Hintergrund 05.07.2019, 13:58 Uhr

Facebook, Libra und die Banken

Die Facebook-Währung Libra sorgte in der Finanzwelt für Aufruhr. Experten räumen ihr im Erfolgsfall gute Chancen ein, den internationalen Zahlungsverkehr zu verändern. Sie wird jedoch weniger als Kryptowährung, sondern vielmehr als «eine Art PayPal 2.0» bezeichnet.
(Quelle: Pixabay)
Die Ankündigung von Facebook, mit Libra eine eigene Währung zu schaffen, schlug hohe Wellen. Mit einer Kryptowährung hat das Zahlungsmittel aber wenig gemein. Den beteiligten Unternehmen geht es wohl eher um ein Gegenmodell zu Bitcoin und Co. Das Konsortium rund um den Facebook-Konzern hat mit Libra im Erfolgsfall gute Chancen, den internationalen Zahlungsverkehr zu verändern. Mit namhaften Grössen wie Visa, Mastercard und PayPal an der Seite startet das Projekt mit einem breiten Fundus an Wissen über Zahlungsnetzwerke und deren Infrastruktur.

Daten als Ertragsquelle

Ohne die Unterstützung dieser Firmen wären die Aussichten auf Erfolg deutlich geringer: «Ein reines Facebook-Projekt hätte keinerlei Chancen gehabt», ist Fabian Schär, Professor und Geschäftsleiter am Center for Innovative Finance der Universität Basel, überzeugt. Ein grosses Fragezeichen setzt der Blockchain-Experte aber hinter die Ertragsquellen. Denn die Gebühren für Zahlungen sollen laut Facebook verschwindend klein sein. Den «Business Case» sieht Schär eher in der Verwertung von Zahlungsdaten und im Zinsgeschäft. Eine Integration von Facebook-Plattformen wie Instagram und WhatsApp würde es dem Konzern ermöglichen, den erfolgreichen «Super App-Modellen» wie WeChat aus China entgegenzutreten.

Libra braucht die Banken

Genügend Schlagkraft besitzt das Konsortium allemal. Unter den bisher 28 Partnern befinden sich neben den grossen Payment-Anbietern auch Unternehmen wie Ebay, Uber, Lyft und Spotify dabei. Einzig ein klassisches Bankenhaus fehlt. Bekanntlich soll Libra an «harte Währungen» wie den Dollar, Euro oder Yen gebunden sein, um Wertschwankungen zu minimieren. «Dafür dürfte eine klassische Bank benötigt werden», lautet Schärs Prognose.
Dies ist aber nur eine Frage der Zeit, ist David Marcus, CEO der neugegründeten Facebook-Tochter Calibra, überzeugt. Der ehemalige PayPal-Chef und Vize von Facebook Messenger rechnet fest damit, dass sich bis zum Start von Libra im Jahr 2020 «einige Banken» dem Konsortium anschliessen werden, wie er in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg sagte. Die Chancen, dass es dem Libra-Konglomerat gelingt, die Banken an Bord zu holen, schätzt auch der Blockchain-Experte Schär als «relativ gross» ein. Zudem gehören dem Verbund auch grosse Krypto-Unternehmen wie Xapo oder Coinbase an. Diese erbringen bereits heute bankenähnliche Dienstleistungen für Private und Institutionelle.



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