Erster Deutschschweizer Kanton
15.08.2018, 18:43 Uhr
Basel-Stadt eröffnet ab sofort E-Patientendossiers
Im Kanton Basel-Stadt können Patienten ab sofort ein elektronisches Patientendossier erstellen lassen. Das System dazu wurde offiziell eingeführt. Als IT-Partner ist in Basel die Swisscom mit an Bord.
In Basel ist der Startschuss für elektronische Patientendossiers (EPD) in der Deutschschweiz gefallen: Der Stadtkanton hat am Mittwoch sein System offiziell eingeführt. Patienten können ein EPD erstellen lassen, um ihre Gesundheitsdaten besser greifbar zu machen. Alle Schweizer Spitäler müssen sich gemäss dem Bundesgesetz über das elektronische Patientendossier bis 2020 am EPD-Netz beteiligen. Alters- und Pflegeheime sowie Geburtshäuser haben zwei Jahre mehr Zeit. Nachdem Genf 2010 vorausgegangen war, ist Basel-Stadt nach eigenen Vorarbeiten ab 2011 nun seit Mittwoch erster Deutschschweizer Kanton mit EPD im Normalbetrieb.
Laut dem baselstädtischen Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger spricht insbesondere Effizienz für die Einführung des elektronischen Patientendossiers. Mit digital abgelegten Daten etwa zu früheren Behandlungen, Impfungen, Allergien sowie einer Patientenverfügung könnten Behandlungen besser und sicherer werden, sagte er vor den Medien.
Zugriff à la carte
Beim Nordwestschweizer System namens «myEPD» soll die Kundschaft die Zugriffsrechte online detailliert selber bestimmen. Für das Login setzt myEPD wie manche Onlinebanking-Systeme neben einem Passwort einmal verwendbare SMS-Codes ein; man braucht also auch ein SMS-taugliches Mobiltelefon. Bilddaten, etwa Röntgenbilder, hofft man in einem Jahr integrieren zu können.
Für die Patienten ist das EPD freiwillig. Teile der Ärzteschaft haben allerdings Bedenken zur Datensicherheit. Wegen deren Widerstands besteht für ambulante Leistungserbringer wie Apotheker, Hebammen, Chiropraktiker und eben Ärzte derzeit keine Pflicht zur EPD-Einführung. Grundsätzlich keinen Einblick sieht der Bund für Krankenkassen und Arbeitgeber vor.
Gesundheitsfachpersonen benötigen für den Datenzugriff eine eigene EPD-Identität und müssen weitere Auflagen erfüllen. Allein das Universitätsspital Basel (USB) muss für myEPD rund 800 Personen schulen, wie sein eHealth-Projektleiter Martin Bruderer sagte. Die EPD bleiben laut Adrian Schmid, dem Leiter von eHealth Schweiz, völlig getrennt von Administration und Rechnungswesen des USB. Auch punkto Verantwortung ändert sich laut Engelberger nichts; für Behandelnde sei das EPD eine zusätzliche Informationsquelle.