Praxis 20.04.2015, 08:00 Uhr

Weniger Unfälle dank der Analyse-Applikation VUGIS

Die von ELCA und anderen Entwicklern realisierte Webapplikation VUGIS ermöglicht den effizienten Austausch von Verkehrsinformationen und dient zur geografischen Analyse von Verkehrsunfällen.
Im Jahr 2013 ereigneten sich auf Schweizer Strassen 17'473 polizeilich gemeldete Unfälle mit Personenschaden. Dabei kamen 269 Personen ums Leben, 4129 wurden schwer und 17'250 leicht verletzt. Unfälle mit blossem Sachschaden wurden über 50'000 gemeldet. Mit dem Verkehrssicherheitspaket Via sicura hat sich der Bund zum Ziel gesetzt, mehr Sicherheit im Strassenverkehr zu erreichen. Mit anderen Worten: eine Reduktion der Todesopfer und verletzten Personen. Ein wichtiger Teil ist dabei die Analyse von Unfällen. In der geografischen Untersuchung von Unfällen und Unfallschwerpunkten werden Bund und Kantone durch Location Intelligence unterstützt. Ein zentrales Instrument für die Unfallanalyse ist die Fachapplikation VUGIS (Verkehrsunfallanalyse mit Geoinformationssystemen), die unter anderem von ELCA entwickelt wurde. Geografische Unfallanalyse Die Strasseneigentümer – also Bund, Kantone und Gemeinden – müssen  im Rahmen des Unfallschwerpunkt-Managements die besonders risikoreichen Stellen identifizieren und entsprechende Massnahmen treffen. Nachdem bei einem Unfall die Polizei alle relevanten Angaben in einem Unfallaufnahmeprotokoll festgehalten hat, werden die Daten in das gesamtschweizerische Register übertragen – qualitätsgesichert und georeferenziert. Für die Analyse der Unfälle eignet sich eine Kartendarstellung besser als rein tabellarische Auflistungen. Mit der Webapplikation VUGIS werden Unfallschwerpunkte in der ganzen Schweiz automatisiert identifiziert und klassifiziert. Die Anzeige der Unfälle auf einer Karte ermöglicht eine übersichtliche Prüfung des Unfallschwerpunkts.
Vor der Einführung von VUGIS mussten die Strasseneigentümer oft mehrere Wochen Arbeit in die Suche von Unfallschwerpunkten investieren. Die neue Lösung benötigt für die Berechnung über die ganze Schweiz eine halbe Stunde, dadurch können die knappen Budgets für die vertiefte Analyse und für die Massnahmen genutzt werden. Die Anwendung ist bei rund 150 Nutzern im ASTRA und den kantonalen Polizeibehörden und Tiefbauämtern sowie bei einigen Städten und Gemeinden im Einsatz. Komplexe Abfragen einfach erstellt Während die Definition der Unfallschwerpunkte strikt geregelt ist, kann die Unfalldatenbank mit der VUGIS-Webapplikation sehr flexibel nach räumlichen Kriterien und verschiedensten Attributen durchsucht werden. Dies sind zum Beispiel Unfallschwere, Infrastruktur-Attribute oder Altersstufe der betroffenen Verkehrsteilnehmer. Die Nutzer erstellen dabei über ein Abfragemodul ohne SQL-Kenntnisse komplexe Abfragen und ermitteln so beispielsweise alle Unfälle, die sich in einem bestimmten Zeitraum im Umkreis von 300 Metern um eine Primarschule mit einer Unfallbeteiligung von Kindern ereignet haben. Einmal definiert, können solche Suchkriterien für künftige Auswertungen gespeichert werden. Die gefundenen Unfälle zeigt die Webapplikation auf einer Karte je nach Art des Unfalls mit Symbolen in unterschiedlichen Farben und Formen an. Mit einem Klick auf einen bestimmten Unfall erscheinen alle Informationen, die dazu in der Unfalldatenbank vorhanden sind. Die Unfalldaten werden dazu täglich aus dem Data Warehouse in das VUGIS-System übertragen. Bei der Entwicklung der Applikation wurde besonders auf die Leistungsfähigkeit der Kartendarstellung in Kombination mit Filtern geachtet. Das Ziel war es, die Ergebnisse möglichst ohne Wartezeit anzuzeigen, um eine hohe Akzeptanz der Benutzer zu erhalten. Für die Dokumentation bietet VUGIS ein ausgereiftes Druckmodul, mit dem PDF-Karten bis zum Format A0 erzeugt werden können. Direkt aus der Webapplikation lassen sich zudem tabellarische PDF-Berichte erstellen. Projekt agil umgesetzt Die aktuelle Version von VUGIS hat ELCA mit einer Gruppe von neun Softwareingenieuren und User-Interface-Spezialisten in enger Zusammenarbeit mit dem ASTRA, dessen Fachunterstützung und den kantonalen Expertengruppen entwickelt. ELCA erhielt den Zuschlag auf Basis einer WTO-konformen Ausschreibung, bei der neben dem Preis und der agilen Entwicklung die Fachkompetenz eine wichtige Rolle gespielt hat: Die Lösung VUGIS basiert auf unterschiedlichen Technologien, die auf einer tiefen Ebene eng verzahnt werden mussten – neben der GIS-Technologie von ESRI, der Business-Intelligence-Plattform von SAP BusinessObjects, der Microsoft-Umgebung mit ASP.NET und C# und der Oracle-Datenbank  wurden aktuelle Webtechnologien wie JavaScript, Dojo, HTML5 und CSS3 eingesetzt. Nutzer im Zentrum Besonderes Augenmerk lag auf der Nutzerakzeptanz. Bereits beim Entwicklungsstart wurden deshalb die Endanwender ins Projekt mit einbezogen. Zuerst mithilfe von Prototypen auf Papier, später mit erstellten Zwischenlösungen, konnten auch kritische Vertreter von Kantonspolizeien, Tiefbauämtern und des ASTRA die Webapplikation ausprobieren und ihre Verbesserungsvorschläge aktiv einbringen. Grossen Wert legte das ASTRA auf die Qualitätssicherung. Dazu wurde eine CI-Umgebung aufgebaut (Continuous Integration), die jede Änderung am Quellcode prüft, automatische Tests durchführt und eine statistische Auswertung des Quellcodes erstellt. Neben den in Softwareprojekten üblichen Unit Tests umfasste der Testprozess auch automatische Bedienungstests mit Simulation von Benutzeraktionen – so konnte die Anwendung laufend auf verschiedene Nutzungsszenarien überprüft und optimiert werden.


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