IT-Branche
22.11.2017, 09:16 Uhr
SwissID bekommt Unterstützung der Banken
Das von Post und SBB lancierte Projekt SwissID bekommt Unterstützung von den Schweizer Banken und der Swisscom. Erste Pilote mit dem Identitätsnachweis laufen schon.
Die Schweiz soll einen einheitlichen elektronischen Identitätsnachweis bekommen. Dafür partnern die ursprünglichen Herausgeber der SwissID, Post und SBB, mit sechs Finanzdienstleistern und der Swisscom. An einem Medienanlass in Zürich wurde ein «Memorandum of Understanding» vorgestellt, das am gestrigen Montag von den beteiligten Unternehmen unterzeichnet wurde.
Die Vereinbarung sieht vor, dass die heutige Trägergesellschaft der SwissID, SwissSign, per Anfang Jahr in einer SwissSign Group aufgeht. An dem Unternehmen werden Post, SBB und Swisscom zusammen 45 Prozent halten, die Credit Suisse, Raiffeisen, Six, UBS sowie Zürcher Kantonalbank ebenfalls gemeinsam 45 Prozent. Die übrigen 10 Prozent hält die Mobiliar. Mobiliar-CEO Markus Hongler will bei den Schweizer Versicherungen dafür werben, dass sie sich ebenfalls an dem Projekt zu beteiligen.
Am Anschluss an die Gründung der SwissSign Group soll Anfang nächsten Jahres die heutige SwissID weiterentwickelt werden. UBS Schweiz will laut Verwaltungsratspräsident Lukas Gähwiler beispielsweise das vorhandene Know-how für das hochsichere Login beim E-Banking in die Partnerschaft einbringen. Die Grossbank steuert wie alle anderen neuen Partner ausserdem Geld für die Implementierung bei.
Neu geleitet werden wird die SwissSign Group von Markus Naef. Er war bis anhin schon CEO von SwissSign, behält also seinen Posten. Er bezifferte die notwendigen Investitionen in die künftige SwissID mit einem «hohen zweistelligen Millionenbetrag». Da Händler und auch Behörden sich auf die via SwissID übermittelten Informationen unbedingt verlassen können, sollen sie für den Identitätsnachweis zahlen. So soll sich die SwissID auf Dauer rechnen, sagte Naef. Für das erste volle Betriebsjahr (2019) kalkuliert er einen Umsatz im «tiefen einstelligen Millionenbereich».
Kostenlose SwissID kommt
Von den Schweizer Bürgern wollen die beteiligten Unternehmen kein Geld verlangen. Die SwissID soll kostenlos verteilt werden – respektive wird es schon. Susanne Ruoff, CEO der Schweizerischen Post, hat die Migration der «Post Logins» bereits gestartet. Die Logins werden auf SwissID umgestellt. Die Post wolle nun «rasch vorwärtsgehen», sagte Ruoff. Sie nannte die gemeinsame SwissID einen «historischen Durchbruch für die digitale Schweiz». Die potenzielle Zielgruppe bezifferte Ruoff mit rund sechs Millionen Anwendern – oder zwei Drittel der Schweizer Bevölkerung.
Ebenfalls mit der Migration befasst ist die SBB. CEO Andreas Meyer nannte es «höchste Zeit, dass wir diesen Durchbruch schaffen». Die Schweizerischen Bundesbahnen wollen bis Ende nächsten Jahres rund zwei Millionen Kunden mit einer SwissID ausstatten, sagte Meyer. Das Unternehmen zählt zu den Unterstützern der ersten Stunde, hat also gut ein halbes Jahr Vorsprung vor den Finanzdienstleistern und der Swisscom.
Staat hat das letzte Wort
Die an dem Anlass anwesenden CEOs von Credit Suisse, Mobiliar, Post, Raiffeisen, SBB, Six, Swisscom, UBS und ZKB betonten, dass sie mit der Initiative dem Bund nicht zuvor kommen wollen. Die Botschaft des Bundesrates zum E-ID Gesetz wird für Mitte nächsten Jahres erwartet, das Gesetz selbst 2019 oder 2020, sagte Naef. Bereits heute ist SwissSign in Gesprächen mit den entsprechenden Gremien, so dass die Weiterentwicklung der SwissID gesetzeskonform geschehen wird.
Gründungsmitglieder: Markus Naef (SwissSign), Susanne Ruoff (Post), Lukas Gähwiler (UBS), Andreas Meyer (SBB), Urs Schäppi (Swisscom), Patrik Gisel (Raiffeisen), Thomas Gottstein (Credit Suisse), Urs Rüegsegger (Six), Daniel Previdoli (ZKB), Markus Hongler (Mobiliar) (von links)
Quelle: computerworld.ch
Die Rolle des Staates bei der Umsetzung von digitalen Identitäten bleibt laut Naef aber zentral. Der Bund definiert einerseits die rechtlichen Rahmenbedingungen und zertifiziert sowie überwacht das E-ID-System. Andererseits können alleine die Behörden staatliche Identitäten definieren und verifizieren. Diesem System wird sich auch SwissSign respektive SwissID unterordnen müssen.
Ebenfalls in Gesprächen ist SwissSign mit dem Eidgenössischen Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragten (Edöp), Adrian Lobsiger. Die Infrastruktur für die SwissID soll ausschliesslich in Schweizer Rechenzentren betrieben und so der Datenschutz gewährleistet werden. Wie Naef sagte, räumt Lobsiger dem Projekt hohe Priorität ein und begrüsst, dass er mit SwissSign inskünftig über eine einheitliche Ansprechstelle verfügen wird.