Millionen für die digitale Medizin

Unfreiwillige Organspende

Annähernd 1500 Menschen warten in der Schweiz auf eines oder mehrere Spenderorgane. Die Spendenbereitschaft ist in der Corona-Pandemie massiv gesunken. Deshalb wirbt die Stiftung Swisstransplant für die Nutzung ihres Online-Portals: «Die Willensäusserung im Nationalen Organspende-Register via Computer, Smartphone oder Tablet ist einfach, sicher und zeitgemäss: www.organspenderegister.ch.» Allerdings war der bis Anfang Jahr in dem Portal implementierte Registrierungsprozess für Organspender zu «einfach». Die Stiftung musste eingestehen, dass sich auch Personen mit falschen Angaben im Register eintragen könnten. Rund 1000 dieser Falscheinträge mussten die Verantwortlichen löschen, da die Registrierung keine Validierung der Personenangaben vorsah. Dieser Mangel rief auch Datenschützer Lobsiger auf den Plan. «Die angezeigten Mängel sind geeignet, das Vertrauen der Öffentlichkeit in das System der Organspende in der Schweiz zu beeinträchtigen», hiess es zur Begründung.
Wegen Sicherheitsmängeln ist die Online-Registrierung für das Organspende-Register weiterhin nicht möglich
Quelle: Swisstransplant
Eine Lösung für den Neustart des Online-Registers ist auch vier Monate später noch nicht in Sicht. Die Stiftung bedauert auf ihrer Webseite weiterhin, dass sie die Möglichkeit der Neuanmeldung «vorübergehend» schliessen muss. Zuerst müsse ein Registrationsprozesses umgesetzt sein, der «die höchsten Sicherheitsanforderungen erfüllt», heisst es dort weiter. Dafür stehe man auch im Kontakt mit Lobsiger. Aber eine Willensbekundung sei schriftlich via «Organspende-Karte» möglich, die via (Online-)Formular geordert werden könne, so Swisstransplant. Die Karte werde dann «per Post» zugeschickt. Hier bremst der Datenschutz das digitale Gesundheitswesen aus.

SwissCovid-App und Zertifikat

Vergleichsweise pannenfrei wurden im vergangenen Jahr die SwissCovid-App und die Impf-Zertifikate an die Schweizer Bevölkerung verteilt. Die zugehörige SwissCovid-App wurde bis heute fast 3,8 Millionen Mal heruntergeladen. Wirklich genutzt wurde sie aber selbst in ihren Spitzenzeiten im ­November 2021 nur von maximal 2,3 Millionen Menschen. Die Zertifikat-App verzeichnet aktuell über 5 Millionen Downloads. Die Zahlen belegen, dass die Bürgerinnen und Bürger nicht abgeneigt sind, Gesundheitsinformationen elektronisch auf ihren Smartphones zu speichern. Mit dem Ende der Pandemie wurden die Apps zwar nun deaktiviert, die zugehörige IT-Infrastruktur wird aber weiterbetrieben. Die App-Entwickler von Ubique Innovation erhielten Ende Januar noch einen freihändigen Zuschlag für die Wartung in Höhe von 2,5 Millionen Franken. Sollten die Apps über das Jahr hinaus erforderlich sein, würden weitere 3 Millionen Franken an Ubique gezahlt – nur für 2023.
Mit einem ähnlich hohen Betrag wurden im vergangenen Jahr die IT-Systeme für die Schweizer Impfkampagne finanziert. Auch hier wurden die Gelder freihändig vergeben, denn die Anbieter hätten umfassende Kenntnisse des Programmcodes. «Eine Weitergabe für Pflege, Support, Wartung und Weiterentwicklung sei wegen des Schutzes des geistigen Eigentums nicht möglich», begründete das BAG. So flossen 2,7 Millionen Franken an OneDoc aus Genf und 3,8 Millionen an Soignez-moi aus Neuenegg. Die Registrierungsplattform von OneDoc wurde in 19 Kantonen und von der Armee genutzt, via Soignez-moi konnten sich die Einwohnerinnen und Einwohner von 15 Kantonen für die drei Impfungen anmelden. Sollten bis Ende Jahr weitere Impfungen nötig sein, könnten die zwei Anbieter mit weiteren 4,5 Millionen Franken rechnen.



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