nadella gab der US-Konzern bekannt, dass er die Kooperation mit den beiden Institutionen weiterführen wird. So solle in dem 2008 lancierten Swiss Joint Research Center auch künftig gemeinsam in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Mixed Reality sowie Systemtechnologien für Rechenzentren und Sicherheit geforscht werden. Im nächsten Jahr läuft am Swiss Joint Research Center der nächste Forschungszyklus an, der fünf Jahre dauern wird. Gemäss Microsoft wird dort in dieser Zeit an sieben bis zehn konkreten Forschungsprojekten gearbeitet.
Daneben wollen sich die Redmonder noch anderweitig engagieren. Investieren will Microsoft gemäss eigenen Angaben auch in das neue «Mixed Reality & AI Zurich Lab». Im Rahmen dieser Partnerschaft wolle der Konzern mit der ETH Zürich die Grundlagenforschung und angewandte Forschung im Bereich «Computer Vision», insbesondere mit Microsofts HoloLens, vorantreiben. Das Team des «Mixed Reality & AI Zurich Lab» besteht zunächst aus 15 Personen und wird von Marc Pollefeys geleitet.



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