Praxis 23.03.2015, 09:00 Uhr

Erfolgreich in Vietnam

Seit 15 Jahren setzt das Schweizer IT-Unternehmen Elca Informatik auf das Software Offshore-Modell mit Vietnam – mit Erfolg.
Vor 15 Jahren, am 5. Februar 1998, ist der Schweizer Jean-Paul Tschumi, Leiter von ELCA Vietnam, in Ho Chi Minh City gelandet mit dem Auftrag, dort ein Offshore-Business für ELCA aufzubauen. Was mit sechs Leuten begonnen hat, ist heute ein erfolgreicher Produktionsstandort mit über 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. ELCA Vietnam dient der Muttergesellschaft in der Schweiz als verlängerte Werkbank. Ausgelagert werden vor allem die Bereiche Entwicklung, Systemintegration und Maintenance. Daniel Gorostidi, CEO und Verwaltungsratspräsident von ELCA, betont: „Ho Chi Minh City dient uns primär als Produktionsstandort.“ Die Aufträge gewinnt ELCA vorwiegend in der Schweiz und im europäischen Markt.
Die Ingenieure in der Schweiz erarbeiten gemeinsam mit dem Kunden Spezifikationen und entscheiden, ob und in welchem Masse Projekte nach Vietnam ausgelagert werden. Damit die Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und Vietnam einwandfrei funktioniert, besuchen regelmässig Mitarbeitende von ELCA Vietnam die Arbeitskolleginnen und –kollegen in der Schweiz und umgekehrt.
Für ELCA ist das Offshore Business ein wichtiger Wettbewerbsfaktor. Dank der vietnamesischen Niederlassung gewinnt ELCA an Flexibilität. „Diese Flexibilität stärkt unser Unternehmen in der Schweiz“, ist Daniel Gorostidi überzeugt. Zu Entlassungen in der Schweiz wegen des Standorts Vietnam kam es denn auch nicht. Im Gegenteil. ELCA Schweiz zählt heute 450 Mitarbeitende, etwa drei mal mehr als vor 15 Jahren. Die Entscheidung für Vietnam war für ELCA wegweisend. 1998 war ELCA eine der ersten ausländischen Software-Firmen, die sich in Ho Chi Minh City niederliessen. Das Schweizer Unternehmen etablierte sich rasch, unter anderem auch dank der vietnamesischen Regierung, die 1999 ein neues Gesetz verabschiedete, welches IT zu einer der Schlüsselindustrien des Landes ernannte. Dieses Gesetz erlaubte ab 2000, dass Firmen zu 100 Prozent in ausländischer Hand sein können. In den letzten Jahren hat sich die sozialistische Republik in einem rasanten Tempo entwickelt. Das durchschnittliche Wirtschaftswachstum der letzten zehn Jahre lag bei etwas über 5 Prozent.
In gleichem Masse ist ELCA in Vietnam gewachsen: 2005 zählte das IT-Unternehmen um die 50 Mitarbeitende, heute sind es über 100. „Unser Team inklusive dem Management ist fast 100-prozentig vietnamesisch“, so Jean-Paul Tschumi. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommen direkt von der Ho Chi Minh City Univerity of Technology, mit welcher ELCA seit Jahren eine enge Zusammenarbeit pflegt. Jährlich graduieren bis zu 80‘000 Studierende mit einem Informatikabschluss. Mangel an Nachwuchs gibt es also nicht. „Und die jungen Menschen in Vietnam wollen arbeiten und weiterkommen“, weiss Tschumi aus Erfahrung. ELCA investiert in Vietnam in die jungen Mitarbeitenden, bildet sie aus, gibt ihnen die Möglichkeit, Berufserfahrung und Knowhow aufzubauen. „Wir können auf viele langjährige Mitarbeitende zählen“, sagt Tschumi. Und ergänzt nicht ohne Stolz: „Unser erster Mitarbeiter, den wir in Ho Chi Minh City eingestellt haben, arbeitet immer noch für uns.“ Eines ist klar: ELCA wird auch künftig auf das Offshoring-Modell mit Vietnam setzen. Und auch Jean-Paul Tschumi bleibt ELCA Vietnam treu: „Die jugendliche Frische und Dynamik ist ansteckend und mit unserem motivierten und kompetenten Team öffnen sich dauernd neue Möglichkeiten. Wir prüfen auch, ob wir nach 15 Jahren unsere Offshore-Kapazitäten für einige auserwählte Schweizer Kunden direkt öffnen möchten.“


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