10.11.2006, 09:05 Uhr
Losverkäufer setzen auf Webkundschaft
Mit einer frischen Internetplattform ist Swisslos dabei, sich im Spiele- und Wettgeschäft über die Möglichkeiten aktueller Onlinetechnik das neue Geschäftsfeld zu erschliessen.
Daniel Luder, Projektleiter bei der Lotterieanbieterin Swisslos, hat auf einer Webplattform das schnelle Spielen mit allen Produkten ermöglicht.
Das Geschäft mit Spielen und Wetten über das Internet hat sich in den letzten Jahren auch hierzulande verschärft. Einerseits machen auch in der Schweiz illegale internationale Wettanbieter Druck, die möglichst grosse Profite an ihre privaten Besitzer abliefern wollen, und andererseits ändern sich die Bedürfnisse der Anwender rasant. Betroffen von dieser Entwicklung war auch die Basler Swisslos Interkantonale Landeslotterie. Dort stand man vor der Aufgabe, rechtzeitig zur Fussballweltmeisterschaft 2006 die zeitgemässe Sportwette «sporttip» online anzubieten und danach auch das von den Lotteriegesellschaften von zehn europäischen Ländern gemeinsam durchgeführte «Euro Mil-lions» verfügbar zu machen. Daniel Luder übernahm von Anfang an bei Swisslos die Projektleitung für die Umsetzung einer aktuellen Internet-Spiele-Plattform (ISP). Laut Luder waren die alten Webapplikation aus dem Jahr 2000 zwar robust und einfach in der Bedienung, doch liessen sich keine neuen Anwendungen mehr implementieren. Zudem zeigte sich die Webseite in einem relativ altbackenen Design und hinkte auch heutigen Marketinganforderungen hinterher.
Der Auftrag für den frischen Auftritt von «www.swisslos.ch» ging an Swisscom IT Services (Scis). Sie setzte als Generalunternehmerin für die gesamte ISP auf eine Java-basierte Plattform, die von Emineo entwickelt wurde, und vergab das -Design an die Spezialisten für digitales Marketing von Planetactive sowie die Frontend-Entwicklung an die Dortmunder Softwareschmiede E-Spirit. Unter extremem Zeitdruck, so Luder, ist dann die Realisierung in knapp 11 Monaten - vom ersten Kontakt Mitte 2005 bis zum Aufschalten der Webseite am 3. April 2006 - über die Bühne gegangen. Den Unterlieferanten blieben bis zum Launch sogar nur sechs Monate. «Dass ein solch komplexes Projekt nicht ohne Probleme über die Bühne geht, versteht sich von selbst», schiebt der Projektleiter nach. Viele Tasks, die ansonsten sequentiell ablaufen, mussten wegen des Zeitplans parallel ausgeführt werden, konkretisiert Werner Zecchino, Chef von Emineo.
Die Anforderungen an die Plattform waren laut Luder aber hoch: «Eigentlich entsprechen die Sicherheitsanforderungen denen einer Bankapplikation, wobei aber eine sehr einfache Bedienung im Vordergrund steht.» Hinzu kamen noch regulatorische Anforderungen aus dem Spielumfeld, die ebenfalls abgedeckt sein mussten.
Umzusetzen war ein zeitgemässes Design mit den neuen Spiele- und Wettmöglichkeiten. Dazu kam J2EE-Technik zum Einsatz, wobei die Lösung nach dem SOA-Prinzip (Service Oriented Architecture) entwickelt wurde. So stehen den Kunden von Swisslos heute die zentralen Dienste wie das Führen eines Benutzerkontos (Wallet) oder die Registrierung, die den Verkauf aller Wetten und Spiele von Swisslos unterstützen, 24 Stunden am Tag zur Verfügung. Zudem kann mit nur einem Login an den diversen Swisslos-Angeboten teilgenommen werden.
Losverkäufer setzen auf Webkundschaft
Insgesamt ermöglicht der modulare Aufbau der jetzigen Plattform die Integration neuer Spiele und damit das Eingehen auf kommende Kundenbedürfnisse. Und schon jetzt interagiert die ISP auch mit verschiedenen Drittsystemen wie dem zentralen Spielsystem von Swisslos, dem System eines Sportinformationsanbieters und dem elektronischen Telefonverzeichnis (ETV), das die Registration vereinfacht. Darüberhinaus stehen für das Auf-laden der Wallets diverse -Einzahlmöglichkeiten zur -Verfügung.
Die Realisierung des Projektes verlief aufgrund des Zeitdrucks zum Teil sehr chaotisch. «Das Projekt hatte sehr viele Hürden zu meistern,» wie Emineo-Chef Zecchino wenig beschönigend erklärt. Sehr problematisch sei gewesen, dass im Projektverlauf der Gesamtprojektleiter wie andere Verantwortliche mehrfach wechselten. Luder kritisiert Überlappungen von Arbeiten, die eigentlich sequentiell abgewickelt werden müssten wie die «Umsetzung ohne fertiges Design» und die «Tests auf einer unfertigen Plattform.»
Dennoch ist Swisslos heute mit dem Start der neuen Plattform und den ersten Rückmeldungen zufrieden. Laut Luder ist es erfreulich, wie viele Kunden inzwischen schon ihren Lottozettel über die verjüngte Web-Seite abgeben und an der Sportwette «sporttip» übers Internet teilnehmen. Ab Januar 2007 soll nun auch «Euro Millions» auf der ISP spielbar sein.
Weitere Informationen
Swisslos
Die Swisslos Interkantonale Landeslotterie ist eine Genossenschaft, an der 19 Kantone der Deutschschweiz und das Tessin beteiligt sind. Der Spielegewinn kommt ganz gemeinnützigen Zwecken zugute. Im letzten Jahr ist mit 220 Mitarbeitern ein Bruttospielertrag von 525 Millionen Franken erwirtschaftet worden.
Volker Richert