10.02.2015, 13:41 Uhr

Berner E-Werk wird Internet-Provider

Der Stadtberner Energieversorger Energie Wasser Bern (EWB) wird Internet-Provider. Und stösst damit auf Kritik.
Der Stadtberner Energieversorger Energie Wasser Bern (EWB) wird Internet-Provider. Unter der Marke «ewb.internet» bietet das Unternehmen Glasfaser-Verbindungen in fünf Geschwindigkeiten an. Die Produkte tragen berndeutsche Bezeichnungen für das Wort schnell: «Gschwing», «Hurti», «Tifig», «Bouzgredi» und «Vougas». Mit dem Glasfasernetz, das EWB zusammen mit Swisscom seit einigen Jahren in der Stadt Bern baut, verfügt EWB über die entsprechende Infrastruktur.
Beim EWB ist man überzeugt, ein erfolgreicher Telekom-Anbieter sein zu können. Ein Test im vergangenen Jahr mit rund 100 Personen hätte entsprechende Ergebnisse geliefert. Eine Besonderheit des EWB-Internet-Angebots ist laut der Mitteilung, dass bei den EWB-Anschlüssen das Herunter- und das Hochladen von Inhalten mit gleich grosser Geschwindigkeit geschehen wird. Ein Internetanschluss gehöre heute zur Grundversorgung wie Strom, Wärme und Wasser, sagt das Unternehmen in einer Erklrung zum neuen Geschäftsfeld.

Partnerschaft mit Swisscom bleibt

Obwohl man nun Konkurrent der Swisscom ist, sei der weitere gemeinsame Glasfaserausbau nicht nicht von diesem Projekt betroffen, sagt EWB. Sämtliche Wohn- und Geschäftsräume in der Stadt Bern sollen bis 2022 ans Glasfasernetz angeschlossen sein. Rund 50 Prozent der Stadtberner Liegenschaften sind heute mit Glasfasern erschlossen. 140 Millionen Franken investiert EWB laut früheren Angaben bis 2022, um zusammen mit Swisscom allen Stadtberner Haushalten zu Glasfaseranschlüssen zu verhelfen.

Unternehmerisch oder politisch falsch?

Diese hohe Investition sorgte vor zwei Jahren im Berner Stadtrat für eine Kontroverse. Mehrere Stadtratsmitglieder schrieben in einer Interpellation, EWB gehe in einem hart umkämpften Wettbewerb mit dem Bau eines Glasfasernetzes für so viel Geld ein zu hohes Risiko ein. Diese Kritik wiederholte am Montag auf Anfrage einer der Interpellanten, der EVP-Stadtrat und Informatik-Spezialist Matthias Stürmer. Er finde den Einstieg von EWB in den Internet-Provider-Markt «höchst kritisch». Es sei ordnungspolitisch falsch, dass sich EWB selber an Endkunden richte. Offensichtlich handle es sich um eine Notlösung, weil das geplante Businessmodell nicht aufgehe. Das EWB sieht dies anders. Mit dem Bau des Glasfasernetzes habe sich das Unternehmen als Grundversorger zu einer modernen Kommunikationsinfrastruktur bekannt und verschaffe der Stadt Bern damit einen Standortvorteil. Es sei darum ein unternehmerischer, kein politischer Entscheid gewesen.



Das könnte Sie auch interessieren